Lesereihe mit Stipendiaten und Stipendiatinnen

Bei den Gesprächen und Lesungen stellen Autor/inn/en, bevorzugt Stipendiatinnen und Stipendiaten des Heinrich-Böll-Hauses in Langenbroich ihre Werke vor oder diskutieren sie im Zusammenhang mit den politischen Rahmenbedingen, in den sie entstanden sind und die sie thematisieren.

Rosa Yassin Hassan: „Wächter der Lüfte“ - eine Lesung

In Kooperation mit den Freundinnen und Freunden der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Heinrich-Böll-Haus in Langenbroich am 28.11.2012.

Die 1974 in Damaskus geborene syrische Schriftstellerin Rosa Yassin Hassan ist in Deutschland vor allem als Menschenrechtsaktivistin sowie Mitinitiatorin und Gründungsmitglied des syrischen Vereins „Frauen für Demokratie“ bekannt. Das literarische Publikum hierzulande kennt sie durch ihren Blog „Tagebuch der syrischen Revolution“, aus dem Auszüge vergangenen August in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht wurden.

Obwohl sie mehrere syrische Literaturpreise gewonnen hat, sind Rosa Yassin Hassans Romane in ihrem Heimatland verboten. Ihr Roman „Ebenholz“ erschien 2010 erstmals in deutscher Übersetzung. Darin beschreibt sie die Lebensgeschichten von Frauen aus fünf Generationen, angefangen von der Urgroßmutter aus dem osmanischen Großsyrien bis hin zur Beschreibung der Enkelin im Syrien des 20. Jahrhunderts.

An diesem Abend las Rosa Yassin Hassan aus ihrem jüngstem Roman "Wächter der Lüfte“. Darin schildert sie, wie Menschen und deren Familien in politischer Haft gebrochen werden. Der Roman erscheint im Frühjahr 2013 im Kölner Alawi Verlag. Die Schauspielerin Meike Droste las die vorgetragenen Passagen auf Deutsch.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Leila Chammaa, die für Institutionen und Verlage als Beraterin und Gutachterin im Bereich der arabischen Literatur tätig ist und sich für deren Vermittlung im deutschsprachigen Raum engagiert.


Sri Lanka auf dem Weg in den Frieden? Lesung und Podiumsdiskussion am 7. September 2009

Vier Monate nach Ende des Bürgerkriegs in Sri Lanka waren die Stipendiaten des Heinrich Böll Hauses Langenbroich Ajith Herath und Bashana Abeywardane zu einer Lesung und Diskussion mit den Südasienwissenschaftler/innen Vazuki Thangarajah und Dr. Christian Wagner eingeladen. Die Gedichte und Erzählungen der beiden Autoren reflektieren die Erfahrung von Krieg, Gewalt und Repression, die sie als oppositionelle singhalesische Journalisten und Autoren in Sri Lanka erfuhren und dokumentierten. Die anschließende Podiumsdiskussion, moderiert von Sven Hansen (taz), kreiste um die Frage, was auf die militärische Beendigung des fast dreißigjährigen Bürgerkriegs in Sri Lanka folgt, und ob politische Lösungsoptionen für den Konflikt bestehen. Ajith Herath stellte zunächst die wachsende Unterdrückung der Regime-Kritiker in Sri Lanka als einem der für Journalisten weltweit gefährlichsten Länder dar. Die geopolitischen Dimensionen des Konflikts in Sri Lanka zeigte Bashana Abeywardane auf. Dr. Christian Wagner konstatierte, dass nach der militärischen Lösung des Bürgerkriegs auf der politischen Ebene tabula rasa herrsche, was die Versöhnung von Tamilen und Singhalesen angehe. Verhandlungsvorschläge seien auf beiden Seiten nicht erkennbar und auf der tamilischen Seite bestünde eine völlig neue, stark zersplitterte  Parteienlandschaft. Die in Deutschland aufgewachsene Tamilin Vazuki Thangarajah hob darauf ab, dass aktuell für die tamilische Diaspora das Schicksal der rund 280.000 in Camps internierten Tamilen im Vordergrund stehe, zu denen seit Monaten kaum Zugang von außen besteht.

Deutlich wurde bei der Diskussion, dass die politische Lösung des Konflikts mangels fehlender Konzepte und der Ablehnung des Föderalismus durch die singhalesische Regierung völlig offen ist. Auch wurde die Gefahr erkennbar, dass es erneut zu einer Radikalisierung von Tamilen kommen könnte, wenn in den nächsten Jahren weiterhin keine politische Lösung gefunden wird. Eine Intervention des Westens, politisch wie humanitär, ist zudem aktuell durch die internationale Unterstützung des Regimes in Sri Lanka durch China und andere Entwicklungsländer blockiert.

Die Veranstaltung stieß auf reges Interesse und zog ein internationales Publikum an.


Gedichte aus der Zeit im Exil - Von Apti Bisultanov

Im Rahmen der Lesereihe "Stipendiaten des Heinrich-Böll-Hauses Langenbroich" trug Apti Bisultanov einige seiner Gedichte, die er vor und in seinem Exil (seit Ende 2002) geschrieben hatte. Seine früheren Gedichte erzählen vom Krieg, dem Leid und Terror, denen sein Volk in den letzten 100 Jahren ausgesetzt war. Darunter sind jene Klagegedichte, die Bisultanov mit »Die in Chaibach geschriebenen Gedichte« überschrieben hat und die er selbst zu seinen "besten Gedichten" zählt. Darin schreibt er über die Geschichte der 800 Einwohner des Bergdorfes Chaibach, die bei der Deportation unter Stalin wegen hohen Schnees nicht abtransportiert werden konnten und stattdessen in einen Pferdestall getrieben und verbrannt wurden. In der Diskussion gefragt, wann er über das gegenwärtige Leid schreibe, antwortete Bisultanov, ein Dichter müsse erst seinen Schmerz überwinden, ehe er schreiben könne. Seine Gedichte aus der Zeit im Exil handeln von Liebe und der Sehnsucht nach Glück.