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Der Kampf um Gesundheit. Über Nieren, künstliche Hüftgelenke und andere knappe Ressourcen

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30. September 2008

Je besser die Patientinnen und Patienten versorgt sind, desto mehr wächst die Gefahr eines Kollapses des maroden Gesundheitssystems. Medizinische und gesundheitspolitische Leistungen werden zur knappen Ressource.

So ist z.B. jüngst kurz und heftig über die Frage debatiert worden, ob auch 85-Jährige noch einen solidarischen Anspruch auf künstliche Hüftgelenke anmelden dürfen. Die allgemeine Empörung, von der diese Debatte rasch wieder erstickt wurde, kann über die gesundheitspolitische Dringlichkeit des gemeinten Verteilungsproblems kaum hinwegtäuschen. Wer soll angesichts der strukturellen Notlage im Gesundheitswesen nach welchen Kriterien entscheiden, wem heutzutage noch genau wieviele Leistungen zustehen?

In Fachkreisen, z.B. in der Transplantationsmedizin, wird schon seit längerem über die Frage diskutiert, nach welchen Gesichtspunkten knappe medizinische Güter, z.B. lebensrettende Organe, verteilt werden sollen: nach Dringlichkeit, Alter, Heilungschancen, Lebenserwartung, eigener Spendenbereitschaft oder gar nach Kaufkraft? Doch haben diese Debatten die breite Öffentlichkeit noch nicht erreicht.

Der politische Widerwille, sich dem Problem zu stellen, mag nicht zuletzt mit einem aufschlussreichen Widerspruch zusammenhängen, den jeder einzelne Teilnehmer am Gesundheitssystem stets schon in sich trägt: Als Patienten sind wir alle an einer bestmöglichen medizinischen Versorgung sowie an einer Rücksichtnahme auf individuelle Bedürfnisse interessiert, als Beitragszahler jedoch will man dabei möglichst preiswert davonkommen.