Die Zukunft der Klima-, Energie- und Ressourcenkrise: Aus- und Irrwege

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25. November 2008



Neben der Klimakrise tritt inzwischen auch die Energiekrise und die Endlichkeit unserer fossilen Rohstoffe ins öffentliche Bewusstsein, führen jedoch nicht zu einem radikalen Politikwechsel.

An der Basis jeder Klima- und Energiepolitik steht der Umgang mit den natürlichen Ressourcen dieser Erde. Der Sektor ist geprägt von globalen Abhängigkeiten, massiven Menschenrechtsverletzungen und Konflikten in den rohstoffproduzierenden Regionen. Hinzu kommen extrem ungleiche Machtverhältnisse zwischen Multinationalen Konzernen und der lokalen Bevölkerung.


Die Klima-, Energie- und Ressourcenpolitik ist ein zentraler Pfeiler der Arbeit der Heinrich-Böll-Stiftung im In- und Ausland. Denn nur eine kohärente Klima-, Energie- und Ressourcenpolitik, die die Vernetztheit der Krisenphänomene in den Ursachen und bei der Suche nach Antworten anerkennt und danach handelt, kann nachhaltige Lösungen liefern.


Der Dialog „Verantwortungsvolle Ressourcenpolitik im 21. Jahrhundert“ wurde aus Anlass der deutschen G8-Präsidentschaft ins Leben gerufen. Dabei kommen zivilgesellschaftliche Akteure und Akteurinnen aus Schwellenländern sowie aus rohstoffimportierenden und rohstoffreichen afrikanischen Ländern zu Wort. Zum Dialogprogramm


Im Dossier „Ökologische Marktwirtschaft“ wird der Frage nachgegangen mit welchen Akteuren eine nachhaltig orientierte Politik gelingen kann und welche Instrumente dafür genutzt werden können. Zum Dossier


Erneuerbare Energien statt Atomkraft


Wenn über die Zukunft der Klima-, Energie- und Ressourcenkrise gesprochen wird, wird immer wieder die Atomkraft ins Spiel gebracht. Doch Atomkraft liefert keine Lösung der Energieproblematik, sondern führt in eine Sackgasse. Die Studie Mythos Atomkraft - Ein Wegweiser zeigt warum.


Alternativen zur Atomkraft gibt es. Lutz Mez und Michaele Schreyer plädieren für eine Modernisierung des europäischen Strommarktes durch die flächendeckende Einführung von Erneuerbaren Energien. Sie rechnen vor, dass bislang nur rund zehn Prozent des Potenzials genutzt werden – zu wenig, um von fossiler und nuklearer Energie wegzukommen. Um diese Abhängigkeit langfristig zu beenden, schlagen sie die Gründung einer Europäischen Gemeinschaft für Erneuerbare Energien (ERENE) vor.


Gemeingüter


Für die Klimadebatte ist die Idee der Gemeingüter - auch Allmende, öffentliche Güter oder Commons genannt - interessant. Dieser Begriff bezieht sich auf zwei zentrale Kategorien. Erstens auf endliche, materielle, natürliche Ressourcen wie Rohstoffe, Energieträger, Wasser, Wald u.v.m. und zweitens auf nicht fassbare, immaterielle, intellektuelle Ressourcen wie Wissen und Ideen - die codes der Informationsgesellschaft (Software) und die codes des Lebens, die Wissensallmende. Die Diskussion um den Klimawandel enthält auch Anstöße zur Neukonzeptionalisierung von Gemeingütern, die einen anderen Umgang mit dem Klimawandel hervorbringen können.


Die Idee der Gemeingüter prägt inzwischen mehrere Aktivitäten unserer Stiftung: Mit überregionalen Projekten unserer Auslandsbüros, insbesondere in Lateinamerika, und der Übersetzung des Buches „Kapitalismus 3.0 Ein Leitfaden zur Wiederaneignung der Gemeinschaftsgüter", von Peter Barnes, begann sich die Stiftung an der Suche nach den Algorithmen der Gemeingüter zu beteiligen.


Das CommonsBlog von Silke Helfrich zeigt neue Aspekte und Ideen aus Wissenschaft und Politik und Zivilgesellschaft zum Diskurs um Allmendegüter und zum Ressourcenschutz auf. Zum Manifest „Gemeingüter stärken! Jetzt!“ 


Klima und Agrarpolitik


In der internationalen Agrarpolitik ist ein Kurswechsel nötig! Im Jahr 2008 hungern über 923 Millionen Menschen. Diese erschreckende Zahl zeigt auch, dass eine grundlegende Reform im internationalen Agrarhandelssystem nötig ist. Dabei muss beachtet werden, dass Auswirkungen des Klimawandels wie Dürre oder Wassermangel die Agrarkrise weiter verschlimmern kann. 


Der EcoFair Trade Dialogue, der von der HBS und Misereor initiiert wurde und vom Wuppertal Institut unterstützt wird, soll kohärente Alternativen zu den existierenden Regelwerken im Weltagrarhandel ausarbeiten und Wege zu einer sozialen und ökologisch orientierten Landwirtschaft erarbeiten.


Die Studie „Slow Trade – Sound Farming“ fasst Handelsregeln für eine global zukunftsfähige Landwirtschaft zusammen.


Der Einsatz von Biotreibstoffen wurde vor einigen Jahren noch als die Lösung der Ressourcenkrise gefeiert. Mittlerweile hat sich gezeigt, dass die Nutzung mit gravierenden Nebenwirkungen verbunden ist und einen erheblichen Teil zur globalen Nahrungsmittelkrise beigetragen hat, da Flächen, die vorher zum Anbau von Nahrungsmitteln genutzt wurden, nun zum Anbau von Biotreibstoffen genutzt werden.


Joachim von Braun, Leiter des International Food Policy Research Institute (IFPRI), hat sich mit den Aus- und Wechselwirkungen von Biotreibstoffen und der Nahrungsmittelkrise beschäftigt. Seine Rede „Biofuels, International Food Prices, and the Poor“ vor dem United States Commitee on Energy and Natural Ressources und weitere wissenschaftliche Dokumente finden sich auf den Seiten des IFPRI.


Der Wissenschaftliche Beirat Agrarpolitik, der beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz angesiedelt ist, hat ein Gutachten zur „Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung“ erstellt.


Im „International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development“ haben sich Akteure und Akteurinnen zusammengeschlossen, um gemeinsam über nachhaltige Strategien für Landwirtschaft zu diskutieren.


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