Migrant Integration Policy Index III
Migrant Integration Policy Index III
Was ist der Index Integration und Migration?
Der Index Integration und Migration (Migrant Integration Policy Index, MIPEX) versteht sich als Informationsquelle und interaktives Werkzeug für die Bewertung, den Vergleich und die Verbesserung von Integrationspolitik. Er enthält Analysen zur Integrationspolitik in 31 Ländern Europas und Nordamerikas. Anhand von 148 Politikindikatoren zeichnet der MIPEX ein detailliertes, vielschichtiges Bild der gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten von Migrantinnen und Migranten und zeigt auf, wie sich die einzelnen Regierungen für die Integration einsetzen. Durch die Quantifizierung politischer Strategien und ihrer Umsetzung zeigt der Index, inwieweit gleiche Rechte, Pflichten und Chancen für alle gewährleistet sind.
Was ist neu in der dritten Ausgabe?
Die dritte Ausgabe des MIPEX erfasst mehr Länder und mehr politische Strategien als die vorherige Ausgabe. Neu sind außerdem Zeitraumanalysen, die Entwicklungen und Veränderungen in der Integrationspolitik sichtbar machen. Neben den 25 Ländern der Europäischen Union, der Schweiz, Norwegen und Kanada, die bereits in der zweiten Ausgabe erfasst wurden, behandelt die vorliegende Ausgabe auch Bulgarien, Rumänien und die USA. Die bisherigen Indikatoren zur Mobilität des Arbeitsmarktes, zur Familienzusammenführung, zur politischen Partizipation, zum dauerhaften Aufenthalt, zu den Einbürgerungsmöglichkeiten und zur Antidiskriminierung werden durch einen neuen Politikstrang mit 27 Indikatoren zur Bildung von Schulkindern mit Migrationshintergrund ergänzt. Die Indikatoren, darunter 40 neue, wurden aktualisiert. Im Strang zur Mobilität des Arbeitsmarktes sind zwölf Indikatoren hinzugekommen. Weitere neue Indikatoren bemessen den positiven oder negativen Einfluss politischer Maßnahmen auf die Partizipation (Beratungsgremien, Sprach-/Integrationstests usw.).
Welche Ziele verfolgt der MIPEX?
Der MIPEX erweitert das öffentliche Wissen, macht nationale Politiken, Veränderungen und internationale Entwicklungen besser sichtbar und erhöht damit die Transparenz. Das Projekt regt die Debatte über Zielsetzungen, Fortschritte und Ergebnisse von Regierungen an. Und es motiviert diejenigen, die im Bereich der Integration tätig sind, zu beobachten, wie rechtliche Gleichstellung die gesellschaftliche Integration praktisch voranbringen kann.
Der MIPEX gibt Aufschluss darüber, inwieweit alle Menschen, die in einem Land leben, rechtlich gleichgestellt sind und zur Herstellung echter Chancengleichheit in ihren spezifischen Bedürfnissen unterstützt werden. Er beantwortet Fragen zu Durchsetzungsmechanismen, wie z. B. Sanktionen, zum Vorhandensein von Gleichstellungsgremien und deren Aufgaben, zur Rolle von Nichtregierungsorganisationen und zum Dialog mit Sozialpartnern. Wo solche Mechanismen fehlen, können sich Integrationsakteur(inne)e(n) für deren Schaffung starkmachen. Und wo sie existieren, können die Akteur(inne)e(n) sie wirksam einsetzen (lernen).
Wer erstellt den MIPEX?
Das MIPEX-Projekt wird vom British Council und der Migration Policy Group geleitet. 37 weitere Organisationen, darunter Thinktanks, Nichtregierungsorganisationen, Stiftungen, Universitäten, Forschungseinrichtungen und Gleichstellungsgremien, sind am MIPEX-Projekt beteiligt, außerdem die Niederlassungen des British Council in 31 Ländern Europas sowie in Kanada und den USA.
Die Forschung wird von der Migration Policy Group gemeinsam mit ihren Forschungspartnern konzipiert, koordiniert und durchgeführt. Die Publikation einschließlich der Ergebnisse und der Länderprofi le wurde von der Migration Policy Group erstellt. Mit einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe im Jahr 2011 werden die nationalen Partner und die Niederlassungen des British Council in ganz Europa und Nordamerika Diskussionen in Gang bringen.
In der vorliegenden Publikation sind die Ergebnisse überblicksartig zusammengefasst. Die MIPEX-Ergebnisse für Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien und Spanien sind auch in den jeweiligen Landessprachen verfügbar. Das interaktive Tool mit den vollständigen Resultaten finden Sie unter www.mipex.eu.
