Preisträger 2008: Zhang Sizhi (China)

Preis

Der 81-jährige Sizhi galt als das „Gewissen der Anwälte” und hat seit Anfang der 80er Jahre viele Regimekritiker verteidigt.

Zhang Sizhi

Der Petra-Kelly-Preis der grünnahen Heinrich-Böll-Stiftung geht in diesem Jahr an den chinesischen Strafverteidiger und Menschenrechtsanwalt Zhang Sizhi. Der 81-jährige Zhang Sizhi gilt unter chinesischen Juristen als das "Gewissen der Anwälte" und hat seit Anfang der 80er Jahre zahlreiche von den chinesischen Behörden angeklagte Regimekritiker verteidigt. Zu den bekanntesten zählen der politische Dissident Wei Jingsheng, der seine Forderungen nach Demokratie mit Wandzeitungen verbreitete, der Soziologe Wang Juntao, der 1989 die Studenten auf dem Tiananmenplatz beriet oder Bao Tong, der Sekretär des politisch liberalen Ex-Parteichefs Zhao Ziyang.

In der Begründung der Stiftung heißt es: „Mit der Preisvergabe würdigt die Heinrich-Böll-Stiftung Zhang Sizhis herausragendes Engagement für die Einhaltung der Menschenrechte und den Aufbau eines Rechtsstaates und Anwaltswesens in China. Als Strafverteidiger setzt er sich seit Jahrzehnten dafür ein, dass jeder in China Angeklagte ein rechtsstaatliches Gerichtsverfahren erhält.Zhang Sizhis Plädoyers zeigen, dass in Prozessen gegen chinesische Oppositionelle vielfach Unrecht im Namen des Rechts gesprochen wird. Sein Lebensweg spiegelt die widersprüchliche Entwicklung der Volksrepublik China wider. Wie kaum ein anderer hat er den bis heute schwierigen Weg Chinas in Richtung Rechtsstaatlichkeit und Demokratie geprägt.”

Vielen jungen chinesischen Rechtsanwälten gilt Zhang Sizhi als Vorbild

Er fördert die jüngere Generation der Anwälte und kämpft noch im hohen Alter unermüdlich für eine unabhängige Rechtssprechung. „Als Rechtsanwälte sind wir von Natur aus Menschenrechtler”, sagt Zhang Sizhi im Gespräch mit der Heinrich-Böll-Stiftung in Peking. „Gerade weil es in China schwierig ist, als Rechtsanwalt zu arbeiten, müssen wir es tun. Es ist unsere Pflicht.”

Zhang Sizhi gehörte zu den ersten Strafverteidigern in der Volksrepublik China, die 1956 ihre Zulassung erhalten hatten. Bereits ein Jahr später wurde er als „Rechtsabweichler” zu 15 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Erst 1979 konnte er seinen Beruf wieder ausüben. Als ersten Fall übernahm er die Verteidigung für die „Viererbande” um Mao Zedongs Frau Jiang Qing. Es folgten viele weitere politische Prozesse. Bis heute trägt Zhang Sizhi mit zahlreichen Veröffentlichungen und mit seiner Lehrtätigkeit zur Entwicklung des Rechtssystems in China bei.

Der Preis wurde Zhang Sizhi bei einem Festakt am 2. Dezember 2008 in Berlin überreicht. Die Laudatio hielt die Bundesministerin für Justiz, Brigitte Zypries. Die Heinrich-Böll-Stiftung verleiht den mit 10.000 Euro dotierten Petra-Kelly-Preis seit 1998 alle zwei Jahre an Personen oder Gruppen, die sich in herausragender Weise für die Achtung der universellen Menschenrechte, für gewaltfreie Konfliktlösung oder den Schutz der natürlichen Umwelt einsetzen.

2006 ging der Preis an den russischen Menschenrechtsanwalt Juri Schmidt, der Anfang 2004 die Verteidigung von Michail Chodorkowski übernommen hatte. Im Jahr 2004 wurde der Petra-Kelly-Preis der kenianischen Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten Wangari Maathai verliehen, die später mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.