"Globaler Naturschutz braucht verbindliche finanzielle Zusagen"
Heinrich-Böll-Stiftung, Karoline Hutter, Pressesprecherin
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Zum heutigen Auftakt der Bonner UN-Konferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt erklärt Barbara Unmüßig, Vorstand Heinrich-Böll-Stiftung:
„Die Weltkonferenz in Bonn muss Erfolge vorweisen, wenn sie das globale Artensterben noch stoppen will: Dazu gehören verbindliche finanzielle Zusagen für den globalen Naturschutz sowie völkerrechtsverbindliche Regeln gegen Biopiraterie. Notwendig sind ein Sofort-Programm zum Schutz der letzen Urwälder und ein EU-weiter Importstopp für illegale Tropenhölzer.“
Die Ausrottung der Arten sei eine globale Krise mit ähnlich verheerenden ökonomischen und ökologischen Folgen wie der Klimawandel, so Unmüßig weiter. „Der Schutz der Biodiversität ist ein bislang unerfülltes Versprechen. Die UN-Konferenz muss ihre Zielvorgaben erfüllen und endlich ein weltumspannendes Netzwerk von Naturschutzgebieten einrichten. Gutgemeinte Absichtserklärungen und einzelne Selbstverpflichtungen von Regierungen und der Wirtschaft werden den dramatischen Schwund an Arten und natürlichen Lebensräumen nicht stoppen. Ernstgemeinter Artenschutz muss die notwendigen Finanzmittel auf den Tisch legen, sonst wird er unglaubwürdig." Die Vereinten Nationen schätzen den nötigen Betrag für ein globales Netz von Schutzgebieten auf jährlich rund 30 Milliarden Euro.
Zum Wettstreit um die Nutzungsrechte am genetischen Code erklärt Barbara Unmüßig: "Die Weltgemeinschaft muss in Bonn die Grundlagen für einen verbindlichen Rechtsrahmen gegen Biopiraterie schaffen. Nur so kann die Biodiversitätskonvention ihr 16 Jahre altes Versprechen einlösen, den Entwicklungsländern und ihren Bevölkerungen eine angemessene Gewinnbeteiligung an der kommerziellen Nutzung ihrer genetischen Ressourcen rechtskräftig zu garantieren."
Massive Lobbyinteressen verhinderten bislang eine völkerrechtsverbindliche Regelung, so Unmüßig weiter: "Pharma-, Agrar- und Kosmetikfirmen verdienen Millionen von Dollar mit traditionellem Wissen und natürlichen Ressourcen, die ursprünglich aus Entwicklungsländern stammen und für die sie nie bezahlt haben." Die Herkunftsländer etwa von Heilpflanzen gingen leer aus. "Ohne Fairness wird es kein Fortkommen beim Artenschutz geben. Die Anreize zum Schutz biologischer Vielfalt werden ausbleiben, wenn die Industrieländer nicht die Weichen stellen für einen fairen und verbindlichen Interessenausgleich."
Die Zeit zum Artenschutz drängt: Nach Schätzungen von Umweltverbänden sterben jeden Tag etwa 150 Arten aus, mit fatalen ökonomischen und ökologischen Folgen. Der UN-Gipfel in Bonn sei eine Chance, dem Artensterben entgegen zu wirken, so Unmüßig. „Die Übernutzung der Natur durch den Lebensstil einer globalen Konsumentenklasse ist mit Schutzgebieten und Regeln gegen Biopiraterie alleine nicht zu lösen. Globaler Klimaschutz und der Schutz der
biologischen Vielfalt müssen Hand in Hand gehen."
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