Ernährung und Klimaschutz

Atlas

Ein großer Teil der landwirtschaftlich genutzten Böden wird für den Anbau von Futtermitteln verwendet. Eine Ernährung, die stärker auf pflanzlichen Produkten basiert, kann dabei helfen, diese Flächen anderweitig zu nutzen und so Umwelt und Klima zu schonen. Und häufig ist sie auch gesünder. 

16,6 Millionen Hektar Land braucht es weltweit allein für den Lebensmittelkonsum der Menschen in Deutschland
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16,6 Millionen Hektar Land braucht es weltweit allein für den Lebensmittelkonsum der Menschen in Deutschland

Böden sind wahre Multitalente. Sie können nicht nur als landwirtschaftlich genutzte Flächen Lebensmittel produzieren, sondern erfüllen darüber hinaus weitere, essenzielle Funktionen: So reinigen sie zum Beispiel Wasser und speichern Kohlenstoff. Auf knapp 60 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen werden Futtermittel angebaut. Zudem werden Böden zur Erzeugung von Biomasse für erneuerbare Energien wie Biosprit in Anspruch genommen. So nimmt der Nutzungsdruck auf die Fläche und somit auch auf die Böden stetig zu. Durch die Umstellung auf eine Ernährung, die weniger auf tierischen Lebensmitteln basiert, könnte der große Flächenverbrauch der Landwirtschaft reduziert werden.

Bodenatlas 2024 Cover

Der Bodenatlas 2024

Der Bodenatlas beleuchtet in 19 Kapiteln nicht nur die Folgen des weltweiten Verlusts an fruchtbarem Boden, sondern zeigt auch die Potentiale nachhaltiger und gerechter Bodennutzung für den Klimaschutz und die Artenvielfalt.

Doch auch die Tierhaltung kann zu gesunden Böden und artenreichen Grünlandlebensräumen beitragen. Dabei ist die Art und Weise entscheidend, wie tierische Lebensmittel produziert und vor allem verarbeitet werden: Eine nachhaltige Weidenutzung kann Biodiversität und Kohlenstoffspeicherung fördern. Die tierischen Ausscheidungen sind ein hervorragender Dünger, der den Boden mit wichtigen Nährstoffen versorgt, das Bodenleben anregt und den Humusaufbau fördert. Entscheidend ist, dass nur so viele Tiere gehalten werden, wie die Böden im Stande sind, an Nährstoffen aufzunehmen. Es kommt auch darauf an, auf welchem Boden die Weidenutzung stattfindet. Auf entwässerten Moorböden hat die Weidehaltung einen negativen Effekt auf das Klima, was aber weniger an den Tieren, als vielmehr am Boden liegt: im entwässerten Zustand entwickeln sich Moore zu Quellen des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid (CO₂). Mehr als 90 Prozent der Moore in Deutschland sind mittlerweile trockengelegt oder anderweitig geschädigt; genutzt werden sie überwiegend für die Landwirtschaft.

Auf immer mehr Fläche in Südamerika wird Soja angebaut. Nicht selten hängen Sojaplantagen mit Landnahme, Landraub, Vertreibung zusammen
Auf immer mehr Fläche in Südamerika wird Soja angebaut. Nicht selten hängen Sojaplantagen mit Landnahme, Landraub, Vertreibung zusammen

Beim Anbau von Futtermitteln zeigt sich häufig ein problematisches Bild: Insbesondere der Anbau von Soja führt zur Zerstörung fruchtbarer Böden, wenn dafür Wälder gerodet und Savannen umgebrochen werden. In den letzten fünfzig Jahren hat sich die Produktion mehr als verzehnfacht. Die weltweite Fläche, die Sojabohnen mittlerweile einnehmen, ist mit 120 Millionen Hektar mehr als dreimal so groß wie Deutschland. 96 Prozent der Sojaanbaufläche wird für die Herstellung von Futtermitteln genutzt. Zwischen 2001 und 2015 war die Ausdehnung der Sojaflächen für die Entwaldung von über acht Millionen Hektar verantwortlich, vorrangig in Südamerika. Die drei größten Sojaanbauländer USA, Brasilien und Argentinien befinden sich zudem alle unter den fünf Ländern mit dem höchsten Verbrauch an Pestiziden. Dabei wird vor allem das Totalherbizid Glyphosat eingesetzt – oft in Kombination mit gentechnisch verändertem Saatgut, das gegen das Herbizid resistent gemacht wurde. Der Anbau in riesigen Sojaplantagen ist nicht nachhaltig, laugt Böden aus und führt zu Erosion – letztlich Bodenzerstörung.

Der Anbau von Soja ist nicht per se schädlich für die Umwelt. Er kann auch nachhaltig gestaltet werden und sich positiv auf die Bodengesundheit auswirken. Wie alle Hülsenfrüchte kann Soja Luftstickstoff in seinen Wurzeln binden, für andere Pflanzen verfügbar machen und dadurch den Einsatz von Dünger reduzieren.

Knöllchenbakterien an den Wurzeln von Hülsenfrüchten binden Stickstoff aus der Luft und machen ihn für Pflanzen verfügbar
Knöllchenbakterien an den Wurzeln von Hülsenfrüchten binden Stickstoff aus der Luft und machen ihn für Pflanzen verfügbar

Zu Hülsenfrüchten, die auch Leguminosen genannt werden, zählen auch: Erbsen, Linsen, Bohnen oder Lupinen. Eine besondere Rolle kommt ihnen auch in der sogenannten Planetary Health Diet zu. Dieser wissenschaftlich fundierte Speiseplan beschreibt, wie eine Ernährung aussehen kann, die menschliche Gesundheit im Einklang mit der Natur fördert. Dieser Speiseplan sieht vor, tierische Produkte im globalen Durchschnitt stark zu reduzieren. Der Verzehr von Hülsenfrüchten hingegen müsste sich verdoppeln. Diese können nicht nur im Anbau den Einsatz von Stickstoffdünger reduzieren, sondern liefern auch hochwertiges Eiweiß für die direkte menschliche Ernährung – Hülsenfrüchte sind also gesund für Mensch, Boden und Natur.