Die Outdoormarke Vaude engagiert sich im betrieblichen Mobilitätsmanagement. In Zusammenarbeit mit der Kommune hat das Unternehmen erreicht, dass der Firmensitz an das Busnetz angeschlossen wurde. Wir sprachen mit Antje von Dewitz, Geschäftsführerin der Outdoormarke Vaude.

Mobilität in ländlichen Räumen gilt als eines der am schwersten zu lösenden Klimaprobleme. Wie kommt ein spezialisierter Textilhersteller wie Vaude dazu, sich um dieses Problem zu kümmern?
Die Textilindustrie, zu der wir gehören, ist für viele ökologische Probleme mitverantwortlich. Sie verursacht bis zu einem Zehntel der weltweiten CO2-Emissionen. Die Branche trägt erheblich zur Belastung mit Mikroplastik bei und setzt problematische Chemikalien ein. Deshalb möchten wir Lösungen für diese Probleme schaffen. Wir übernehmen Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette, aber auch an unserem eigenen Standort. Inzwischen haben wir Vaude zu einem durchgängig nachhaltigen Unternehmen gemacht und uns dazu verpflichtet, bis 2040 in der kompletten Wertschöpfungskette eine „Netto-Null“ an Treibhausgasemissionen zu erreichen. Unser betriebliches Mobilitätsmanagement entstand aus dem Anspruch, den CO2-Fußabdruck deutlich zu reduzieren. Unser Firmensitz liegt im ländlichen Raum, in Tettnang am Bodensee – da ist klimafreundliche Mobilität eine echte Herausforderung. Bereits 2008 zeigte unsere erste Klimabilanz, dass die betriebliche Mobilität am Standort der drittgrößte Emissionsfaktor war – nach Strom- und Papierverbrauch. Daher sind wir dieses Thema schon sehr früh systematisch angegangen.
Sie sehen im betrieblichen Mobilitätsmanagement große CO2-Einsparpotenziale. Was haben Sie genau eingeführt?
Wir möchten unsere Mitarbeitenden dazu motivieren, möglichst umweltfreundlich unterwegs zu sein, ob auf dem Weg zur Arbeit oder bei geschäftlichen Terminen. Dafür haben wir ein umfassendes Mobilitätskonzept umgesetzt. Dazu gehören Anreize wie das stark genutzte JobRad-Programm, Zuschüsse zur Nutzung des ÖPNV bis hin zu Fahrgemeinschaften, die über eine App organisiert werden können. Wir bieten auch alles, was das Radfahren im Alltag erleichtert: eine Fahrradgarage, eine Reparaturwerkstatt, Technik- und Schrauberkurse, Leih-E-Bikes sowie Umkleiden und Duschen. Jede Woche verlosen wir in einem Mobilitätslotto unter den Mitarbeitenden, die klimafreundlich pendeln, einen Sachpreis. Die damit verbundene Erfassung der betrieblichen Wege hilft uns bei der CO2-Bilanzierung. Vor über zehn Jahren haben wir gemeinsam mit regionalen und kommunalen Partnern erreicht, dass unser Standort ans Busnetz angeschlossen wurde. Bei Geschäftsreisen sollen vorrangig öffentliche Verkehrsmittel genutzt und unnötige Dienstfahrten vermieden werden.
Sie gelten als passionierte Radfahrerin, die meist auch mit dem Rad in die Firma kommt. Spielt das eine Rolle, wenn die Geschäftsführerin selbst das Auto stehen lässt?
Wer wirklich etwas verändern will, sollte bei sich selbst anfangen. Das gilt für mich persönlich genauso wie für unsere Unternehmenskultur bei Vaude. Wenn Werte gelebt werden und spürbar sind, kann ich andere Menschen dafür begeistern und mitreißen. Als Geschäftsführerin habe ich eine besondere Vorbildrolle, das ist mir bewusst. Ich fahre fast täglich mit dem Rad zur Arbeit, weil es mir guttut, ich frisch in den Tag starte und dabei die Umwelt schone. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen fahren ebenfalls regelmäßig mit dem Rad ins Büro. Gemeinsam zeigen wir:
Nachhaltige Mobilität ist machbar! Dieses gelebte Engagement ist Teil unserer Unternehmenskultur – und macht uns als Gemeinschaft stark.
Das Interview führte Jörg Staude.