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Diskriminierungserfahrungen von Lehrenden mit Migrationshintergrund

Nurten Karakas, Universität Hildesheim

Der Anteil an Schülern und Schülerinnen mit Migrationshintergrund (m.M) liegt bundesweit bei rund 30% . Allerdings haben nur ca. 1 % der Lehrer und Lehrerinnen in Deutschland einen Migrationshintergrund . Angesichts demographischer Entwicklungen haben sich alle Bundesländer zur Erhöhung des Anteils von Lehrenden m.M. verpflichtet . Im Unterschied zu angelsächsischen Ländern gibt es in Deutschland bislang keine Untersuchungen, die die Situation und Erfahrungen von Lehrenden m.M. beleuchtet. Vor dem Hintergrund der ersichtlich  gewordenen Forschungsdesiderate sollen Diskriminierungserfahrungenvon Lehrenden m.M. an deutschen Schulen im Mittelpunkt der Dissertation stehen.

Die Forschungsfragen lauten:

  1. Welche Diskriminierungserfahrungen machen Lehrende m.M. in ihrer eigenen Bildungsbiographie und in ihrer beruflichen Schulpraxis?
  2. Wie gehen Lehrende m.M. mit persönlichen Diskriminierungserfahrungen um?
  3. Welchen Einfluss haben eigene Diskriminierungserfahrungen später auf die Wahrnehmung und den Umgang mit beobachteter Diskriminierung im schulischen Kontext?
  4. Wie gehen Lehrende m.M. mit der Ambivalenz um, einerseits als Migranten/-innen Diskriminierungen ausgesetzt zu sein und andererseits als Angestellte einer staatlichen Institution institutionelle Diskriminierungsstrukturen (Gomolla; Radtke 2002) zu reproduzieren?

Zur Bearbeitung der Forschungsfragen wird auf bereits erhobene Daten eines an der Freien Universität Berlin durchgeführten Forschungsprojektes* zurückgegriffen. Zur Vertiefung der Diskriminierungsthematik werden zusätzliche narrative Interviews durchgeführt.

*Das Forschungsprojekt „Lehrende mit Migrationshintergrund in Deutschland: Eine empirische Untersuchung zu Bildungsbiographien, professionellem Selbstverständnis und schulischer Integration “ ist eine der ersten empirischen Untersuchungen in Deutschland, die das Themenfeld in einer breiten Dimension erforscht hat. Siewurde von Prof. Dr. Viola Georgi (Projektleiterin), Dr. Lisanne Ackermann und Nurten Karakaş durchgeführt.

Es handelt sich um eine qualitative und quantitative Untersuchung mit 45 transkribierten biographisch narrativen Interviews und 198 Fragebögen als Ergebnis einer Online-Befragung. Die Ergebnisse wurden auf einer Konferenz der Böll-Stiftung vorgestellt und sind über die unten stehende Tagungsdokumentation einsehbar.