Können die großen Volkswirtschaften Afrikas die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen überwinden und ihr Wachstum nachhaltig und erneuerbar gestalten? Diese Frage hat im letzten Jahrzehnt enorm an Relevanz gewonnen: Nach einer Dekade hoher Zuwachsraten übersteigt der Energiebedarf vielerorts die Kapazitäten der lokalen Netze. Gleichzeitig treffen Klimawandel und Umweltkatastrophen den Kontinent mit besonderer Härte und zeigen die Grenzen von Entwicklung auf Kosten begrenzter Ressourcen. Experten aus Südafrika, Nigeria und Äthiopien trafen sich am 9. und 10. Oktober in Addis Abeba, um mögliche Auswege aus diesem Dilemma zu erörtern und Ansatzpunkte für den Ausbau erneuerbarer Energien in ihren Ländern zu finden.
Erneuerbare Energien und Klimawandel in Afrika
Ein Workshop, vom World Future Council, der Heinrich-Böll-Stiftung und der Alliance for Rural Electrification gemeinsam ausgerichtet, brachte hochrangige Entscheidungsträger/innen aus den nationalen Energieagenturen an einen Tisch mit Unternehmern und Vertretern der afrikanischen Zivilgesellschaft. Kontrovers diskutiert wurden vor allem Strategien für die verstärkte Einspeisung erneuerbarer Energien in die nationalen Stromnetze, etwa durch die Einführung eines garantierten Mindestpreises (Feed-In Tariff). Ein weiterer Schwerpunkt der Gespräche lag auf der Verbesserung der Stromversorgung auf dem Land durch die Errichtung von wind- und solarbetriebenen Kleinstnetzwerken (Off-Grid Solutions). Dabei wurde immer wieder betont, dass gerade im ländlichen Raum neben der Stromgewinnung auch die effiziente und nachhaltige Nutzung von Brennstoffen im Haushalt eine wichtige Aufgabe erneuerbarer Energien sei.
Christian Peters-Berries, Leiter des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Addis Abeba, betonte in seinem Beitrag vor allem die Bedeutung regenerativer Energien für die Bewältigung des Klimawandels. Dabei verwies er auf den African Climate Appeal, in dem Vertreter/innen der afrikanischen Zivilgesellschaft ihrer Forderung nach einer gerechten Klimapolitik Ausdruck verleihen. Gerade in Äthiopien, wo knappe Ressourcen der doppelten Belastung durch rapides Wirtschafts- und anhaltendes Bevölkerungswachstum ausgesetzt sind, sei die verstärkte Nutzung erneuerbare Energieträger unumgänglich.
African Alliance for Renewable Energy (AREA)
Um die Ergebnisse des Workshops zu sichern und den politischen Impuls beizubehalten, beschlossen die Teilnehmer der Konferenz die Gründung einer gemeinsamen Allianz für erneuerbare Energien. Die African Alliance for Renewable Energy (AREA) soll dabei die Kommunikation zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft fördern und zu einer Plattform für zukünftige Projekte werden. In einer gemeinsamen Erklärung stellten die Mitglieder des Netzwerks fest: „Der Zeitpunkt für eine massive Förderung erneuerbarer Energien in Afrika, auf dem Land wie in den Städten, ist gekommen. Falls es uns jetzt nicht gelingt, die nötigen Weichen zu stellen, (...) untergraben wir für Millionen afrikanischer Bürgerinnen und Bürger das Recht auf ein besseres Leben.“
Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehören unter anderem Prof. Abubakar S. Sambo, Generaldirektor der nigerianischen Energiekommission, Thembani Bukula, Leiter der staatlichen Energiebehörde Südafrikas, und Ephrem Hassen Gossoma, Direktor der Abteilung für Biokraftstoffe im äthiopischen Ministerium für Energie und Bergbau.