Awka Liwen, ein Dokumentarfilm von Osvaldo Bayer, Mariano Aiello und Kristina Hille, erzählt die Geschichte der indigenen Bevölkerung Argentiniens: eine Geschichte der Enteignung von 30 Millionen Hektar fruchtbarsten Landes, der Entstehung nationaler Gründungsmythen und historischer, gesellschaftlicher Kontinuitäten bis heute.
Awka Liwen ist die Geschichte der Feldzüge gegen die indigene Bevölkerung in Argentinien, die im Jahr 1879 mit der sogenannten " Eroberung der Wüste" ihren Höhepunkt erreichte Mit dem vorgeschobenen Argument, die „zivilisierte (weiße) Bevölkerung“ in den ländlichen Räumen vor der „Barbarei“ durch indigene Stämme zu schützen, wurden die Ureinwohner ermordet und ihrer Länder beraubt. Der argentinische Gründungsmythos beruht auf der Legende, ein nicht bewohntes Territorium sei von europäischen Einwanderern besiedelt worden.
Die akribisch geplante Strategie der „Campanas“ (Feldzüge) zielte nicht nur darauf ab, die nationale Souveränität in den weiten, bis dahin nicht effektiv „in Besitz“ genommenen Territorien herzustellen. Es ging vor allem auch darum, die fruchtbaren Weiten Argentiniens landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Von den Feldzügen profitierte insofern in erster Linie eine kleine, sehr reiche Minderheit. Und wann immer diese Landoligarchie ihre Interessen in Gefahr sah, wehrte sie sich mit allen Mitteln, sogar mit Hilfe von Militärdiktaturen. So kommt es, dass Unterernährung und Armut in einem Land, das landwirtschaftliche Produkte exportiert, bis heute zum Alltag gehören.
Auch im Agrarkonflikt 2008 zeichneten sich bedrückend ähnliche Konfliktlinien ab: Die Agrargroßproduzenten wehrten sich gegen eine Sonderbesteuerung ihrer exorbitanten Agrarexport-Gewinne, und wollten, gegen die Reindustrialisierungs- und Umverteilungspolitik der Kirchner-Regierung, ihre Privilegien abermals verteidigen: geringe Produktionskosten im Inland und zollfreie Produktionsmittel aus dem Ausland. Zuletzt Anfang 2011 wurden in Argentinien zahlreiche Fälle von sklavenartigen Arbeitsverhältnissen auf den Agrargroßproduktionen in den Provinzen publik. Insofern ist Awka Liwen auch eine präzise Nachzeichnung gesellschaftlicher Kontinuitäten von der Zeit der „Campanas“ bis heute.
Kontaktadresse für den Bezug des Films: info@awka-liwen.org
Der Film entstand mit Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung.