Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Komponente Frauenrechte und Geschlechterdemokratie (Gender)

Lesedauer: 3 Minuten
Workshop der PartnerInnenorganisation "Save Somali Women and Children (SSWC)"

25. Juni 2008
Die Situation der Frauen in Ostafrika ist sowohl zwischen als auch innerhalb der verschiedenen Staaten der Region von großer Diversität gekennzeichnet. Gemeinsam ist ihnen aber eine durch Traditionen und Religionen sanktionierte untergeordnete Stellung in der Gesellschaft.

Die Kontrolle und häufig auch der Zugang zu ökonomischen Ressourcen liegt bei den Männern. Die rechtlichen Möglichkeiten der Frauen sind eingeschränkt durch diskriminierende Gesetzgebung und Rechtsprechung (Landrecht, Erbrecht), traditionelle Strukturen der Konfliktregelung, aber auch durch Unkenntnis und gesellschaftliche Zwänge hinsichtlich der Nutzung vorhandener rechtlicher und politischer Instrumentarien. Frauen sind gegenüber Männern in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Arbeit benachteiligt und haben aufgrund ihrer gesellschaftlichen und familiären Stellung geringere Möglichkeiten zur Partizipation an politischen Entscheidungsprozessen.

Nur langsam gewinnen zivilgesellschaftliche Akteure in dieser traditionell geprägten Region an Profil. Ausgehend von einem Selbstverständnis als Empfänger von externen Hilfsgeldern und Akteure in der Nothilfe, positionieren sich zivilgesellschaftliche Organisationen zunehmend im Themenfeld Frauen- und Menschenrechte und nehmen aktiv Einfluss auf die Entwicklungen in der Region. Infolgedessen steckt eine zivilgesellschaftliche Diskussion zu frauen- und genderpolitischen Themen noch sehr in den Anfängen. Ähnlich sieht es mit den Trägerstrukturen dieser Diskussionsprozesse aus, die noch wenig untereinander oder mit staatlichen Strukturen vernetzt arbeiten.
     
Das Regionalprogramm der Heinrich-Böll-Stiftung in Ostafrika hat das Ziel, Frauenrechte zu stärken und die Gleichstellung der Geschlechter in den Konzepten und Zielvorstellungen von zivilgesellschaftlichen Organisationen und politischen Institutionen zu verankern. Generell sollen die Möglichkeiten von Frauen verbessert werden, ihre Rechte innerhalb der Gesellschaft und auch gegenüber staatlichen Institutionen einzufordern. Dabei geht es auch um die Umsetzung und Aufnahme internationaler Vereinbarungen zu Frauenrechten in nationales Recht.

Schwerpunkt der Genderkomponente des Programms sind die von der Heinrich-Böll-Stiftung initiierten und von nationalen NGO durchgeführten Gender-Foren in Kenia, Somaliland, Südsomalia (Mogadischu) und Äthiopien mit monatlichen Vorträgen und Diskussionen zu frauenpolitischen und gendertheoretischen Fragen. Einbezogen werden neben nationalen und regionalen Frauenorganisationen sowie ExpertInnen auch entsprechende Fachabteilungen der internationalen Gebergemeinschaft. Die Ergebnisse der Diskussionen werden als Publikationen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die positiven Effekte des Genderforums auf die Arbeit von Frauenorganisationen liegen in der verstärkten Vernetzung und im strategischen Handeln hinsichtlich des gemeinsamen Ziels der Gleichstellung der Geschlechter.

Projektpartnerinnen der Heinrich-Böll Stiftung in der Gender-Komponente sind Organisationen, die:

  • sich für Frauenrechte einsetzen („Save Somali Women and Children“ SSWC),
  • gegen Gewalt an Frauen kämpfen („Coalition on Violence against Women“ COVAW)
  • sich für Gender Budgeting einsetzen (Institute of Economic Affairs, IEA)

Ebenfalls unterstützt werden verschiedene Frauen-Netzwerke bzw. Dachverbände von Nichtregierungsorganisationen, so z.B. FEMNET in Kenia, PANOS in Äthiopien und NAGAAD in Somaliland. NAGAAD ist im Gender- und Umweltbereich tätig und führt regelmäßig Gender-Foren durch mit dem Ziel der Verbesserung der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Situation der Frauen in Somaliland.

Durch die Unterstützung von Frauenorganisationen und ihrer Vernetzung sowie der Förderung der Diskussion von Gender-Fragen leistet die Heinrich Böll Stiftung einen Beitrag zu einer geschlechtergerechten Gesellschaft, eine Voraussetzung für Frieden und Entwicklung in der Region.