(Berlin, 12.06.2012) Die Heinrich-Böll-Stiftung stellt heute zwei Studien der Fachöffentlichkeit vor, die sich mit energetischer Gebäudesanierung befassen. Beide Studien untersuchen Förderinstrumente bzw. Investitionsstrategien. Die erste Studie mit dem Titel "Mit EKO-Quartieren zu mehr Energieeffizienz" entwickelt für die Sanierung der Gebäudehülle in Kombination mit einer regenerativen Wärmeversorgung ein eigenes, gebietsbezogenes Förderprogramm. Das Programm soll so ausgestattet sein, dass Stadtquartiere anspruchsvoll und gleichzeitig warmmietenneutral saniert werden können. Erstellt wurde es von dem Architekturbüro "plan zwei" in Hannover.
Die zweite Studie "Neue Finanzierungsmodelle für einen klimaneutralen Gebäudebestand" vergleicht vier Förderinstrumente miteinander und empfiehlt ein sog. Prämienmodell, das vergleichbar zum Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) als Umlagesystem konzipiert ist. Es belastet also nicht den Bundeshaushalt. Damit wird ein dynamischer Investitionsfluss generiert, der nicht von politischen Mehrheiten abhängt ein entscheidender Schritt hin zu mehr Investitionssicherheit. Bislang sei das entscheidende Investitionshemmnis bei tiefgreifenden Investitionen die mangelnde Investitionssicherheit, so die Studie, die vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V. in Berlin verfasst wurde.
Mit diesen beiden Studien bringt die Heinrich-Böll-Stiftung zwei Instrumente in die Diskussion, die dazu beitragen sollen, Bewegung in den schon sprichwörtlichen Sanierungsstau der Bundesrepublik zu bringen. "Uns ist durchaus klar, dass wir uns mit Vorschlägen, die auf neue Umlagen oder Förderprogramme zielen, gegenwärtig auf ein sehr umstrittenes Feld wagen", erklärte Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, anlässlich der heutigen Vorstellung der beiden Studien in Berlin. "Uns geht es darum, im Bereich der Energieeffizienz und der regenerativen Wärme eine ähnliche Dynamik auszulösen, wie sie den Strombereich schon heute kennzeichnet. Eine solche Dynamik wird auf Dauer zu einem sinkenden Energiebedarf und damit auch zu geringeren Energierechnungen für private Haushalte führen."
Der Gebäudebereich ist von zentraler Bedeutung für die Steigerung der Energieeffizienz. "Energieeffizienz ist bislang ein Stiefkind der Energiewende in Deutschland", so Fücks. Dabei sei bekannt: Wenn nicht bis 2050 ein erheblicher Anteil der Primärenergie eingespart werde, die heute notwendig sei, um Strom und Wärme zu produzieren, drohe die Energiewende zu scheitern.
Im Gebäudesektor schlummern gewaltige Potentiale, um ohne Komfortverlust Energie zu sparen, wie beide Studien belegen. Gebäude sind unverändert für 40 Prozent des Endenergieverbrauchs und 20 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Gegenwärtig beträgt die Sanierungsrate weniger als ein Prozent jährlich. Um das Ziel eines annähernd klimaneutralen Gebäudebestandes bis 2050 zu erreichen, müsste die jährliche Sanierungsrate auf mindestens zwei Prozent steigen.
Schriften zur Ökologie, Band 23: Strategien zur Modernisierung I:
Neue Finanzierungsmodelle für einen klimaneutralen Gebäudebestand
Eine Studie von Swantje Küchler und Uwe Nestle
Im Auftrag und herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung 2012
Berlin, Juni 2012, 116 Seiten
Schriften zur Ökologie, Band 24:
Strategien zur Modernisierung II:
Mit EKO-Quartieren zu mehr Energieeffizienz
Eine Studie von Klaus Habermann-Nieße, Lena Jütting, Kirsten Klehn und Bettina Schlomka
Im Auftrag und herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung 2012
Berlin, Juni 2012, 84 Seiten
Fachkontakt:
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