Studien der Heinrich-Böll-Stiftung zum Welternährungstag

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15. Oktober 2009

Heinrich-Böll-Stiftung, Karoline Hutter, Pressesprecherin
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Zwei Studien der Heinrich-Böll-Stiftung zum Welternährungstag belegen: Direktinvestitionen in den Agrarsektor müssen nachhaltig gestaltet sein.

Ausländische Direktinvestitionen in die Landwirtschaft brauchen klare politische Rahmenbedingungen, sonst verschärfen sie das weltweite Hungerproblem. Zu diesem Ergebnis kommen zwei aktuelle Studien der Heinrich-Böll-Stiftung zu Direktinvestitionen in Äthiopien und der Republik Kongo.

Zuletzt hatte die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) Investitionen in den weltweiten Agrarsektor in Höhe von mehr als 83 Milliarden US-Dollar pro Jahr gefordert. Einen großen Anteil daran sollten private Investitionen haben, so die FAO.

Doch die Studien der Heinrich-Böll-Stiftung zeigen: Direktinvestitionen in die Landwirtschaft können zur Konkurrenz um knappe Produktionsressourcen führen. Allein in Äthiopien hätten Investoren aus der EU, Indien, Saudi Arabien und den USA zwischen 2006 und 2008 über 620 Milliarden US-Dollar in die Produktion von Agrotreibstoffen und 830 Milliarden US-Dollar in die Fleischproduktion investiert, so die Autoren der Äthiopien-Studie. Damit seien mehrere tausend Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche in Äthiopien langfristig an ausländische Investoren verpachtet worden. Die Flächen fehlten der einheimischen Nahrungsmittelproduktion.

"Es ist skandalös, dass ausländische Firmen in einem Land wie Äthiopien, in dem mehr als 45 Prozent der Bevölkerung hungern, und fehlendes, fruchtbares Ackerland ein Hauptgrund für diesen Hunger ist, Flächen pachten, um ihren Energie- und Fleischhunger zu stillen", erklärt Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung. "Agrotreibstoffe und Fleisch für die globalen Mittelschichten verschärfen den Hunger in der Welt."

"Ohne Frage benötigen wir weitreichende Investitionen in den Agrarsektor: Die heutige Landwirtschaft ist den Herausforderungen des Klimawandels und Hungers nicht gewachsen. Investitionen in den Agrarsektor müssen aber nach sozial-ökologischen und geschlechtersensiblen Kriterien ausgestaltet sein. Das ist eine politische Aufgabe erstens Ranges. Solche Investitionen dem Goodwill der Firmen zu überlassen, könnte zur sozialen und ökologischen Tragödie für Millionen von Kleinbauern werden", so Barbara Unmüßig.

Download der Studie "Foreign Direct Investment in the Agricultural Sector in Ethiopia" (auf Englisch)

Download der Studie "Eni's New Investment in Tar Sands and Palm Oil in the Congo Basin" (auf Englisch)

Fachkontakt:
Christine Chemnitz
Referentin EcoFair
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