Der MIPEX III wird im Rahmen des Projekts Outcomes for Policy Change erstellt, das vom Europäischen Fonds für die Integration von Drittstaatsangehörigen ko-finanziert wird.
Welche Höchststandards kommen im MIPEX zur Anwendung?
Für jeden der sieben Politikbereiche (Mobilität des Arbeitsmarktes, Familienzusammenführung, Bildung, politische Partizipation, dauerhafter Aufenthalt, Einbürgerungsmöglichkeiten und Antidiskriminierung) ermittelt der MIPEX die höchsten internationalen Standards inner- und außerhalb Europas zur Verwirklichung gleicher Rechte, Pflichten und Möglichkeiten für alle Einwohner. Das Arbeitsprogramm 2010–2014 der Europäischen Union für Freiheit, Sicherheit und Recht bekräftigt: »Das Ziel der Gewährleistung vergleichbarer Rechte, Pflichten und Chancen für alle steht im Zentrum der europäischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Integration.« Die Höchststandards entstammen den Übereinkommen des Europarats oder den Richtlinien der Europäischen Union. Wo lediglich Mindeststandards vorliegen, sind diese europaweiten Politikempfehlungen entnommen.
Wie berechnen sich die Punktwerte des MIPEX?
Im MIPEX wird die Integration von Migrantinnen und Migranten auf der Grundlage von 148 Politikindikatoren bewertet. Diese Indikatoren wurden in Zusammenarbeit mit führenden Wissenschaftler(inne)n und Einrichtungen auf verschiedenen Gebieten der vergleichenden Forschung erarbeitet, um den Höchststandards aktuelle Gesetze und politische Zielsetzungen gegenüberzustellen. Bei den Politikindikatoren handelt es sich um Fragen, die sich jeweils auf eine bestimmte Politikkomponente der sieben Politikbereiche beziehen. Auf diese Fragen gibt es jeweils drei Antwortmöglichkeiten. Die maximale Punktzahl Drei wird erreicht, wenn die jeweilige Politik den Höchststandards für die Gleichbehandlung entspricht. Zwei Punkte werden für Politiken vergeben, die den Höchststandards halbwegs nahe kommen. Mit Einem Punkt werden Maßnahmen bewertet, die von den Höchststandards denkbar weit entfernt sind. Eine umformulierte Fassung restriktiverer Bestimmungen der EU-Richtlinien oder nationaler Praktiken erhält die Punktzahl 1 oder 2. Existieren in einem Land für einen bestimmten Indikator keinerlei politische Regelungen, wird standardmäßig Ein Punkt vergeben.
Aus den Durchschnittswerten der Indikatorpunktwerte in den sieben Politikbereichen ergeben sich vier Dimensionspunktwerte für jeweils gleiche Aspekte der Politik. Die vier Dimensionspunktwerte werden wiederum gemittelt, sodass sich sieben Punktwerte für die einzelnen Politikbereiche im jeweiligen Land ergeben. Der Durchschnittswert dieser sieben Punktwerte entspricht dann der Gesamtpunktzahl für das betreffende Land. Für das vergleichende Ranking wird die ursprüngliche Dreipunkte-Skala für die Dimensionen und Politikbereiche in eine Prozent- Skala mit einem Höchstwert von 100 % umgerechnet.
Woher stammen die Daten?
Im Gegensatz zu Indizes, die auf Meinungen von Sachverständigen beruhen, stützt sich der MIPEX auf öffentliche Rechtsordnungen, Politiken und Forschungsergebnisse. In jedem Land vergeben unabhängige Wissenschaftler(innen) und Fachkräfte aus der Praxis des Migrationsrechts, der Bildung und Antidiskriminierung anhand veröffentlichter Dokumente des Landes mit Stand vom Mai 2010 die Punktwerte für die einzelnen Indikatoren. Abgesehen vom Bildungsbereich (neuer Politikbereich) wurden für neue Indikatoren auch Punktwerte für März 2007 erfasst. Die gesammelten Punktwerte wurden anschließend anonym von einem oder einer zweiten Sachverständigen überprüft. Die Migration Policy Group griff bei Abweichungen vermittelnd ein und kontrollierte die ausgefüllten Fragebögen auf Konsistenz bezüglich der einzelnen Stränge und Länder im zeitlichen Verlauf. Abschließend berichteten Expert(inn)en der Länder über Politikänderungen und die Gründe dafür.
Wie wirkt sich Politik auf die Integration aus?
