Henrik Voß, Charité-Universitätsmedizin Berlin

Pilotstudie zur Evaluation der Wirksamkeit eines Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT)-basierten Behandlungsprogramms mit stationären gruppentherapeutischen Interventionen bei Patient*innen mit Psychose Spektrum Störung

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Etwa 3,5% der Gesamtbevölkerung sind im Laufe ihres Lebens von einer Psychose Spektrum Störung betroffen. Diese Erkrankungen sind aufgrund der erheblichen Symptomlast, ihres oft chronischen Verlaufs und der nachteiligen Auswirkungen auf kognitive Funktionen, soziale Fähigkeiten und das allgemeine Funktionsniveau sowohl für die Betroffenen als auch in gesundheitsökonomischer Hinsicht schwerwiegend.

Internationale Leitlinien empfehlen ein multimodales Behandlungsangebot, welches neben einer psychopharmakologischen Therapie allgemeine und spezielle psychotherapeutische sowie psychosoziale Maßnahmen beinhaltet. Hierbei sollte zum Beispiel Patient innen mit der Diagnose einer Schizophrenie gemäß den Empfehlungen eine individuelle kognitive Verhaltenstherapie (KVT) angeboten werden. Die Umsetzung dieser Empfehlung im Einzelsetting scheitert häufig am Mangel an ausgebildeten Therapeut innen. Um dem hohen Bedarf trotzdem gerecht zu werden, wurden zunehmend gruppenbasierte KVT Interventionen entwickelt und evaluiert, da sie einer größeren Anzahl von Patient innen gleichzeitig angeboten und manualisiert vermittelt werden können.

In den letzten Jahren haben Acceptance und Commitmenttherapie (ACT)-basierte Interventionen als psychotherapeutische Maßnahmen an klinischer Relevanz gewonnen. ACT ist ein transdiagnostisches und integratives Verfahren, welches maßgeblich aus der KVT entstanden ist. Es betont eine akzeptierende Haltung im Umgang mit belastenden inneren Ereignissen, um sich selbstgewählten Werten und Zielen wieder anzunähern. Diese Haltung stellt eine Alternative zu dysfunktionalen Vermeidungsstrategien dar, die eine an persönlichen Werten orientierte Lebensführung und das Erreichen persönlicher Ziele behindern

ACT wurde bereits bei verschiedenen Patient*innengruppen im ambulanten und stationären Setting angewandt und randomisierte, kontrollierte Studien haben eine Wirksamkeit bei der Behandlung von depressiven Episoden, Angststörungen, Abhängigkeitserkrankungen und psychosomatischen Symptomen gefunden Zur Evidenzlage von ACT bei Psychose Spektrum Störung ist jedoch anzumerken, dass bisher keine randomisierte kontrollierte Studien RCTs zu einer ACT spezifischen gruppentherapeutischen Behandlung im stationären Setting veröffentlicht wurden.

Im Vivantes-Klinikum in Berlin Kreuzberg findet nun erstmals ein auf die spezifische Zielgruppe zugeschnittenes Therapieprogramm mit Schwerpunkt im Gruppensetting statt. Durch die Evaluation der unmittelbaren und langfristigen Effekte dieses Programms erhoffe ich mir aussagekräftige Erkenntnisse über d essen erwünschten und unerwünschten Auswirkungen. Es steht zu hoffen, dass der häufig defizitär erscheinenden Versorgung dieses Patient*innenklientels hiermit ein überlegenes als auch effizientes neues Behandlungskonzept entgegengesetzt werden kann. Gleichwohl hat eine wissenschaftliche Evaluation einer derartigen Intervention im stationären Kontext bislang nicht stattgefunden, was unerlässlich für eine Implementierung in die Behandlungspraxis ist. Somit hat die geplante Arbeit das Potenzial, einen gewichtigen Beitrag zur Verbesserung dieser zu leisten, indem sie erstmals diese bedeutsame Forschungslücke schließt. Hierdurch könnten die eingangs beschriebenen gesundheitsökonomischen und gesellschaftlichen Folgen abgemindert und der immense Leidensdruck der Patient*innen und ihrer Angehörigen reduziert werden.