Warum lohnt es sich immer noch, Böll zu lesen?

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Böll war ein Zeitgenosse, der für Zeitgenossen schrieb – mit immer wechselnden Themen und aus verschiedenen Perspektiven. Was können wir heute aus seinen Werken lernen?

Lesedauer: 2 Minuten

Heinrich Böll war ein Bestsellerautor, er wurde gelesen in West und Ost, Süd und Nord. Lange Jahre waren Romane und Erzählungen von ihm Schulstoff und sind es heute noch. Seine Themen gingen mit der Zeit: Als ehemaliger Wehrmachtssoldat setzte er sich bis an sein Lebensende mit dem Krieg, mit der Schuld und mit den Verheerungen auseinander, die der Krieg in den Menschen hinterlässt. Das Prädikat «Trümmerliteratur» war vielleicht abschätzig gemeint, Böll sah es nicht so. Er war immer Zeitgenosse, und er schrieb für Zeitgenossen. Und diese haben ihn verstanden und fühlten sich verstanden. 

Böll wollte kein "Markenartikel" sein

Er sagte einmal, er schreibe über «das Wohnen, die Nachbarschaft und die Heimat, das Geld und die Liebe, Religion und Mahlzeiten» – und diese Themen sind natürlich zeitlos. Das macht ihn auch heute noch interessant. Er schuf Figuren, die von der bundesrepublikanischen Gegenwart geprägt waren, und doch können wir uns in vielen auch heute wiedererkennen wie zum Beispiel in Katharina Blum («Die verlorene Ehre der Katharina Blum») oder in Hans Schnier («Ansichten eines Clowns»). Er war sehr berühmt, aber er wollte nicht einfach ein Markenartikel sein, von dem man bekommt, wofür man bezahlt hat. Also wechselte er die Themen, die Blickwinkel, die Genres. 

Humor, Humanismus und ein paar Zigaretten

Wir können Heinrich Böll lesen als einen historischen Autor, der aus der Ferne zu uns spricht. Wir können uns an seinem Stil, seinem Humor, seinem Humanismus erfreuen. Wir können ihn vor uns sehen, wie er sich wieder und wieder eine Zigarette ansteckt und nachdenkt. Wir können seinen Rigorismus vermissen. Wir können uns fragen: «Was hätte Heinrich Böll dazu gesagt?» Wir wissen es nicht, er war ja kein Markenartikel.

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