Presseinformation

Die Heinrich-Böll-Stiftung auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow


Lesedauer: 7 Minuten

Expert*innendienst zur COP 26

Kontakte zu Expert*innen und Hintergundmaterial weiter unten

Die 26. Vertragsstaatenkonferenz (COP 26) der UN-Klimarahmenkonvention UNFCCC findet unter Präsidentschaft der britischen Regierung in Kooperation mit der italienischen Regierung vom 31. Oktober bis 12. November 2021 im schottischen Glasgow statt. Auf der Konferenz soll die Staatengemeinschaft weitere Schritte auf dem Weg zur vollständigen Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zurücklegen und hierfür die nationalen Klimaziele und weltweiten Anstrengungen erhöhen. Ursprünglich hätte die 26. UN-Klimakonferenz schon im vergangenen Jahr stattfinden sollen, war aber wegen der Corona-Pandemie verschoben worden. Doch die Kritik an der Ausrichtung der COP26 zum jetzigen Zeitpunkt wird immer lauter, denn im Kontext anhaltender Ungerechtigkeiten bei der globalen Impfstoffverteilung und hoher Fallzahlen in Großbritannien hat die britische Regierung zur Pandemiebekämpfung zahlreiche organisatorische Hürden und Beschränkungen eingezogen, die Vertreter*innen der Zivilgesellschaft (aber auch Regierungen) aus vielen ärmeren Ländern die Teilnahme erschweren oder unmöglich machen – diese Schieflage erhöht zugleich den Druck auf die Gastgeber, nun auch Ergebnisse zu liefern, die Klimagerechtigkeit voranbringen.

Die Heinrich-Böll-Stiftung unterstützt ausgewählte internationale Partner*innen bei ihrer Teilnahme an der Klimakonferenz. In diesem Jahr werden jedoch nur wenige Mitarbeiter*innen der Heinrich-Böll-Stiftung in Glasgow anwesend sein.

Analyse zur Ausgangslage der COP26

Unsere gemeinsame Analyse „Real ambition vs. false solutions: What’s at stake during COP26?“ mit dem Center for International Environmental Law (CIEL) zum Auftakt der COP 26 stellt fest:

Wir befinden uns in einem Klimanotstand, der ein unverzügliches Umsteuern erfordert. Die Aufgaben für die Regierungen liegen klar auf der Hand: die wichtigsten Emissionsquellen eindämmen, also die Produktion und Nutzung fossiler Brennstoffe, die Abholzung von Wäldern und die industrielle Landwirtschaft. Außerdem geht es darum, eine angemessene und gerechte Finanzierung bereitzustellen, um Verluste und Schäden sowie Anpassungsmaßnahmen in den am stärksten vom Klimawandel betroffenen und am wenigsten dafür verantwortlichen Ländern und Gemeinschaften zu decken. Und es geht darum, echte Lösungen voranzubringen: Keine leeren „Netto-Null“-Versprechen, die riskante großtechnologische Lösungen und unsinnige Kohlenstoffkompensationen und damit gefährliche Ablenkungen von den wirklichen, notwendigen und praktikablen Lösungen für die wachsende Klimakrise bedeuten. (Auf Englisch, die deutsche Fassung ist ab dem 29.10. unter www.boell.de/cop26 abrufbar)

Die zentralen Punkte aus unserer Analyse in Kürze:

  • Ein Platz am Verhandlungstisch: Legitime und ambitionierte Ergebnisse erfordern eine effektive und gerechte Beteiligung, auch von Zivilgesellschaft.
  • Die Ambitionslücke: Uns läuft die Zeit davon, um Ambitionen im Einklang mit den Pariser Klimazielen zu steigern.
  • Der Elefant im Raum: Wir können einen katastrophalen Klimawandel nicht verhindern, ohne die Produktion fossiler Brennstoffe zu stoppen, und es ist höchste Zeit, dass die UN-Klimagespräche diese Realität anerkennen.
  • Gefährliche Ablenkungsmanöver: Wir müssen vermeiden, durch Irrwege und Scheinlösungen wie Geoengineering und Emissionshandel wertvolle Zeit zu verlieren.
  • Die Finanzierungslücke: Die Industrieländer müssen Vertrauen und Gerechtigkeit herstellen, indem sie für ausreichend und effektive Klimafinanzierung sorgen.
  • Auf den Appell der am stärksten Betroffenen reagieren: Die COP26 muss den institutionellen Rahmen für Verluste und Schäden stärken und ein klares Mandat für die Mobilisierung angemessener Ressourcen etablieren.
  • No Rights, No Deal! Wir brauchen eine rechtsbasierte Klimapolitik, die fundamentale Rechte von Menschen und Natur in den Vordergrund stellt. 

