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Die Zukunft hat meistens das Nachsehen

„Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung“, befand John F. Kennedy und brachte damit aphoristisch auf den Punkt, dass Investitionen in die Qualität von Schule, Ausbildung, Studium und Lehre zwar einen hohen Preis haben, aber dennoch zu unverzichtbaren gesellschaftlichen Zukunftsinvestitionen zählen. Diese Einsicht ist in der Bildungspolitik auch weitgehend unumstritten, allerdings ist auffällig, dass es vielfach nicht gelingt, sie in politisches Handeln zu überführen.Zwei Beispiele.

Der Blick aufs große Ganze: Baustelle „Ausgaben für Forschung und Entwicklung“. Da das in Lissabon verabredete Ziel, die nationalen F&E-Aufwendungen bis 2010 auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern, nicht erreicht worden ist, hat man es sich für 2015 einfach erneut vorgenommen. Während sich die bereits proklamierte „Bildungsrepublik“ also noch etwas gedulden muss, bis sie sich ihres Namens würdig erweisen kann, haben sich andere Staaten längst ambitioniertere forschungspolitische Ziele jenseits der Drei-Prozent-Marke gesetzt.

Der Blick nach innen: Baustelle „Studium und Lehre“. Der Wissenschaftsrat hat bereits 2008 mit den Stimmen von Bund und Ländern ein Bündel von Maßnahmen vorgeschlagen, um die Qualität von Studium und Lehre anzuheben: die Verbesserung der im internationalen Vergleich schlechten Betreuungsrelationen, mehr Personalmittel für Tutorien, Beratung und Fortbildungen oder die Einrichtung von Fachzentren für die Hochschullehre, um nur einige zu nennen. Insgesamt ein Paket von 1,1 Milliarden Euro, das jedoch in dieser Form nie bei den Hochschulen angekommen ist, weil die Finanzkrise dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Immerhin wurde der Hochschulpakt fortgeschrieben, um die steigenden Studierendenzahlen bewältigen zu können – doch leider sind die dort festgelegten Beträge geringer als die durch einen Studienplatz entstehenden Kosten.

Die Qualität hat also gegenüber der Quantität letztlich das Nachsehen im föderalen bildungspolitischen Zusammenwirken. Welche Schlussfolgerungen kann man aus den Beispielen ziehen? Geld allein ist selbstverständlich nicht der einzige Weg, um die Qualität von Lehre und Studium anzuheben. Auch die Hochschulen können viel beitragen, indem sie Qualität zur Chefsache erklären und sich offenen bzw. nur notdürftig gesicherten Baustellen widmen: Die Konzeption und Studierbarkeit von Studiengängen wäre beispielsweise einer selbstkritischen Analyse zu unterziehen, die Übergänge zwischen Bildungsbereichen müssten verbessert und die Anschlussfähigkeit von Bildungsgängen angegangen werden, um insgesamt mehr Flexibilität zu ermöglichen.

Mit Blick auf die Politik ist zu hoffen, dass es gelingt, das wenig produktive Geflecht von Kompetenzen und Potenzen föderal neu zu sortieren. Zum Wohle der Hochschulen, ihrer Angehörigen und – wenn Kennedy Recht haben sollte – zum Wohle der Zukunftsfähigkeit unseres Bildungssystems.