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Sopida Werakultawan

Lesedauer: 3 Minuten
Sopida Werakultawan ist Programmkoordinatorin im thailändischen Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Südostasien mit Sitz in Chiang Mai.

16. Juli 2009
Frage: Vor nicht allzu langer Zeit befand sich Thailand noch im Ausnahmezustand – Protestaktionen gegen die thailändische Regierung veranlassten diese, den Ausnahmezustand auszurufen. Wie ist die aktuelle Lage nun einzuschätzen?

Die thailändische Gesellschaft befindet sich in einem Lernprozess der Demokratisierung. Auch die nationalen und internationalen Protestbewegungen sollten dies verstehen. Es ist gut, wenn die Bevölkerung selbst darstellen kann, wie ihre Sicht der Dinge ist – wenn diskutiert werden kann, was für eine Gesellschaft sie erschaffen wollen.

Frage: Was sind die aktuellen Erfolge der thailändischen Genderbewegung und der Aktionen der Heinrich-Böll-Stiftung vor Ort?

Lassen Sie mich zuerst über die Gender-Bewegung in Thailand sprechen. Das so genannte Gender-Mainstreaming der thailändischen Gesellschaft befindet sich ebenfalls in einem Prozess. Es gibt einige Meilensteine, die wir erreicht haben: Beispielsweise konnte 2008 die Gender-Säkularisierung erwirkt werden und dieses Jahr beginnen wir, gezielt Hinweise zu Gender-Themen an die Gesellschaft zu geben. Wir haben aber auch noch vieles vor uns. Auf der anderen Seite liegt das Gender-Mainstreaming auch in den Händen der Frauen selbst sowie beim Frauen-Department – eigentlich müssen sich in jedem Level der Gesellschaft engagierte Frauen befinden.

Die lokalen Aktivitäten der Heinrich-Böll-Stiftung kooperieren auch mit den führenden Frauen-Aktivistinnen, besonders im Bereich der Umweltbewegung. In unserem internationalen Büro denken wir auch darüber nach, wie man den Gender-Gedanken in der thailändischen Gesellschaft verbreiten kann. Deswegen organisieren wir diverse Events und Projekte zu diesem Thema. Vor allem bei informellen Diskussionen können verschiedene Menschen eingeladen werden um über einige Themen zu diskutieren.

Frage: Nicht nur Thailands Strände, Menschen, Kultur und Natur – auch das Geschäft mit dem ältesten Gewerbe der Welt lockt jedes Jahr wieder zahlreiche deutsche Touristen ins Land. Diese Klischees bedienen auch eine bestimmte Vorstellung von Gender. Was ist die Realität?

In bestimmten Gegenden Thailands ist die cross-culture-Ehe besonders populär, Bezüglich der Unterschiede von cross-culture in westlichen Ländern und Asien kann man sagen, dass dieses Phänomen in verschiedenen Ländern auftritt und so ein globales Phänomen ist. Es gibt ein bestimmtes Gender-Konzept, dass verbunden ist mit dem so genannten ältesten Gewerbe der Welt. Wir beginnen, über Prostitution zu sprechen, wir sprechen über Sex-Arbeiter und illegalen Handel – und nun sprechen wir bereits schon über cross-culture-Ehen. Man kann die Entwicklung dieses Phänomens sehen. Ich denke, dass wir vielleicht in der Vergangenheit den Tourismus sehr fördern wollten und uns auf diese Weise sehr auf diese Einflüsse fokussiert haben. Und so ergibt sich natürlich ein bestimmtes Image oder eben die Art und Weise, wie Menschen anderer Nationalitäten Thailand sehen.

Ich möchte nur auffordern zu sehen, dass die aktuelle Entwicklung dem statischen Image Thailands entgegensteht. Stereotypen stehen also vor allem im Bezug zum Gewerbe der käuflichen Liebe. In Thailand selbst haben wir aber ebenfalls ein bestimmtes Fremdbild, insbesondere von männlichen Reisenden. Man denke nur an den stereotypen männlichen europäischen Reisenden mit thailändischen Frauen an seiner Seite. Beide Gruppen haben stark ausgeprägte Vorstellungen vom anderen, aber hinter diesen ähnlichen Vorstellungen stecken verschiedene Gründe. Was passiert mit den westlichen Männern und was passiert mit der Beziehung zu Gender-Themen in der thailändischen Gesellschaft? Vielmehr sollte man sich diesen Fragen stellen, als an Stereotypen festzuhalten.

 

Das Interview führte Sina Nadine Tegeler, Heinrich-Böll-Stiftung.

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