Kurzbiografie Darya Afanasyeva

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Foto: Person mit lockigem, rosa Haar und Nasenring vor unscharfem Hintergrund mit Pflanze.

Mein Name ist Darya Afanasyeva. Ich bin eine belarusische Feministin und Aktivistin und setze mich für Frauenrechte und für einen demokratischen Wandel in Belarus ein. Ich habe mein Leben der Unterstützung von Frauen gewidmet, die ihr Leben lang diskriminiert werden, und der Förderung der Gleichstellung. Obwohl ich mit politischer Repression konfrontiert war und zweieinhalb Jahre als politische Gefangene im Gefängnis verbracht habe, kämpfe ich weiterhin ausdauernd und entschlossen für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit.

Ich wurde am 1. April 1995 geboren. Ich habe zwei Hochschulabschlüsse: den ersten in Logistik und den zweiten in Klinischer Psychologie. Ich habe schon immer eng mit Menschen zusammengearbeitet. Bevor ich verhaftet wurde, arbeitete ich als Personalerin in einem IT-Unternehmen und konzentrierte mich auf die Beziehungen zu den Mitarbeitenden und die Förderung der Gleichstellung am Arbeitsplatz.

Meine Weg zum Aktivismus begann 2015, als ich einen Blog mit Buchrezensionen startete. Ein Jahr später brachte mich die Literatur dazu, mich mit Fragen der Geschlechterungleichheit zu beschäftigen. Mir fiel auf, wie selten Frauen als vollwertige Protagonistinnen in der Belletristik dargestellt werden - Figuren, deren Stimmen, Handlungen und Entscheidungen die Geschichte bestimmen. Diese Erkenntnis war der Ausgangspunkt für mein intensives Engagement für Frauenrechte. Mit der Zeit verlagerte sich der Schwerpunkt meines Blogs von der Literatur auf Diskussionen über die Kluft zwischen den Geschlechtern, Diskriminierung in Beziehungen und die Darstellung von Frauen in den Medien.

Unterstützt durch verschiedene Verlage begann ich Bücher zu rezensieren, die von und für Frauen geschrieben wurden. Ich erstellte Listen mit Büchern über Body Positivity, die Geschichte des Suffragismus, Feminismus und über ermutigende Literatur für Mädchen allgemein. Außerdem hielt ich Vorträge über Feminismus und half Frauen, ihre Rechte besser zu verstehen. Dies erstreckte sich auch auf meinen Arbeitsplatz, wo ich Seminare zum Thema Belästigung und Missbrauch abhielt und dabei frauenspezifische Literatur als Grundlage verwendete.

Mein Online-Aktivismus ergänzte meine Teilnahme an den Protesten in Belarus. Im Jahr 2020 nahm ich an Kundgebungen für freie Wahlen und Frauenrechte teil und trug Plakate mit Botschaften wie „Fight Like a Belarusian Girl“ und „A Woman's Place Is in the Government“. Ich wies aktiv darauf hin, dass Gesetze gegen häusliche Gewalt in Belarus fehlten und forderte die Menschen auf, eine weibliche Führung zu wählen.

Am 27. Dezember 2021 wurde ich in meiner Wohnung gewaltsam verhaftet. Bei meinem Prozess wurde mir gesagt, dass ich wegen meiner feministischen Werte und meiner sexuellen Orientierung „die Nation korrumpiere“. Mir wurde das Recht auf einen männlichen Anwalt verweigert, weil, wie es hieß, „eine Feministin keine Hilfe von einem Mann annehmen würde“. Mich in einem solchen Umfeld zu erklären, war unmöglich.

Im Gefängnis unterstützte ich Mitgefangene - viele von ihnen waren Überlebende häuslicher Gewalt, die inhaftiert worden waren, weil sie sich gewehrt hatten. Ich hörte mir ihre Geschichten an, versicherte ihnen, dass sie keine Schuld trugen, und versuchte, sie trotz der bedrückenden Umstände zu stärken.

Am 30. März 2024 wurde ich nach über zwei Jahren Haft entlassen. Aus Angst vor einer erneuten Verhaftung floh ich nach Polen, nur mit einem Rucksack. Ich baue mir jetzt mein Leben neu auf und nehme meinen Blog wieder in Betrieb. Trotz der Herausforderungen bleibt mein Engagement für den Feminismus so stark wie eh und je.