Afrika im Klimawandel

Auf der Weltklimakonferenz vom 3. bis 14. Dezember 2007 in Bali wurde eine neue Etappe der internationalen Klimaverhandlungen eingeläutet. Die afrikanischen Länder werden von allen Verpflichtungen zur Reduzierung ausgeschlossen bleiben. Von den weiteren Verhandlungen erhoffen sie massive internationale Finanztransfers, um sich an die gravierenden Folgen des Klimawandels besser anpassen zu können.

Analyse:

Wissenschaftler des UN-Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change – IPCC) sind sich einig: Kein Kontinent wird so stark vom Klimawandel betroffen sein wie Afrika – und sie fügen hinzu, „dass der Kontinent besonders verletzlich […] sein wird, weil die weit verbreitete Armut die Kapazitäten, sich an den Klimawandel anzupassen, erheblich einschränkt“ (Hulme et al. 2001).

  • Afrikas Interessen waren bei den globalen Klimaverhandlungen im Dezember 2007 in Bali kaum zu vernehmen.
  • Die klimawissenschaftlichen Erkenntnisse für Afrika finden erst allmählich die Aufmerksamkeit der politischen Entscheidungsträger und der Zivilgesellschaft.
  • Jüngst räumten auch afrikanische Regierungschefs ein, dass die Folgen des Klimawandels verstärkt auf die nationale wie internationale Tagesordnung gehören – und auf Bali forderten sie einen hohen Anteil am Fonds zur Anpassung an den Klimawandel.
  • Ein klimabezogener African Peer Review Mechanism („Klima-APRM“) könnte das Koordinationsinstrument für eine effektive, konsistente und länderübergreifende Klimaschutzpolitik sein.

1. Afrikas Beitrag zum Klimawandel

Die afrikanische Bevölkerung und die afrikanischen Ökosysteme mit ihrer einmaligen Biodiversität werden die Hauptopfer des globalen Klimawandels sein. Zugleich ist kein nennenswerter Beitrag Afrikas zur Erderwärmung auszumachen: Weniger als drei Prozent des weltweiten Ausstoßes schädlicher Treibhausgase entstammen dem afrikanischen Kontinent. Dies entspricht noch nicht einmal seinem niedrigen Anteil am globalen Bruttosozialprodukt.

1.1. Technische Emissionen

Afrikas Beitrag zum Klimawandel aus fossilen Energie- und Transportquellen ist im globalen Kontext allenfalls eine Fußnote wert:

  • Afrikas technische Emissionen an CO2, überwiegend aus der Energie- und Transportwirtschaft, betragen lediglich etwa 650 Mio. Tonnen CO2 im Jahr – noch weniger als Deutschland mit rund 800 Mio. Tonnen CO2. Hauptquellen sind die Stromerzeugung aus Kohle in Südafrika (ca. 350 Mio.Tonnen) und die Erdgasverbrennung im Nigerdelta (ca. 100 Mio. Tonnen).
  • Der jährliche Pro-Kopf-Ausstoß von CO2 im subsaharischen Afrika (2004) wird auf rund eine Tonne geschätzt (UNDP 2007). Zum Vergleich: Allein in Deutschland liegt er etwa zehnmal so hoch.
  • Der CO2-Ausstoß ist jedoch ungleich verteilt. Der größte Anteil (ca. 95 Prozent) aller CO2-Emissionen Afrikas stammt aus nur 15 Ländern, die jeweils über 10 Mio. Tonnen CO2 ausstoßen. Darunter finden sich die OPEC-Staaten Nigeria und Angola genau so wie die überwiegend agrarischen Volkswirtschaften Äthiopiens, Ghanas oder der Côte d’Ivoire.
  • Das Gros der afrikanischen Staaten emittiert nur minimale Mengen von 0,1-0,3 Tonnen CO2 je Einwohner.

Der niedrige CO2-Ausstoß aus technischen Quellen ist ein direktes Ergebnis des niedrigen industriellen Entwicklungsgrades Afrikas. Hier sind deshalb kaum sinnvolle CO2-Reduzierungs- oder Energieeffizienzziele zu formulieren. Ausnahmen davon bilden lediglich die Beendigung der Abfackelung von Erdgas in Nigeria und Angola sowie die Umstellung der südafrikanischen Energiewirtschaft auf CO2-ärmere Energieträger als Kohle.

1.2. Emissionen aus Entwaldung

Dem geringen CO2-Ausstoß aus technischen Quellen steht ein größerer Nettoausstoß von CO2 gegenüber, der aus der rapiden Entwaldung resultiert. Dies trifft insbesondere auf die zwölf waldreichen Länder des äquatorialen Afrikas2 zu, deren entsprechende Emissionen auf rund 1,1 Mrd. Tonnen jährlich (2005) geschätzt werden (FAO 2007; UNDP 2007). Der in den afrikanischen Wäldern gebundene CO2-Vorrat beläuft sich zurzeit auf etwa 60 Mrd. Tonnen, etwa so viel wie in den gesamten OECD-Staaten zusammen, zu denen immerhin so waldreiche Mitglieder wie Russland und die USA gehören. Nur im Amazonasbecken ist eine größere CO2-Menge in den Wäldern gebunden.

Nach Angaben der FAO schrumpfen Afrikas Wälder bedrohlich um etwa ein Prozent pro Jahr (FAO 2007). Andere Untersuchungen gehen von stärkerem forstwirtschaftlichem Raubbau und rascherer Ausdünnung der Wälder für Feuerholz aus (Achard et al. 2002). Die in den Wäldern gebundene Biomasse sinkt – und damit steigen die CO2-Emissionen aus den Wäldern, eine für Afrika und das globale Klima fatale Entwicklung.

Mit der Klimakonferenz in Bali sind die Themen Waldzerstörung und -erhalt auf die Tagesordnung der internationalen Klimapolitik zurückgekehrt. Anerkannt wird nun, dass eine kohärente Klimastrategie ohne einen Stopp des weltweiten Waldverlustes nicht realisierbar ist. Regenwälder sind einerseits gigantische Kohlenstoffspeicher, ihre Abholzung andererseits setzt riesige Mengen CO2 frei. Mit dem Schutz der Wälder würden in Afrika die Emissionen gleich um ein Vielfaches kompensiert und zudem würde ein wichtiger Beitrag zur Kohlenstoffbindung in Wäldern im globalen Maßstab geleistet werden. (weiterlesen...)


Der vollständige englische Beitrag ist in der Ausgabe 2/2008 des GIGA Focus Afrika erschienen und kann hier heruntergeladen werden.


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