Warum hatte gerade Irland eine so große Bedeutung für Böll?

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Irland war für Heinrich Böll ein Sehnsuchtsort, an dem er Ruhe vor dem bundesdeutschen Alltag fand. Was hat ihn sonst noch fasziniert an dem kargen und seinerzeit so armen Land? 

Lesedauer: 2 Minuten

«Irisches Tagebuch» ist Bölls Bestseller. Das Buch erschien 1957. Bis heute reisen Menschen mit diesem Buch im Gepäck in den Nordwesten Europas. Das Irische Tagebuch ist ein «halbdokumentarischer» Reisebericht. Das Buch basiert in weiten Teilen auf «Irland-Impressionen», die Böll zuvor in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht hatte. Bevor Böll das Buch schrieb, hielt er sich mehrere Monate in Irland auf. Seine Eindrücke hat er in 18 durchgestalteten Einzeltexten festgehalten, die erst später in eine zusammenhängende Komposition gebracht wurden. 

Teils melancholisches, aber durchweg positives Bild des Landes

Den eher poetischen als journalistischen Anspruch bekräftigt Böll mit dem Motto: «Es gibt dieses Irland: wer aber hinfährt und es nicht findet, hat keine Ersatzansprüche an den Autor.» Das Buch beschreibt Irland zu einem Zeitpunkt, als es noch eines der ärmsten Länder Westeuropas in isolierter Randlage war. Den Hintergrund der Erzählungen bilden die Rückständigkeit der Infrastruktur, die traditionelle Religiosität der Iren und der Aderlass durch Auswanderung nach Großbritannien und Übersee. Dabei vermittelt Böll in der Beschreibung persönlicher Begegnungen einen teils melancholischen, jedoch durchweg positiven Eindruck von Irland und den Iren. 

Böll schätze die Ruhe vom bundesdeutschen Alltag

Die besondere Beziehung Heinrich Bölls zu Irland drückt sich auch darin aus, dass er und seine Frau Annemarie zahlreiche irische Autoren übersetzten. Böll fuhr 1954 alleine nach Irland, kam dann ab 1955 regelmäßig mit der Familie nach Achill Island, Co. Mayo, wo sie zunächst in dem Dorf Keel lebten, in einem Haus ohne Strom, Telefon und fließendes Wasser, ab und zu kam ein Brief. 1958 kaufte er am Ortsrand von Dugort ein kleines Haus. Er schätzte die Abgeschiedenheit, die ihm Raum und Ruhe zum Arbeiten gab, und die Abwesenheit des bundesdeutschen Alltags, auch des politischen. Heute kann man im Böll-Cottage mit einem Stipendium, das die irische Heinrich Böll Association vergibt, schöpferisch tätig sein.

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