Inklusion: Wege in die Teilhabegesellschaft
Sie haben schon von Inklusion gehört, wissen aber nicht genau, was das ist? Dieses Buch stellt die vielen Felder der Inklusion vor – von der Bildung, der Wirtschaft, der Migration und der Sozialpolitik bis zum Städtebau und zu Geschlechterfragen.
Es erklärt die Vorzüge einer inklusiven Politik, ihre Schwierigkeiten, Hindernisse und Chancen. Denn schließlich sollen alle Menschen eine Chance zur persönlichen Entwicklung und ökonomischen Existenzsicherung haben!
Mit Beiträgen von Hubertus Buchstein, Heinz Bude, Robin Celikates, Rainer Forst, Axel Honneth, Martin Kronauer, Martina Löw, Frank Nullmeier, Markus Schroer, Peter Siller, Mark Terkessidis, Berthold Vogel, Gökce Yurdakul und anderen.
Vorwort
Kaum ein Begriff wird in der öffentlichen Diskussion so missverständlich verwendet wie der Begriff der Inklusion. Im Unterschied zum angloamerikanischen Raum wie auch zum europäischen Ausland wird es hierzulande oftmals auf den Aspekt der Barrierefreiheit für beeinträchtigte Menschen im öffentlichen beruflichen Bereich verengt. Kaum ein Begriff hat ein so hohes Potential, um einen entscheidenden Punkt in der Gerechtigkeitsdebatte deutlich zu machen: Gerechtigkeit zielt auf gleiche soziale und politische Teilhabemöglichkeiten der Bürger/innen und erschöpft sich nicht in sozialen Versorgungsleistungen. Aus dieser Perspektive werden verschiedene Felder des öffentlichen Raums, der öffentlichen Institutionen und Infrastrukturen zu Orten der gerechtigkeitspolitischen Debatte. Wie inklusiv sind diese Orte? Was sind die Mechanismen ihrer Schließung? Und welche Möglichkeiten der Veränderung, der Öffnung gibt es?
Mit dem vorliegenden Buch präsentiert der Stiftungsverbund der Heinrich-Böll-Stiftung – die Bundesstiftung mit den Landesstiftungen – Antworten und Anregungen auf die drängenden Fragen in Bezug auf die Teilhabegerechtigkeit in einer demokratischen Gesellschaft. Im Rahmen des zweijährigen Verbundprojekts „Hochinklusiv! – Zusammenhalt einer vielfältigen Gesellschaft“ wurden in zahlreichen Veranstaltungen Fragen zur Inklusion diskutiert und in die Öffentlichkeit getragen. Ziel war die Konturierung des Begriffs und eine Überprüfung, inwieweit die Anwendung des Begriffs auf unterschiedliche gesellschaftspolitische Aspekte wie „inklusive Arbeit“ oder „inklusive Stadt“ taugt. Thematisiert wurden auch aktuelle Exklusionsphänomene sowie die Entwicklung politischer Strategien.
Unser besonderer Dank gilt allen Kolleg/innen des Stiftungsverbandes, die das Thema auf sachkundige und engagierte Weise behandelt haben. Wir danken Mekonnen Mesghena und Ulrike Bürgel für die Koordination des Projekts, Carmen Herzog für ihre Unterstützung. Unser herzlicher Dank gilt allen Autor/innen für ihre Beiträge. Insbesondere danken wir aber Ole Meinefeld und David Jugel für die kompetente und engagierte Begleitung des Buchprojekts. Nicht zuletzt bedanken wir uns bei den Bürger/innen und Experten/innen, die sich aktiv an den Veranstaltungen, Diskussionen und Publikationen beteiligt und damit die Grundlage für eine intensive Auseinandersetzung mit den Chancen und Grenzen einer inklusiven Gesellschaft beigesteuert haben.
Ralf Fücks
Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung
Stefan Schönfelder
Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen
Peter Siller
Leiter der Abteilung Inland der Heinrich-Böll-Stiftung
Produktdetails
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
Peter Siller, Stefan Schönfelder, Ole Meinefeld und David Jugel
I Strategie Inklusion: Überlegungen zu einem neuen Leitbegriff des Sozialen
- Was heißt Inklusion?
Zur Orientierungskraft eines aufstrebenden Begriffs
Peter Siller - Was für eine Gesellschaft wäre eine „inklusive Gesellschaft“?
Heinz Bude - Die erste Frage der Gerechtigkeit
Rainer Forst - Was heißt öffentlicher Raum?
