Der moderne kosmopolitische Habitus
In Anbetracht der zunehmenden globalen Krisen ist das Konzept des Kosmopolitismus relevanter denn je. Die Verbundenheit aller Menschen in einer Weltgemeinschaft steht anstelle des Nationalismus im Vordergrund dieser Theorie. Die genauen Implikationen des Kosmopolitismus sind im philosophischen Forschungsdiskurs allerdings umstritten.
Es bleibt unklar, inwiefern der Kosmopolitik notwendigerweise ein ethischer Universalismus zugrunde liegt, bei dem eine Theorie des guten Lebens für alle Menschen gleichermaßen ethische Orientierung schafft. Seit der Antike wird ebenfalls diskutiert, ob das gute Leben materielle Ausgaben erfordert und ob Kosmopolit*innen daher verpflichtet sind, auf globaler Ebene für die gerechte Verteilung der Ressourcen zu sorgen. Zudem bleibt unklar, ob die Kosmopolitik apolitisch zu verstehen ist, oder ob die Gründung eines Weltstaates ihr Ideal darstellt. Schlussendlich wird ebenfalls das System heutiger Mobilitätseinschränkungen durch die kosmopolitische Vorstellung einer gemeinsamen Erde als Lebensgrundlage aller hinterfragt.
Anhand dieser vier den Forschungsdiskurs dominierenden Schlüsselthemen untersucht diese Dissertation, was es bedeutet, in der heutigen Zeit ein*e Kosmopolit*in zu sein. Darüber hinaus wird sich insbesondere vor dem Hintergrund dekolonialer Theorien kritisch mit der philosophischen kosmopolitischen Tradition auseinandergesetzt, um einen modernen kosmopolitischen Habitus zu entwickeln, der diesen Herausforderungen gerecht werden kann.
Im Zentrum der Analyse werden dabei Schriften von Marcus T. Cicero, Walter D. Mignolo, Martha Nussbaum und Kwame Anthony Appiah stehen. Ergänzend werden u.a. die Ausführungen Immanuel Kants, Boaventura de Sousa Santos und John Rawls herangezogen.