
Julia Mickiewicz absolvierte die Fakultät für Journalismus der Belarusischen Staatlichen Universität in Minsk und den Masterstudiengang Gender Studies der Europäischen Universität für Geisteswissenschaften in Vilnius. Sie arbeitet seit mehr als 15 Jahren als Journalistin in unabhängigen Massenmedien. Im Jahr 2009 wurde sie mit dem P'ero-Preis als beste Journalistin für die Förderung der Menschenrechte von LGBT-Personen in Belarus ausgezeichnet.
Sie ist Mitbegründerin der Organisation FemGroup Belarus zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und der Rechte der Frauen. Diese entstand im August 2020 als Arbeitsgruppe des Koordinationsrates (Vereintes Gremium der demokratischen Kräfte und der Zivilgesellschaft in Belarus) und entwickelte sich zu einer unabhängigen NGO (Non-Governmental Organization). FemGroup wollte das politische Engagement und die Führungsqualitäten von Frauen stärken und den Mut und die Errungenschaften belarusischer Frauen bewahren, die sie in den politischen Demonstrationen und Protesten nach der Fälschung der Präsidentschaftswahlen 2020, und der beispiellosen Gewalt danach, gezeigt hatten. Julia Mickiewicz wurde im Oktober 2020 festgenommen und für 15 Tage inhaftiert. Grund dafür war ihre Teilnahme an allgemeinen belarusischen Protesten und insbesondere an Frauenmärschen und Solidaritätsaktionen sowie die Gründung der FemGroup, die von Lukaschenkos politischem Regime als große Bedrohung angesehen wurde. Nachdem sie freigelassen wurde, musste sie aus Belarus nach Litauen fliehen, wo sie bis heute im Exil lebt.
Im Jahr 2024 setzte sie trotz starken Widerstands die Einführung einer 40-prozentigen Geschlechterquote für die Wahllisten zur dritten Legislatur des im Frühjahr 2024 neu gewählten Koordinationsrates durch.
Julia Mickiewicz ist vielfach aktiv und engagiert, so in den folgenden Organisationen:
- Geschäftsführerin der Organisation für politische und informelle Bildung ABF Belarus, die sich auf einen menschenrechtsbasierten Ansatz stützt und soziale Gerechtigkeit, Geschlechtergleichheit, Nichtdiskriminierung und Vielfalt fördert. Die ABF Belarus wurde im Oktober 2024 vom Innenministerium von Belarus als „extremistische Formation“ gelistet, was einem Verbot gleichkommt.
- Mitglied der 2022 eingerichteten Kontaktgruppe des Europarats für Belarus, in der sie sich für Gender-Mainstreaming und Frauenrechte einsetzt.
- Stellvertretende Repräsentantin des Büros für Sozialpolitik im Vereinigten Übergangskabinett, zuständig für Geschlechtergleichstellung und gefährdete Gruppen.
- Vorsitzende des Koordinierungsausschusses der belarusischen nationalen Plattform des Zivilgesellschaftsforums der Östlichen Partnerschaft.
- Externe Expertin für Chancengleichheit und Nichtdiskriminierung (belarusischer Teil) für den Index der Östlichen Partnerschaft 2025.
- Sie war Vorsitzende der belarusischen sozialdemokratischen Jugendorganisation MSD-MH. 2011 wurde sie mit dem Jim-Kemmy-Preis für soziale Gerechtigkeit der irischen Labour Party ausgezeichnet.