Ole Meinefeld
II Von der Exklusion zur Inklusion: Die soziale Frage als Frage von Drinnen und Draußen
- Exklusion: Ursprung, Debatten, Probleme
Ursprünge des Exklusionsparadigmas und erste Verwendung des Begriffs
Janina Zeh - „Ene, mene, muh und raus bist du“
Zur Kontinuität von Ausschlusserfahrungen
Markus Schroer - Inklusive Sozialpolitik und die Entwicklung des Teilhabegedankens
Frank Nullmeier
III Vom Sonderbereich zur Inklusion: Die Arbeitsdebatte und die Frage nach dem gemeinsamen Ort
- Soziale Inklusion – neue Triebfeder oder Modeerscheinung in der Sozialpolitik?
Ernst-Ulrich Huster - (Irr-)Wege in die inklusive Arbeitsgesellschaft
Über Exklusion und Inklusion im deutschen Arbeitsmarkt
Helmut Wiesenthal - Wirtschaftsdemokratie
Politische Inklusion durch Eigentumsteilhabe
Tilo Wesche - Der Arbeitsmarkt
Axel Honneth
IV Von der Gentrifizierung zur Inklusion: Der neue Kampf um die Städte und die Frage nach dem gemeinsamen Ort
- Räumliche Segregation und innerstädtisches Ghetto
Hartmut Häußermann und Martin Kronauer - Vielfalt und Repräsentation
Über den Bedeutungsverlust der symbolischen Mitte
Martina Löw - Vom Rand in die Mitte
Migration und Stadtentwicklung
Felicitas Hillmann
V Von der neuen Demokratiefrage zur Inklusion: Die Frage von sozialer Teilhabe und demokratischer Beteiligung
- Sozial gespaltene Demokratie
Warum die niedrige Wahlbeteiligung der Demokratie schadet
Robert Vehrkamp - Wie kann Bürgerbeteiligung inklusiv sein?
Eine Analyse am Beispiel des Verfahrens Planungszelle/Bürgergutachten
Birgit Böhm - Wählen, abstimmen und losen
Die Suche nach Wegen aus der Formkrise der repräsentativen Demokratie
Hubertus Buchstein
VI Von der Integration zur Inklusion: Die Migrationsdebatte und die Frage von Rechten und berechtigten Erwartungen
- Kollaboration statt Integration
Interkulturelle Herausforderungen an die Stadt der Zukunft
Mark Terkessidis - Demokratische Inklusion: Bürgerschaft oder Wahlrecht?
Robin Celikates - Soziales und politisches Engagement von „Migranten“
Chantal Munsch
VII Von der Inklusion zur Inklusion: Politik für Menschen mit Behinderungen und die Erweiterung der Barrierenanalyse
- Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen
Eine Herausforderung für die Integrations- und Inklusionsforschung
Petra Flieger und Volker Schönwiese - Inklusion – mehr als nur ein neues Wort?!
Integrationsbegriff – selbstverständlich und unklar
Andreas Hinz - Inklusion als gesellschaftliche Herausforderung
Chancen und Risiken der zukünftigen Gesellschaft
Sylvia Löhrmann - Inklusive Bildung – ein padagogisches Paradoxon
Georg Feuser
VIII Vom Bildungsausschluss zur Inklusion: Die Schuldebatte und die Frage nach dem gemeinsamen Ort
- Inklusion ist auf dem Weg
Matthias von Saldern - Der Index für Inklusion – Eine Hilfe für inklusive Schulentwicklung
Andreas Hinz - Inklusion ist Lifestyle!
Der Index erobert eine Gemeinde. Ein Praxisbericht
Irene Gebhardt
IX Von der Vielfalt zur Inklusion: Der Diversity-Ansatz und die Frage nach Gruppen und Gründen
- Raus aus den Schubladen!
Diversity Management in öffentlichen Verwaltungen und die Einbeziehung von Intersektionalität
Alexander von Dippel - Jüd/innen und Türk/innen in Deutschland
Inklusion von Immigrant/innen, politische Repräsentation und Minderheitenrechte
Gökçe Yurdakul - Die Politik der Menschenrechte und die Frage der Inklusion
Christian Volk
X Von Gender zur Inklusion: Zum Ort der Geschlechterfrage auf dem Feld diverser Barrieren
- Geschlechtergerechte öffentliche Institutionen
Von Umverteilung und Anerkennung
Petra Ahrens - Inklusive Gender?
Über Gender, Inklusion und Disability Studies
Heike Raab - Mit Beteiligungsprozessen und Gender Planning zu inklusiven Freiräumen
Barbara Willecke
XI Von der politischen Bildung zur Inklusion: Ziele und Zielgruppen politischer Bildungsarbeit
- „Defizit“ oder „Benachteiligung“
Zur Dialektik von Selbst- und Fremdausschließung in der politischen Bildung
Helmut Bremer und Mark Kleemann-Göhring - Eine inklusive Zukunft in der politischen Bildung ermöglichen!
Das Zentrum für inklusive politische Bildung (ZipB) - Anja Besand und Tina Hölzel
Inklusion in der politischen Bildung – auf der Suche nach einem Verständnis
David Jugel
Autorinnen und Autoren