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1952 – 1967: Albert Luthuli

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Albert Luthuli* erhält 1960 als erster Afrikaner den Friedensnobelpreis – mit der Begründung, er habe sich mit friedlichen Mitteln gegen die Rassendiskriminierung eingesetzt. Luthuli kommt zur Politik erst, als er schon 50 Jahre alt ist – 1952 wird er ANC-Präsident und hat dieses Amt bis zu seinem Tod inne. In seiner Amtszeit fallen große Kampagnen, die Verabschiedung der Freiheitscharta, das Verbot der Organisation, der Hochverratsprozess und die Gründung eines bewaffneten Flügels.  

Albert John Mvumbi Luthuli wird 1898 in der Nähe von Bulawayo im damaligen Rhodesien als dritter Sohn eines Zulu-Häuptlings geboren, der auch Missionar war. Als sein Vater wenig später stirbt, schickt seine Mutter ihn in das Haus ihrer Vorfahren in der Missionsstation von Groutville in Natal zurück. Luthuli wird bei den Methodisten zum Lehrer ausgebildet, ist Laienprediger und unterrichtet am Adams College in Amanzimtoti an der Küste bei Durban 13 Jahre lang die Sprache und Musik der Zulus.

1935 gibt er dem Drängen der Zulus in Groutville nach, die ihn zu ihrem Häuptling wählen. 1944 tritt er in den ANC ein, für den er sich Ende der 40er Jahre zunächst in Natal engagiert. 1951 wird er dort in knapper Abstimmung zum Vorsitzenden gewählt. Seine Unterstützung der „Defiance Campaign“ bringt ihn im Dezember 1952 an die nationale ANC-Spitze. 

Die Apartheid-Regierung stellt ihn vor die Wahl: Da Häuptlinge sich politisch nicht betätigen dürfen, soll er eines der Ämter aufgeben. Luthuli weigert sich; die Regierung setzt ihn als Häuptling ab. Darauf antwortet er mit einem Bekenntnis: „Die Straße zur Freiheit führt über das Kreuz.“ Er ist sicher: „Das Verlangen und die Sehnsucht nach Freiheit entspringt einem Gefühl der göttlichen Unzufriedenheit und kann, weil sie göttlichen Ursprungs ist, niemals auf Dauer von Menschen unterdrückt werden.“

Die Regierung reagiert mit drakonischen Maßnahmen: Anfang 1953 wird Luthuli gebannt, darf sich nur noch im Gebiet seiner Heimatstadt aufhalten; 1956 wird er im „Treason Trial“ angeklagt, ein Jahr später aber wieder freigelassen; von 1959 bis zu seinem Lebensende bleibt er erneut gebannt.

1960 wird Luthuli der Friedensnobelpreis zugesprochen; er kann ihn aber nicht entgegennehmen, da die südafrikanische Regierung ihm die Ausreise verweigert. Ein Jahr später hebt sie den Bann gegen ihn für zehn Tage auf; Luthuli reist mit seiner Frau Nokukhanya Bhengu nach Oslo und empfängt die Auszeichnung. 

Wenige Tage später gibt Nelson Mandela die Gründung von Umkhonto We Sizwe (MK) bekannt. Ob Luthuli das gebilligt hat, ist umstritten, er war und warb für Gewaltfreiheit, gestand sich aber bitter ein, dass alle Proteste die Apartheidregierung nicht zum Einlenken bewegt haben und dass es Situationen geben könnte, wo man gezwungen sei, begrenzt Gewalt anzuwenden.   

Trotz seiner Verbannung bleibt Luthuli die weithin beachtete, prägende Person des ANC. Er war der erste ANC-Präsident der Kraft seiner Persönlichkeit und der Bündnispolitik Anhänger in allen Bevölkerungsgruppen hatte und ein weithin respektierter afrikanischer Führer war. Als sich Robert Kennedy 1966 mit ihm an seinem Verbannungsort Groutville trifft, sorgt dies weltweit für Schlagzeilen. 

Ein Jahr später, am 21. Juli 1967, stirbt Albert Luthuli in der Nähe seines Hauses, als er beim Überqueren einer Eisenbahnbrücke von einem Zug erfasst wird. Luthuli wird 69 Jahre alt.


* „Luthuli“ ist weltweit die allgemein gebräuchlichste Schreibweise; Luthuli selbst schrieb sich aber lieber „Lutuli“ – und bevorzugte eigentlich seinen Zulu-Namen „Mvumbi“