Nachrufe von Schriftstellerverbänden und Kolleg*innen

Sie befinden sich in "Kapitel 9: Tod einer Instanz".

Am Morgen des 16. Juli 1985 stirbt Heinrich Böll in seinem Haus in Langenbroich.

Nachrufe 

Als großen Schriftsteller und Kollegen, aber auch als moralische Instanz hat der Verband deutscher Schriftsteller (VS) in der IG Druck und Papier den am 16. Juli in Köln gestorbenen Autor und Nobelpreisträger Heinrich Böll gewürdigt.

PEN-Präsident Martin Gregor-Dellin sagte: »Wir verlieren in Heinrich Böll nicht nur einen Schriftsteller und Moralisten, der der deutschen Literatur nach dem Krieg zu einem internationalen Ansehen verholfen hatte, sondern auch einen unermüdlichen Verteidiger der Menschenrechte, dem der internationale PEN im Namen zahlreicher verfolgter und inhaftierter Autoren immer Dank schuldet.«

Die Lyrikerin Sarah Kirsch sagte zu der Nachricht vom Tode Heinrich Bölls: »Ich bin erschüttert. Es tut mir wahnsinnig leid.« Sein literarisches, politisches und menschliches Wirken hätte »für drei Leben gereicht« , Böll sei nicht nur »der Schriftsteller« gewesen, »sondern auch eine Instanz, an die man sich wenden konnte«. Sie habe ihm oft geschrieben, wenn sie von einem Problem bedrückt oder bewegt gewesen sei. »Böll hat mir immer sehr offen, ehrlich und engagiert geantwortet«, sagte die Lyrikerin.

Für Walter Höllerer, der Böll noch aus den Zeiten der Gruppe 47 kennt, liegt die Bedeutung Bölls vor allem darin, daß er der erste Schriftsteller nach dem Krieg gewesen ist, mit dem die Deutschen wieder »Kontakt zur Weltliteratur« gefunden hätten. Seine Fähigkeit, auch komplizierte Sachverhalte einfach auszudrücken, hätten ihm international eine große Resonanz verschafft.

Axel Eggebrecht betonte: »Heinrich Böll gelang es, dem in Deutschland nicht allzu hoch geachteten Wort des Schriftstellers moralisch und politisch tatsächlich Gewicht zu verschaffen.«

Der mexikanische Dichter Octavio Paz hat den Tod von Heinrich Böll als einen »sehr großen Verlust« bezeichnet. Paz bedauerte das Ableben Bölls, eines »Mannes, der noch viel zu sagen hatte«. Auf der einen Seite sei der Autor ein großer Erzähler gewesen, auf der anderen eine moralische, soziale und politische Instanz.

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