In unserer Auseinandersetzung mit den vielfältigen Aspekten der Globalisierung konzentrieren wir uns auf zwei Kernthemen. Die Klima-, Energie- und Ressourcenpolitik ist der erste dieser beiden Schwerpunkte. Der zweite Schwerpunkt betrifft den Agrarhandel und die internationale Handelspolitik. Beide Themenbereiche begleiten wir neben weiteren Veröffentlichungen auch in unserem regelmäßig aktualisierten Blog Klima der Gerechtigkeit sowie im Blog Baustellen der Globalisierung, den Rainer Falk für uns in Zusammenarbeit mit dem Informationsbrief Weltwirtschaft & Entwicklung betreibt.
Klima-, Energie und Ressourcenpolitik
Der Klimawandel hat sich spätestens 2007 als größte Herausforderung der globalen Politik herausgestellt. Veröffentlichungen wie der Stern-Report und der Vierte Sachstandsbericht des Weltklimarates haben entscheidend dazu beigetragen, den Klimawandel auf die politische Agenda der G8, der Vereinten Nationen und zahlreicher anderer multilateraler Organisationen zu setzen.
Das Ausmaß der internationalen Energiekrise dringt dagegen nur langsam ins öffentliche Bewusstsein. Die wirtschaftliche Bedeutung von Rohstoffen und ihr damit verbundenes Konfliktpotenzial ist politischen und wirtschaftlichen EntscheidungsträgerInnen durchaus bewusst. Die öffentliche Debatte reduziert sich allerdings oft auf die Energiesicherheit und die hohen Rohstoffpreise.
Als Stiftung mit Präsenz in allen Weltregionen sind wir in der Lage, eine gerechte globale Klima- und Ressourcenpolitik mit internationalen Beiträgen zu unterstützen. Unsere Projekte haben das Ziel, politische und gesellschaftliche Prozesse für die Bewältigung der Klima- und Ressourcenkrise zu fördern. Die praktische Umsetzung unserer Strategie wird in sechs Schlüsselprojekten der vergangenen Jahre sichtbar.
- Mit der Studie "The Right to Development in a Climate Constrained World" haben wir zusammen mit der englischen Hilfsorganisation Christian Aid einen Denkanstoß zur Frage globaler Klimagerechtigkeit veröffentlicht. In dem Papier argumentieren wir, dass sich auch die Entwicklungsländer an der Bewältigung der Klimakrise beteiligen sollten. Die Kosten dürften allerdings nicht denjenigen aufgebürdet werden, die zu Recht die Befriedigung ihrer elementaren Grundbedürfnisse in den Vordergrund stellen.
- Unter der Schirmherrschaft von Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai hat die Heinrich-Böll-Stiftung den Appell "Africa speaks up on climate change" ins Leben gerufen. Afrikanische Prominente und Umweltaktivisten richten sich auf dieser Plattform mit ihren Forderungen zur Reduzierung der Treibhausgase nicht nur an die Industrieländer, sondern auch an die eigenen Regierungen.
- Wir organisieren eine Reihe von interdisziplinären Salons, in denen ausgewählte Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft über die Zukunft von Gemeinschaftsgütern diskutieren, zu denen neben der Atmosphäre auch Wissen, Wasser und Gene gehören.
- Mit der Studie "Mythos Atomkraft" haben wir eine weltweit beachtete Publikation aufgelegt, die die Risiken der Atomenergie umfassend thematisiert. Angesichts der neu entfachten internationalen Debatte über den Neubau von Atomkraftwerken bleibt es notwendig, die Gefahren atomarer Energietechnologien zu verdeutlichen und atomkritisches Know-How zu erhalten.
- Im Kongress "Klima und Wandel in Amazonien" haben wir uns mit aktuellen Vorschlägen für den Erhalt des Waldes und der Artenvielfalt in Amazonien auseinandergesetzt. Zudem werden wir uns am internationalen Kongress "Planet Diversity" beteiligen, der Mitte Mai in Bonn stattfinden wird.
- Aus Anlass der deutschen G8-Präsidentschaft 2007 haben wir einen Dialog zwischen zivilgesellschaftlichen Organisationen und Akteuren aus rohstoffimportierenden und rohstoffreichen Staaten sowie aus Schwellenländern in Gang gesetzt. Die Ergebnisse dieses Dialogs können im Memorandum "Haben und Nichthaben – Verantwortungsvolle Ressourcenpolitik im 21. Jahrhundert" nachgelesen werden. Weitere Informationen zum Thema Ressourcenpolitik haben wir in einem umfangreichen Dossier zusammengestellt.
Agrarhandel und internationale Handelspolitik
Während Umweltthemen gegenwärtig eine weltweite Konjunktur erleben, nimmt die Bedeutung der Welthandelsorganisation WTO weiter ab. Die multilateralen Verhandlungen zwischen den Mitgliedsländern sind in den vergangenen Jahren immer schwieriger und zähflüssiger geworden. Bilaterale Handelsabkommen haben auch aus diesem Grund an Bedeutung gewonnen. Der Handel von Agrargütern gehört zu den zentralen Schwerpunkten dieser Handelsdispute. In keinem anderen Bereich treffen die unterschiedlichen Interessen der Beteiligten so unversöhnlich aufeinander wie hier.
Wenn der multifunktionale Charakter der Landwirtschaft in internationalen Handelsabkommen berücksichtigt würde, könnten diese einen wesentlichen Beitrag zum Schutz des Klimas und der Artenvielfalt sowie zur Stabilisierung ländlicher Wirtschaftskreisläufe leisten. Zwei Projekte sollen verdeutlichen, auf welche Weise wir eine umweltfreundliche Landwirtschaft und faire Handelspraktiken fördern.
- Mit dem "Eco Fair Trade Dialogue" haben wir in Zusammenarbeit mit dem misereor-Hilfswerk und dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie einen Reformvorschlag erarbeitet, der den sozialen und ökologischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts für eine globale Landwirtschaft gerecht wird.
- Um die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Dimensionen der Beziehungen zwischen der EU und den Ländern des MERCOSUR zu thematisieren, haben wir in Kooperation mit dem Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika und dem Transnational Institute das Projekt "EU-MERCOSUR: Handel – Entwicklung – Menschenrechte" ins Leben gerufen. Im Jahr 2008 werden wir uns hier vor allem dafür einsetzen, dass transnationale Konzerne ihre menschen- und umweltrechtlichen Pflichten stärker wahrnehmen müssen.