Anzeichen für Klimawandel auf indigenem Land

1. Februar 2008
von Almir Narayamoga Surui

Von Almir Narayamoga Surui

Zum Dossier: Klima und Wandel in Amazonien

Portugiesisch (PDF, 26 KB)

Alle Welt spricht über den Klimawandel und seine Auswirkungen auf das Leben der Menschen. - Das Leben der indigenen Bevölkerung ist bereits durch das Vorgehen von Holzfällern und Viehzüchtern beeinträchtigt, die die Amazonas-Region zerstören, um ihre Gier nach mehr Geld und Macht zu befriedigen.
Die brasilianische Regierung trägt ebenfalls viel zu den Klimaveränderungen auf unserem Planten bei. Die während der Amtszeit Henrique Cardosos geplanten und unter der derzeitigen Regierung Luis Inácio Lula da Silvas umgesetzten Mega-Entwicklungsprojekte verstärken die Entwaldung in der Region. Paradebeispiele hierfür sind das Wasserkraftwerk am Rio Madeira und die Gaspipeline von Urucu, beides Infrastruktur-Projekte, die zahlreiche, Arbeit und schnelles Geld suchende Menschen nach Amazonien gelockt haben.
Auswirkung dieser Projekte ist eine noch stärkere Entwaldung, da der Wald von Holzfällern und Viehzüchtern abgeholzt wird, die Weideland für ihre Rinder gewinnen wollen. Während die Viehhändler Zugang zu staatlichen Krediten haben, verfügen die Bewohner der indigenen Gebiete über nahezu keine Mittel, um den Wald zu erhalten. Es gibt kaum Mittel für die Schutzgebiete, die indigenen Gebiete und die Projekte zur nachhaltigen Nutzung der Naturressourcen.
Indigene Gebiete und Schutzgebiete unterliegen keinerlei Kontrolle. In der Gewissheit, nicht bestraft zu werden, stehlen skrupellose Holzfäller seelenruhig das Holz, denn die Justiz geht nur selten gegen diese Straftäter vor.

Die beobachteten Klimaveränderungen

Mit der fortschreitenden Entwaldung der Amazonas-Region erfahren wir eine spürbare Wetterveränderung. Früher war es nur drei Tage lang kalt; man nannte es "friagem" (Frost). Heute ist es viel länger kalt, und auch in Zeiten, in denen das früher nie der Fall war. Die Nächte sind wärmer geworden und Früchte, die früher nur im Juni reiften, reifen nun bereits im Januar, zum Beispiel die Broká.
Infolge dieses unklaren Klimas kam es zu einem Anstieg der Atemwegserkrankungen wie Grippe und Lungenentzündung, die sich die indigene Bevölkerung in der Regel beim Kontakt mit nicht-indigener Bevölkerung zuzieht. Ferner wurde beobachtet, dass Wasserläufe, die bisher nie austrockneten, nun im Sommer austrocknen, was schädlich ist für die Entwicklung der an ihren Ufern wachsenden Obstbäume und die Tiere, die sich von diesen Früchten ernähen.
Die Wissenschaftler sehen dies nicht, doch wir, die indigenen Gruppen, spüren am eigenen Leib, wie der Klimawandel sich auf unser Volk, unsere Plantagen und Wälder auswirkt.
Wir wissen, dass die Entwaldung Amazoniens sich stark auf den Klimawandel auswirkt.
Wir glauben, dass unsere Wälder geschützt werden müssen, damit die Welt überleben kann.
Wir wissen, dass alle Länder und Menschen ihren Teil beitragen müssen, um das Klima unseres Planten Erde zu verbessern, damit alle auf einem gesunden Planeten leben können.

Der Beitrag der Paiter zum Klima unseres Planeten

Die Paiter (Surui aus Rondônia) leben auf dem indigenen Land Sete de Setembro in Cacoal, Rondônia, Brasilien, das demarkiert und homologiert ist und 248.147 Hektar umfasst. Die Bevölkerungsgruppe umfasst ungefähr 1.300 Menschen, die die Sprache Tupi Monde sprechen und von Ackerbau und indigenem Kunsthandwerk leben.
Dieses Volk hat lange mitgewirkt bei dem illegalen Holzeinschlag auf indigenem Land, da einige ihrer führenden Köpfe von Holzfällern und korrupten Beamten der Nationale Stiftung für Indigene, FUNAI (Fundaçao Nacional do Indio), die sie mit dem aus dem Holzdiebstahl gewonnenen Geld lockten, dazu verleitet wurden.
In dem Bewusstsein, dass die illegale Praktik des Holzeinschlags ihrer Gemeinschaft nur schadet, gründeten die Paiter die Organisation Metareilá des indigenen Volkes der Surui, um gegen diese illegale Praxis anzukämpfen.
Die Metareilá zeigte Missbrauch und Diebstahl von Holz an, doch dies allein reichte nicht aus, um den geschädigten Wald wiederherzustellen und die Tiere zurückzuholen, die vor dem Lärm der Motorsägen und Lastwagen der Holzfäller geflüchtet waren. Um der Entwaldung entgegenzuwirken, beschlossen sie, das indigene Land aufzuforsten. Sie riefen das Wiederaufforstungsprogramm Pamine ins Leben, das seit 2005 bereits 80.000 Baumspezies in der Region gepflanzt hat. Diese Waldspezies ersetzen die illegal von den Holzfällern geraubten.
Wir glauben, dass sie bereits dazu beitrugen, das Klima zu verbessern und die Tiere in die Region zurückzubringen.

Was wir hoffen

Wir hoffen, dass andere Völker ihre Wälder ebenfalls schützen können, dass die in Städten lebenden Menschen ihren Beitrag leisten, indem sie weniger Autos, weniger elektrische Energie benutzen, und dass die Regierungen auf der ganzen Welt vor der Umsetzung von Projekten an die Umweltprobleme denken, die diese eventuell nach sich ziehen.
Wir hoffen, dass die brasilianische Regierung die politische Entscheidung trifft, die Entwaldung zu verringern und dass dies nicht nur Gerede ist, sondern eine vorrangige öffentliche Politik. Entwicklung um jeden Preis bringt nichts, denn diese Art von Entwicklung wird lediglich die Zerstörung der Naturressourcen unseres Landes beschleunigen.
Die indigenen Völker wollen Entwicklung, solange diese unsere Umwelt, unsere Kultur und vor allem unsere Mutter Erde respektiert.