Simbabwe: Jestina Mukoko aus ihrem Haus bei Harare verschleppt

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4. Dezember 2008

Update, 4. Januar 2009: Jestina Mukoko in Haft misshandelt (AFP)

3. Dezember 2008

Die Direktorin der Nichtregierungsoraganisation “Zimbabwe Peace Project”, Frau Jestina Mukoko, wurde heute am frühen Morgen vor den Augen ihres 17-jährigen Sohnes gewaltsam aus ihrem Haus in Norton, nahe der Hauptstadt Harare, verschleppt. Die Angreifer – etwa 15 bewaffnete Männer – bewegten sich in einem Zivilfahrzeug ohne Nummernschilder. Es besteht der dringende Verdacht, dass es sich um Polizisten und / oder Agenten des simbabwischen Geheimdienstes “CIO” handelte.

Nach dem Vorfall gelang es Jestina Mukokos Sohn, simbabwische Menschenrechtsorganisationen zu benachrichtigen. Anwälte und Menschenrechtsaktivisten versuchen seither erfolglos, an Informationen über den Verbleib von Jestina Mukoko zu gelangen.

Die Heinrich-Böll-Stiftung appelliert gemeinsam mit zahlreichen simbabwischen, südafrikanischen und internationalen Organisationen an die simbabwischen Behörden, sich für die unverzügliche Freilassung von Jestina Mukoko einzusetzen.

Das “Zimbabwe Peace Project” (ZPP) ist eine der bekanntesten simbabwischen Nichtregierungsorganisationen. Sie dokumentiert und veröffentlicht gewalttätige Übergriffe und Menschenrechtsverletzungen in Simbabwe. Jestina Mukoko ist eine der profiliertesten simbabwischen Aktivistinnen. In ihrer Position als Direktorin des ZPP setzt sie sich sowohl in Simbabwe selbst, als auch auf internationaler Ebene für die Verbesserung der Menschenrechtslage im Land ein. 

Am 01. April 2008 kam Frau Mukoko auf Einladung der Heinrich-Böll-Stiftung und der Stiftung Wissenschaft und Politik zusammen mit EU-Parlamentariern in Brüssel und berichtete über die Situation in Simbabwe vor den Wahlen.

Die Heinrich-Böll-Stiftung verurteilt die weiterhin andauernde Einschüchterung und Verfolgung von MenschenrechtsaktivistInnen durch die simbabwischen Behörden. Die ZANU-PF steht als amtierende Regierungspartei gegenüber der simbabwischen Bevölkerung in der Pflicht, die uneingeschränkte Einhaltung von Recht und Gesetz durch den staatlichen Sicherheitsapparat zu gewährleisten. Sie steht weiterhin in der Pflicht, für die unverzügliche Freilassung aller inhaftierten MenschenrechtsaktivistInnen und sonstiger politischer Gefangenen, für die Einstellung des fortgesetzten Missbrauchs von Staatsgewalt sowie der Einschüchterung und Terrorisierung der Zivilbevölkerung zu sorgen.

Fachkonakt:
Kirsten Maas-Albert, 030-28534-341, E-Mail: maas-albert@boell.de

Zur Person

Jestina Mukoko, Direktorin der simbabwischen Menschenrechtsorganisation “Zimbabwe Peace Project” (ZPP), setzt sich seit Jahren zusammen mit einem weiten Netzwerk an MitarbeiterInnen für die Förderung und Verwirklichung von Demokratie und Menschenrechten, Good Governance sowie Geschlechtergerechtigkeit.

Sie war Gründungsmitglied von “Radio Voice of the People”, der ersten unabhägigen simbabwischen Radiostation, und verfügt über umfangreiche Erfahrung als Journalistin, Redakteurin und (Radio-)Produzentin. Sie ist eine der international renommiertesten zivilgesellschaftlichen Persönlichkeiten Simbabwes. In der simbabwischen Bevölkerung genießt sie vor allem durch ihre regierungskritische Haltung sowie aufgrund ihres resolutes Eintretens für Frieden und Gerechtigkeit weiten Respekt.

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