Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Genozid an den Armeniern: Konferenz zur Rolle des Deutschen Reichs

Lesedauer: 3 Minuten
Panel auf der Konferenz am  22. September 2011 in Berlin.
Lizenz: Creative Commons BY-SA 2.0. Original: Flickr.

13. Dezember 2011
Dem ersten Weltkrieg wird hinsichtlich der Ethnozide und Genozide des 20. Jahrhunderts eine herausragende Bedeutung beigemessen. Hier wurde die Saat gelegt, die im zweiten Weltkrieg aufging. In diese Kategorie fällt die Rolle des Deutschen Reiches beim Genozid an der armenischen Bevölkerung im Osmanischen Reich. Der Deutsche Bundestag hat im Jahr 2005 einstimmig dem interfraktionellen Antrag „Erinnerung und Gedenken an die Vertreibungen und Massaker an den Armeniern 1915“ zugestimmt  und damit eine negative Rolle des Deutschen Reiches in diesem Geschehen anerkannt.

Mit dem Antrag hat der Bundestag sich auch zu der Verpflichtung bekannt, einen Beitrag zur Aufarbeitung und Versöhnung zu leisten. Eine breite gesellschaftliche Debatte über die Rolle des Deutschen Reichs bei der Vertreibung und Vernichtung der Armenier kann zu einer Vertiefung der Debatte in der Türkei selbst beitragen. Sie sollte aber nicht dafür  instrumentalisiert werden, die Türkei aus ihrer tragenden Verantwortung zu entlassen.
 
Auch wenn sich zivilgesellschaftliche Kreise in der Türkei inzwischen mehr und mehr mit dem Genozid auseinandersetzen, gilt dies bis heute nicht für die offizielle Politik. Noch immer ist in der Türkei keine umfassende Diskussion über die damaligen Ereignisse im Osmanischen Reich möglich. Wissenschaftler/innen und Schriftsteller/innen, die sich mit diesem Teil der türkischen Geschichte auseinandersetzen wollen, müssen strafrechtliche Verfolgung und öffentliche Diffamierung befürchten.

Zur Konferenz:  
Die Konferenz am 22. September 2011 in der Heinrich-Böll-Stiftung erörterte den aktuellen Stand der Forschung zur Bedeutung des Ersten Weltkriegs für Genozide/Ethnozide sowie die Rolle Deutschlands beim Genozid an den Armeniern. Auf Basis dieser Bestandsaufnahme wurde der Frage nachgegangen, inwieweit die öffentliche Hand ihren 2005 eingegangenen Verpflichtungen nachgekommen ist, welche politisch-diplomatischen Hürden sie dabei zu nehmen hat und welche Möglichkeiten der Aufarbeitung, Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit bestehen. In einem dritten Schritt wurden Erfahrungen über zivilgesellschaftliche Aktivitäten und Ansätze ausgetauscht.

Dokumente zur Konferenz

Video der öffentlichen Podiumsdiskussion

Fotos der Konferenz

Presseberichte

u.v.m.