Vladimir Sliwjak, Vorstandsmitglied der russischen Partnerorganisation der Heinrich-Böll-Stiftung Ecodefense, hat für seinen unermüdlichen Einsatz für Umweltschutz und gegen Atomenergie und Kohleabbau in Russland den Alternativen Nobelpreis erhalten.
Vladimir Sliwjak gehört mit der Umweltorganisation Ecodefense, in deren Vorstand er sitzt, zu den langjährigen und beständigsten Partnern der Heinrich-Böll-Stiftung in Moskau. Ecodefense steht für einen umweltpolitischen Graswurzel-Ansatz, der Umweltbildung, Bürgerbeteiligung und die Verteidigung von Freiheitsrechten in das Zentrum der Arbeit stellt.
Zu Beginn der Zusammenarbeit standen vor allem die Gefahren und Risiken der zivilen Nutzung der Kernenergie im Mittelpunkt. Sliwjak erstellte im Jahr 2006 die „Tschernobyl-Lehren“, eine Sammlung von Lehrmaterial für Lehrerinnen und Lehrern verschiedener Fächer zur Durchführung thematischer Unterrichtsstunden in Erinnerung an die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986. Dank seiner unermüdlichen Arbeit gelang es, den geplanten Bau einer Reihe von Kernkraftwerken in Südafrika durch den russischen Atomkonzern Rosatom zu verhindern. Ecodefense konnte gemeinsam mit einer südafrikanischen Partnerorganisation den bis dahin geheim gehaltenen Text des Vertrags zwischen der südafrikanischen Regierung und Rosatom veröffentlichen, nach dem der Bau von acht Reaktoren und anderer Atomobjekte vorgesehen war. Der südafrikanische Oberste Gerichtshof verurteilte später, im Jahr 2017, die vertragliche Abmachung als „widerrechtlich und Verstoß gegen die Verfassung“.
Seit Mitte des letzten Jahrzehnts widmete sich Sliwjak in gemeinsamen Projekten mit der Heinrich-Böll-Stiftung den umweltschädlichen Folgen des Kohleabbaus in Russland, vor allem im Gebiet des Kusbass. Er produzierte einen Dokumentarfilm zum Thema und erstellte eine Studie über Krankheiten und Sterblichkeit im Kusbass. Bei vielen Veranstaltungen der Heinrich-Böll-Stiftung trat er als Experte auf – so in einer Serie von Online-Diskussionen zu Themen des Umweltschutzes, der ökologischen Transformation und Energiegewinnung der Zukunft. Als Redakteur ist er für das Informationsportal Menshe dvukh gradusov verantwortlich, das mit Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung in russischer und englischer Sprache über die Erkenntnisse zur Klimaveränderung und zur aktuellen Klimapolitik verbreitet und speziell über die jeweils stattfindenden Uno-Klimaverhandlungen berichtet.
Sliwjak gehört zu den Mitbegründern der Organisation Ecodefense, die 1989 in Kaliningrad, der Heimatstadt Sliwjaks, entstand. 2014 wurde Ecodefense als erste Umweltorganisation wegen des Engagements gegen den Bau eines Atomkraftwerks im Gebiet von Kaliningrad als „ausländischer Agent“ stigmatisiert. Im Jahr 2019 sah sich Sliwjaks Kollegin Alexandra Korolewa nach der Eröffnung von fünf Strafverfahren gegen sie auf der Grundlage des „Agenten“-Gesetzes gezwungen, nach Deutschland zu emigrieren.
Wir gratulieren Vladimir Sliwjak und Ecodefense herzlich zu dieser verdienten Auszeichnung!