Informationen und Kontakte

Webdossier: 

www.boell.de/cop26 (deutsch) und www.boell.de/en/cop26 (englisch)

Das COP26-Diary des Brüsseler Büros der Heinrich-Böll-Stiftung: https://eu.boell.org/en/cop26

Updates: www.klima-der-gerechtigkeit.de



Unsere Expert*innen in Glasgow:

Liane Schalatek

Associate Director, Büro Washington, Heinrich-Böll-Stiftung Nordamerika

liane.schalatek@us.boell.org

mobil: +1-202-290-0956

(Themen: Klimafinanzierung, Green Climate Fund, Gender & Klimawandel; Einbeziehung der Menschenrechte im Paris Rulebook)



Lisa Tostado

Head of Programme - International Climate, Trade and Agricultural Policy, Büro Brüssel, Heinrich-Böll-Stiftung European Union

lisa.tostado@eu.boell.org

mobil: +32 479 62 04 09

(Themen: European Green Deal,  EU Fit-for-55 package, Net Zero)

Unsere Expertin in Berlin: 

Lili Fuhr

Referentin Internationale Umweltpolitik, Heinrich-Böll-Stiftung Berlin

fuhr@boell.de

mobil: +49-151-4020 1775

(Themen: Genereller Überblick über die Verhandlungen und die Arbeit der Heinrich-Böll-Stiftung zum Thema Klimapolitik, Geoengineering, Klimaklagen)



Veranstaltungen der Heinrich-Böll-Stiftung bei der COP 26 in Glasgow

Offizielles Side Event: 

Gender-just climate finance - from barriers to actionable solutions 

Donnerstag, 04. November, 13:15-14:30 Uhr, Multimedia Studio 3, organisiert von der Heinrich-Böll-Stiftung North America, Fundación Fondo Centroamericano de Mujeres (FCAM) und Centre for 21st Century Issues (C21st)

Aktuelle Themen, Analysen und Texte

Allgemein:

„Real ambition vs. false solutions: What’s at stake during COP26?“, Auftaktanalyse zur Klimakonferenz  (siehe oben) 

“Wir kennen unsere Pflicht und Verantwortung”: Ein Gespräch zwischen Tasneem Essop vom Climate Action Network International und Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung zu zivilgesellschaftlicher Beteiligung bei den Klimaverhandlungen unter den Vorzeichen der Corona-Pandemie.

5 Jahre später – Happy Birthday, Pariser Klimabkommen?!:  Hintergrund zu 5 Jahren Pariser Abkommen

Thema (Klima)Finanzierung:

Die 100 Milliarden sind nicht genug. Ohne feste neue Finanzzusagen in Glasgow gibt es keinen neuen Klimaschutzschub! Industrieländer müssen mehr Geld zu besseren Konditionen liefern - Zuschüsse statt Kredite für Anpassung und neue zusätzliche Mittel für Verluste und Klimaschäden. Das ist eine Frage der Klimagerechtigkeit. 

  • Gebrochene Versprechen: Industriestaaten halten 100 Milliarden Dollar-Klimazusage nicht ein Analyse von Liane Schalatek zum Klimafinanzierungsversprechen von Kopenhagen  
  • Unsere Website www.deutscheklimafinanzierung.de bietet zahlreiche aktuelle Analysen, u.a. mit Blick auf die UN Klimaverhandlungen und die Koalitionsverhandlungen in Berlin.
  • Die besonders verwundbaren Staaten des globalen Südens fordern einen Schuldenerlass, um sich vor Klimakatastrophen zu schützen. Die Heinrich-Böll-Stiftung hat dazu einen Vorschlag formuliert: "Debt Relief for a Green and Inclusive Recovery" 
  • In der Debatte um die Finanzierung von Verlusten und Schäden durch die Klimakrise erklärt und analysiert die Heinrich-Böll-Stiftung Washington mit einer Serie von drei Hintergrund-Briefings die gegenwärtigen relevanten Finanzflüsse und den Unterstützungsbedarf besonders betroffener Entwicklungsländer
  • Convincer Video: Ein Kurzfilm zu Verlusten und Schäden („Loss & Damage“) illustriert das Thema eindrucksvoll.