Der MIPEX zeigt den Ländern Wege zur Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen für Immigrant(inn)en auf, damit diese zum Wohl des Landes beitragen können, gleichen Zugang zu Beschäftigung und Bildung erhalten, als aktive Bürgerinnen und Bürger in Sicherheit mit ihren Familien zusammenleben können und vor Diskriminierung geschützt sind.
Politiken wirken sich auf die Integration aus; daher eignet sich der MIPEX, um einzuschätzen, wie die Integration durch einen Politikwechsel praktisch verbessert werden kann. Quelle diesbezüglicher Informationen müssen amtliche Statistiken, Haushaltspläne, Projekte und wissenschaftliche Analysen, Regierungsberichte sowie Belege von Nichtregierungsorganisationen, Gerichten sowie von Migrantinnen und Migranten selbst sein. Weiter ist zu untersuchen, ob eine Politik in der Praxis funktioniert und inwieweit Veränderungen der Integrationspolitik folgende Bedingungen erfüllen:
- Sie müssen auf objektiven Tatsachen und internationalen Standards basieren.
- Ihre Finanzierung und Umsetzung muss gesichert sein.
- Ihr Nutzen für die Zielgruppe muss nachgewiesen sein.
- Ihre gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen müssen analysiert werden.
- Die Verbesserung muss sich anhand neuer Fakten belegen lassen.
Für Integrationsakteur(inn)e(n) ist es oft schwierig, aktuelle, umfassende Forschungsdaten und Analysen zu finden, die als Basis für politische Zielsetzungen, Veränderungsvorschläge und Projekte zur Gleichstellung in ihren jeweiligen Ländern dienen können. Stattdessen stoßen sie auf nicht repräsentative, veraltete Informationen und bruchstückhafte Statistiken, die mit dem realen Alltag der Menschen wenig zu tun haben und daher beim Formulieren von Verbesserungen nicht hilfreich sind.
Mit seinem umfassenden Instrumentarium zum Vergleich, zur Bewertung und Verbesserung der Integrationspolitik schafft der MIPEX hier Abhilfe. Der MIPEX erfasst 31 Länder und beleuchtet damit Integrationspolitiken in den unterschiedlichsten Kontexten. Lange Zeit galt Nordamerika als der Einwanderungskontinent schlechthin, während Europa vorwiegend ein Kontinent der Auswanderung war. Auf einige europäische Länder (insbesondere in Mittel- und Osteuropa und im Baltikum) trifft dies nach wie vor zu. Viele europäische Länder (nordische Länder, Westeuropa, die großen Länder Südeuropas) haben sich mittlerweile als Einwanderungsländer etabliert und nehmen Jahr für Jahr zahlreiche Menschen auf, häufig mehr, als das Land verlassen. In manchen Ländern ist die Immigration ein Phänomen der jüngsten Zeit (u. a. Südeuropa, Tschechische Republik, Finnland und Irland); zugleich sind etliche Länder Anziehungspunkte für Arbeitsmigrant(inn)en. Weitere Informationen zu den verschiedenen Begriffen finden Sie unter www.mipex.eu.
Das Tool ermöglicht detaillierte Einblicke in die vielfältigen Faktoren, die die gesellschaftliche Integration von Migrant(inn)en beeinflussen, sowie die Analyse und Bewertung früherer und zukünftiger Politikveränderungen anhand der vollständigen MIPEX-Ergebnisse.
Regierungen
Das MIPEX-Tool gibt Entscheidungsträgern eine kompakte Informationsquelle an die Hand, durch die sie einschätzen können, was bestimmte Veränderungen ihrer Politik bewirken, und die ihnen einen Gesamteindruck von den Stärken und Schwächen ihres Landes verschafft. So können Regierungen die Auswirkungen ihres Konzepts und ihrer politischen Entscheidungen erkennen. Politiken mit gutem Ergebnis werden dabei ebenso sichtbar wie Felder, auf denen noch Verbesserungsbedarf herrscht. Stärken und Schwächen können denen anderer Länder in der jeweiligen Region, Europa bzw. Nordamerika, oder auch aller erfassten Länder gegenübergestellt werden. Der MIPEX liefert Anregungen für die Politik und ermöglicht es, aus deren Zielsetzungen, Umsetzungsmaßnahmen und Resultaten zu lernen. Ebenso lassen sich die Auswirkungen künftiger Veränderungen und früherer Maßnahmen mithilfe des MIPEX bewerten. Darüber hinaus ermöglicht er die Erfassung und Weitergabe von Fakten zur Finanzierung, Umsetzung und Bewertung früherer Maßnahmen im Hinblick auf eine verbesserte Gestaltung zukünftiger Politik.
