Praful Bidwai: Ein Nachruf

Praful Bidwai
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Praful Bidwai auf einer Konferenz im April 2011 in der Heinrich-Böll-Stiftung

Der bekannte indische Journalist Praful Bidwai ist bei einem Besuch in Amsterdam Anfang dieser Woche überraschend verstorben. Er wurde nur 65 Jahre alt. Mit ihm hat Indien eine der markantesten Stimmen gegen Atomrüstung und Ausbau der Atomenergie verloren.

Praful Bidwai gehörte zu den profiliertesten Journalisten Indiens. Seit den 1970er Jahren publizierte er in zahlreichen indischen und internationalen Zeitungen und Zeitschriften, zu einer großen Bandbreite von politischen, sozialen und Umweltfragen. Er engagierte sich konsequent für die Friedensbewegung in Südasien, war einer der Begründer der Coalition for Nuclear Disarmament and Peace und warnte in zahlreichen Beiträgen vor der Gefahr der atomaren Rüstung Indiens und Pakistans. Zusammen mit Achin Vanaik erhielt er den Sean McBride International Peace Prize und war ein Fellow des Transnational Institute in Amsterdam.

In seinem Buch “The Politics of Climate Change and the Global Crisis” (Delhi: Orient BlackSwan 2012), bei dessen Entstehung ihn die Heinrich-Böll-Stiftung unterstützte, analysierte Praful Bidwai Indiens Position in der internationalen Klimapolitik: Zwar hat das Land historisch wenig zur Klimakrise beigetragen, doch droht seine schnelle wirtschaftliche Entwicklung sie zu verschärfen, was schwerwiegenden Folgen für Indien selbst nach sich ziehen wird. Praful Bidwai unterstützte eine verantwortungsvolle Klimapolitik der indischen Regierung, wandte sich konsequent gegen den Irrweg Atomenergie und warb für eine Entwicklungsstrategie für Indien, die auf niedrige Emissionen setzt.

Praful Bidwai war ein Vertreter der unabhängigen indischen Linken und ein konsequenter Ökologe. Als Person sanft, war er immer bestimmt und klar in seinen Argumenten. Er war Stammgast im India International Centre, einem Veranstaltungszentrum in der Nähe des Lodhi-Gartens in Delhi, wo sich die indische Zivilgesellschaft trifft. Ein kleiner roter REVAi – Indiens erstes Elektro-Auto – gehörte zu seinen Erkennungszeichen.

Ein vor einem Jahr geleakter Bericht des „Intelligence Bureau“ (indischer Inlandsgeheimdienst) adelte ihn mit den Worten, er gehöre zu den „eminenten Persönlichkeiten“ unter den Gegnern des indischen Atomprogramms.

Indien hat einen großen Journalisten verloren, die Heinrich-Böll-Stiftung auch einen guten Freund.

 

Audio-Mitschnitt der Veranstaltung "Nuclear India: Deeper into the Military and Civilian Abyss?" am 3. November 2014 mit Praful Bidwai

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