Zwei neue (englischsprachige) Studien der Heinrich-Böll-Stiftung in Washington analysieren zentrale Umsetzungskriterien der Finanzunterstützung für Entwicklungsländer durch den Green Climate Fund (GCF), den größten multilateralen Klimafonds: 

  • Fortschritte und Schwachstellen in der Integration von Fragen der Geschlechtergleichheit im Finanzierungsportfolio des GCF 
  • Rolle des GCF und der International Finance Corporation (IFC), bei der Begrünung von Privatem Eigenkapital („Green(ing) Equity“)

Kohle, Öl und Gas

Die Heinrich-Böll-Stiftung unterstützt mit vielen hundert anderen Organisationen die Idee eines Nichtverbreitungsvertrags für Fossile Energien. Unsere Referentin Lili Fuhr sitzt für die Initiative im internationalen Beirat und begründet in einem Beitrag gemeinsam mit der Direktorin vom Climate Action Network International, Tasneem Essop, warum wir einen solchen Fossilen Sperrvertrag brauchen.

Plastik

Die Heinrich-Böll-Stiftung ist Teil eines zivilgesellschaftlichen Bündnisses “Wege aus der Plastikkrise“. Das gemeinsame Pressebriefing gibt einen kurzen Überblick zur Klimawirkung des petrochemischen Sektors.



Netto-Null/Geoengineering

Die Heinrich-Böll-Stiftung gehört zu den Erstunterzeichner*innen eines globalen zivilgesellschaftlichen Aufrufs, bei der Lösung der Klimakrise nicht auf weit hergeholte Versprechungen von Netto-Null-Emissionen durch unerprobte Technologien und unsichere Annahmen von natürlichen Senkenleistungen zu setzen. Stattdessen müssen echte Lösungen etabliert werden, die echte Null-Emissionen erreichen. Der Aufruf ist auch auf Deutsch verfügbar, wird jedoch erst am Montag, 1. November hier veröffentlicht.

  • Die Net Zero Files sind 18 prägnante Briefings, die „Netto Null“-Ziele und Versprechen aus verschiedenen Perspektiven kritisch beleuchten und den Fokus auf eine tiefgreifende und echte Dekarbonisierung legen. Die Briefings stammen vom Netzwerk „Climate, Land, Ambition, and Rights Alliance (CLARA)“, in dem die hbs mitarbeitet. Das Briefing zu Netto Null und Geoengineering ist auch auf Deutsch verfügbar.
  • Die Heinrich-Böll-Stiftung hat zusammen mit dem Konzeptwerk Neue Oekonomie das "Societal Transfomation Scenario" (englisch) veröffentlicht, in dem Klimaziel der 1,5°C-Grenze durch eine Verringerung der Produktion und des Verbrauchs sowie eine umfassendere gesellschaftliche Transformation im globalen Norden eingehalten werden kann, ohne auf risikoreiche Technologien wie CCS, Geo-Engineering und Nukleartechnik zurückzugreifen. (Kurzantworten (FAQs) zum STS auf Deutsch)
  • Zur Bewältigung der Klimakrise dürfen wir nicht auf riskante Technologien wie das Geoengineering setzen. Viele Informationen zu diesem Thema in unserem Geoengineering-Dossier
  • Regelmäßige Updates zu Geoengineering im Geoengineering Monitor: https://www.geoengineeringmonitor.org/
  • Interaktive Weltkarte mit Geoengineering-Projekten: https://map.geoengineeringmonitor.org/
  • Unsere Referentin Lili Fuhr spricht zum Thema Geoengineering auch beim diesjährigen „Rights of Nature Tribunal“

 

Energie

Wie eine umfassenden Energiewende für den Klimaschutz weltweit geschafft werden kann, zeigt der Energy Transition Blog. Warum Kernenergie kein Weg aus der Klimakrise ist, erklärt das Nuclear Energy Dossier unseres Brüsseler Büros und das Factsheet: Nuclear Energy: Not the answer to the Climate Emergency



EU-Klima- und Energiepolitik

Die EU und ihre Mitgliedsstaaten können nur eine internationale Vorreiterrolle beanspruchen, wenn die eigenen Klimaziele mit dem Pariser Abkommen vereinbar sind. Dafür braucht es mehr Ambition. Der Europäische Green Deal ist ein Vorzeigeprojekt. Er muss nun aber auch konsequent umgesetzt werden, und Ausgaben, die ihm zuwiderlaufen, müssen gestoppt werden.  

Aktuelle Informationen zur EU-Klima- und Energiepolitik sowie dem  European Green Deal finden sich auf der Website unseres Brüssel Büros: -   Das Fit for 55 Dossier

  • European Green Deal & Gender

Pressekontakt

Heinrich-Böll-Stiftung

Michael Alvarez Kalverkamp, Pressesprecher

alvarez@boell.de, +49 (0)30 285 34-202, +49 (0)160 365 77 22