Interessengruppen
Interessenverbände, Migrantinnen und Migranten können ihre Erfahrungen und Empfehlungen aus der Praxis mit den MIPEX-Forschungsergebnissen verbinden. Das Benchmark-Tool ermöglicht die Einbeziehung internationaler Informationen und Standards in die Arbeit von Interessengruppen. Mit dem MIPEX lassen sich Politikveränderungen nicht nur nachverfolgen, er kann auch proaktiv genutzt werden, um die Umsetzung zu verbessern und Politikveränderungen zu erarbeiten, die der Integration zugute kommen. Vergleiche mit den am besten abschneidenden Ländern und den Höchststandards machen deutlich, wie die Politik in bestimmten Bereichen verbessert und wie die bisherige Politik besser umgesetzt werden kann.
Globale Akteur(inn)e(n)
Globale Akteur(inn)e(n) können den MIPEX für das Benchmarking nutzen, um die Auswirkungen internationaler Standards in Europa und darüber hinaus auf nationale Gesetze und politische Zielsetzungen zu bewerten, egal ob es sich bei diesen Standards um bindende Gesetze, freiwillige Vereinbarungen oder Empfehlungen handelt. Darüber hinaus enthält der MIPEX Informationen über die Verpfl ichtung der nationalen Regierungen zu ihrer Umsetzung. Es wird erkennbar, wer hinter diese Standards zurückfällt und wer sie übertrifft, ob diese Standards zu Veränderungen und Verbesserungen geführt haben und ob bei der Entwicklung von Umsetzungsmaßnahmen Unterstützung benötigt wird. Wo keine Standards existieren, lässt sich mit einem Blick auf gemeinsame Stärken und Schwächen feststellen, ob sich Möglichkeiten für eine zukünftige Zusammenarbeit ergeben.
Forschung
Da das Projekt Daten zur Integrationspolitik für die Öffentlichkeit sichtbar und nutzbar machen soll, werden diese von Wissenschaftler(inne)n in ihre Forschung einbezogen. Damit wird der MIPEX zur Plattform für ein umfangreiches komparatives Wissen über Integration. Er bietet eine systematische Kategorisierung in sieben Fachgebieten und derzeit 31 Ländern. Durch seinen Bewertungsrahmen lässt sich Politik quantifizieren, wobei die rechtlichen und politischen Fakten von Sachverständigen der Länder beigesteuert werden. Die Punktwerte und Vergleichsskalen sorgen für klare und kohärente Interpretationen auf der Basis von Standards für die Gleichbehandlung. Die vollständigen Ergebnisse und die Kommentare der Sachverständigen stehen zum Download bereit, und das interaktive Online-Tool ermöglicht Vergleiche zwischen den Ländern. Die kompletten Datensätze können für umfassende quantitative und qualitative Forschungen zu spezifischen Fragen und für Vergleiche zwischen verschiedenen Ländern herangezogen werden. Mit ihnen lässt sich außerdem bewerten, wie sich verschiedene Faktoren auf Politiken auswirken und warum die Länder voneinander abweichen. Zur Verknüpfung der rechtlichen und gesellschaftlichen Integration können in mehrdimensionalen Analysen Politik und Finanzierung, Meinungsdaten für die Allgemeinheit und für Migrant(inn)en, die Ergebnisse amtlicher Bewertungen und Veränderungen in Integrationsstatistiken verglichen werden.
Medien
Der MIPEX bietet sich für internationale wie nationale Medien als verlässliche, kompakte Informationsquelle an, die fundierte Erkenntnisse darüber vermittelt, an welcher Stelle es Ländern gelingt, gleiche Rechte, Pflichten und Chancen für Migrant(inn)en zu gewährleisten, und wo es Defizite gibt. Man kann Vergleiche zwischen benachbarten und anderen Ländern anstellen und sich einen Überblick über Veränderungen und Verbesserungsmöglichkeiten bei der Integration verschaffen. Der MIPEX wird fortlaufend aktualisiert, sodass man sich durch den regelmäßigen Abruf von Kontextinformationen über aktuelle Fragen der Integration und deren gesellschaftliche Auswirkungen im eigenen Land auf dem Laufenden halten kann. Man erfährt, wie niedrige und hohe Punktwertungen im eigenen Land zustande kommen, und kann auf dieser Grundlage die menschlichen Aspekte in Berichten über Migrantinnen und Migranten und deren Erfahrungen besser beleuchten.
Migrant Integration Policy Index III | |
Herausgeber/in | British Council und Migration Policy Group |
Erscheinungsort | Brüssel |
Erscheinungsdatum | 16. 2011 |
Seiten | 218 |
ISBN | |
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