Multiple Krise - Ende oder Anfang für eine gerechte Welt?
Zeitschrift: politische ökologie 118 - 2009
Multiple Krise - Ende oder Anfang für eine gerechte Welt?
Ausgabe 118 der Zeitschrift "politische ökologie"
Die Zeitschrift für Querdenker und Vordenkerinnen
Mitherausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung
oekom verlag, Dezember 2009
Geleitwort
Eigentlich kann das doch gar nicht wahr sein. Wir leben im 21. Jahrhundert, seit über sechzig Jahren praktizieren wir „Entwicklungshilfe“, die Regierungen der Welt haben zur Jahrtausendwende sogenannte Millennium Development Goals (MDGs) aufgestellt, um die Armut bis 2015 zu halbieren – und was passiert? In den letzten zwei Jahren ist die Zahl der Hungernden in der Welt von 850 Millionen auf über eine Milliarde angestiegen. Weltweit hat nun jeder sechste Mensch nicht genug Nahrung.
Der unmittelbare Auslöser des dramatischen Anstiegs von Hunger und Armut war zweifelsohne die akute Weltwirtschafts- und Finanzkrise. Doch weitere strukturelle Gründe kommen hinzu. Tatsächlich befinden wir uns nicht nur in einer Wirtschaftskrise, sondern in einer Systemkrise mit vielen Gesichtern. Die Klimakrise und damit verbunden die bereits heute spürbaren Auswirkungen des Klimawandels gerade auf die Landwirtschaft treiben die Armut ebenso an wie die Energiekrise. Öl und andere fossile Energie träger werden knapp und langfristig teurer. Im bestehenden System treibt dies wiederum die Suche nach alternativen Rohstoffen und Energieträgern voran. So werden schließlich auch der Raubbau an der Natur und die Krise der Biodiversität noch forciert und soziale Ungleichheit verstärkt.
Während die Krise an den Finanzmärkten – jedenfalls in ihrer Dimension – durchaus überraschend kam, sind die Hunger-, Armuts-, Biodiversitäts- und Klimakrise bereits alte Bekannte. Und obwohl die Krise der Realwirtschaft in den Ländern des Nordens als historisches Ereignis erfahren wurde, ist sie in vielen Ländern des globalen Südens laufend an der Tagesordnung. Neu indessen ist die Bereitschaft, diese Krisen als Ausdruck einer Krise mit multiplen Gesichtern zu verstehen. Neu ist ebenfalls, dass sich ein Fenster geöffnet hat, um nach grundsätzlicheren und vor allem kohärenteren Antworten zu suchen.
Mit der vorliegenden Ausgabe der politischen ökologie wollen wir diese Suche ein Stück weiterbringen. Die Vehemenz und Finanzmacht von Bad Banks und Stimuluspaketen, die als „Lösungen“ von der Politik angeboten wurden, dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Wurzel der Probleme unangetastet geblieben ist. Die Frage, welche Ökonomie ökologisch und geschlechtergerecht ist, ist aktueller denn je.
Barbara Unmüßig, Vorstand, Heinrich-Böll-Stiftung
Tilman Santarius, Referent Internationale Klima- und Energiepolitik, Heinrich-Böll-Stiftung
Beiträge aus der Zeitschrift zum herunterladen:
- Exportorientierung versus Deglobalisierung. Die Rolle Deutschlands im Welthandel (PDF, 6 Seiten)
Ein Meinungsaustausch zwischen Martin Jänicke und Tilman Santarius - Mehr Mut zum Lokalen. Welternährung in unsicheren Zeiten (PDF, 6 Seiten)
Von Christine Chemnitz - Neue Institutionen braucht die Welt! Plädoyer für die Zukunft (PDF, 5 Seiten)
Von Barbara Unmüßig
Die Zeitschrift für Querdenker und Vordenkerinnen - Multiple Krise - Ende oder Anfang für eine gerechte Welt? |
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Herausgeber/in | oekom verlag, mitherausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung |
Erscheinungsort | München |
Erscheinungsdatum | 25. 2010 |
Seiten | 72 |
ISBN | 978-3-86581-190-5 |
Bereitstellungs- pauschale |
14,90 Euro |