Appell an G8: Schutz des Kongobeckens

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2. Juli 2009

Am Vorabend des G8-Gipfels (8.-10. Juli in Italien) rufen rund 20 zivilgesellschaftliche Gruppierungen aus aller Welt den italienischen Erdölkonzern Eni dazu auf, seine Pläne zur Erschließung der Öl- bzw. Teersande und zur Produktion von Agrotreibstoffen im afrikanischen Kongobecken zu überdenken.

Angesichts der Pläne von Eni stellt sich die Frage, wie ernst es den Regierungen der G8-Länder - und insbesondere der italienischen Regierung als Großaktionär von Eni - damit ist, den Klimawandel zu bekämpfen - immerhin ein Schlüsselthema der diesjährigen G8-Konferenz.

"Was Eni da vor hat", warnt Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, "ist das erste Teersandprojekt in Afrika. Dessen Folgen für die Umwelt und die Menschen in der Region, und für unser Klima, wären gewaltig. Weder die Republik Kongo noch wir können uns das leisten." Öl- oder Teersande werden bislang nur in Kanada abgebaut, und dort sind die verheerenden Umwelt- und sozialen Folgen bekannt: darunter die massive Wasserverschmutzung, die großflächige Zerstörung von Lebensräumen und Waldvernichtung sowie das Entstehen riesiger toxischer Bergeteiche. Pro Barrel fallen bei der Gewinnung von Öl aus Teersand drei bis fünf Mal mehr Treibhausgase an als bei der konventionellen Ölförderung.

2008 hat Eni mit der Republik Kongo mehrere Abkommen zur Erschließung von Teersandvorkommen, zur Entwicklung der Palmölproduktion für die Treibstoff- und Nahrungsmittelerzeugung und zur Stromversorgung mit einem Gesamtvolumen von drei Milliarden US-Dollar unterzeichnet. Das Kongobecken, in dem die Republik Kongo liegt, ist das zweitgrößte noch erhaltene Regenwaldgebiet der Erde und eine unverzichtbare Kohlenstoffsenke.

Die Forderungen der zivilgesellschaftlichen Gruppierungen - unter anderem auch der Heichrich-Böll-Stiftung - an Eni lauten:

  • Offenlegung aller Informationen über die Folgen der Investitionen von Eni in der Republik Kongo, einschließlich der gegenwärtig bei M'Boundi abgefackelten Gasmengen sowie der detaillierten Zeitpläne für die Teersand- und Palmölprojekte.
  • Durchführung angemessener Konsultationen mit den betroffenen Gemeinden, wie sie Eni selbst in seinen Umweltschutz- und Menschenrechtserklärungen vorschreibt. Lokale Gemeinden und indigene Gruppen müssen vorab ihre freie und informierte Zustimmung erteilen, bevor irgendein Projekt realisiert wird.
  • Stopp der weiteren Entwicklung der Teersand- und Palmölprojekte, bis ihre potenziellen Risiken einschließlich ihrer Folgen für die Treibhausgasemissionen vollständig bewertet worden sind und ein glaubwürdiger Risikomanagementplan erstellt worden ist.

Ein aktuelles Briefing Paper, das u.a. von der Heinrich Böll-Stiftung unterstützt wurde, unterstreicht die potenziell verheerenden Folgen der von Eni geplanten Projekte auf die Umwelt und die Menschen vor Ort.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Deutschland: Karoline Hutter, Heinrich-Böll-Stiftung: +49 30 28534 202
Großbritannien: Sarah Wykes, Research Manager: +44 7971 064433.
Republik Kongo: Christian Mounzéo, RPDH: +39 335 57 21 837 oder Sarah Wykes, Research Manager: +44 7971 064433
Italien: Luca Manes, CRBM: Mobil: +39 335 57 21 837/ Büro: +39 06 78 26 855