Wie Schuldenerlass Afrikas Weg zu Klimaresilienz ebnet

Analyse

Hohe Verschuldung und Klimavulnerabilität verstärken sich gegenseitig. Doch mit gezielten Entlastungen und Reformen könnte Afrika den Teufelskreis durchbrechen und in einen Kreislauf grünen Wachstums eintreten.

Illustration: Der afrikanische Kontinent hält einen "Schuldenerlass-Schirm" über sich, um die Klimakrise abzuwenden.

Dieser Text wurde mit DeepL Pro aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.

Afrika birgt ein außerordentliches Potenzial für nachhaltige Entwicklung. Mit 60 Prozent des globalen Solarpotenzials, 30 Prozent der Mineralreserven für die Energiewende und enormen Windenergiekapazitäten könnte der Kontinent die globale grüne Transformation anführen. Seine junge, schnell wachsende Bevölkerung – die bis 2050 voraussichtlich 2,5 Milliarden Menschen anwachsen wird – sorgt für zusätzliche Dynamik. Doch dieses Potenzial ist bedroht.

Der Kontinent steht an vorderster Front der Klimakrise. Siebzehn der zwanzig klimaanfälligen Länder liegen in Afrika, obwohl sie weniger als vier Prozent der weltweiten Emissionen verursachen. Überschwemmungen in Kinshasa und Kapstadt, Hitzewellen im Südsudan und anhaltende Dürren am Horn von Afrika zeigen, dass der Klimawandel kein fernes Risiko mehr ist, sondern eine aktuelle Notlage.

Gleichzeitig belastet eine untragbare Verschuldung die afrikanischen Haushalte. Die öffentliche Auslandsverschuldung hat sich seit 2008 mehr als verdreifacht, wobei der Anteil der privaten Anleihegläubiger stetig wächst. Steigende globale Kreditkosten und die Schwäche der afrikanischen Währungen gegenüber dem US-Dollar haben die Belastung noch verstärkt. Zwischen 2021 und 2023 zahlten die Länder südlich der Sahara mehr als doppelt so viel für den Schuldendienst, wie sie an Klimafinanzierungen erhielten. Die tatsächlichen Klimafinanzierungszuflüsse – nur 35 Millionen US-Dollar – liegen weiterhin weit unter den 143 Millionen US-Dollar, die jährlich erforderlich sind, um die Anpassungs- und Resilienz-Ziele zu erreichen. Im Jahr 2024 verschlangen die Zinszahlungen in 27 afrikanischen Ländern mehr als 10 Prozent der Staatseinnahmen und überstiegen damit die Ausgaben für Gesundheit oder Bildung. Dieses Ungleichgewicht führt zu einem Teufelskreis: Klimaschocks untergraben das Wachstum, der Schuldendienst zehrt an den öffentlichen Ressourcen, und es bleibt wenig übrig für Investitionen in Klimaanpassung und Resilienz.

Strukturelle Ungleichheiten und externer Druck

Das Schuldenproblem Afrikas ist nicht nur das Ergebnis einer schlechten Finanzpolitik. Es hat seine Wurzeln auch in strukturellen Ungleichheiten im globalen Finanzsystem. Staatliche Kreditnehmende auf dem gesamten Kontinent sehen sich mit einer „Afrika-Prämie” konfrontiert: Sie müssen weitaus höhere Zinsen zahlen als Länder mit ähnlicher oder schlechterer Bonität. Dies gilt trotz der relativ niedrigen Ausfallraten in Afrika. Perverserweise sind die Finanzströme umgekehrt: Laut der Afrikanischen Entwicklungsbank verlässt mehr Geld den Kontinent für den Schuldendienst als in Form von neuen Investitionen oder Hilfsgeldern hineinfließt.

Kredite sind oft unvermeidbar. Kenia, Malawi und Mosambik waren gezwungen, Schulden aufzunehmen, um nach verheerenden Überschwemmungen und Wirbelstürmen den Wiederaufbau zu finanzieren. Inselstaaten wie Mauritius müssen Kredite aufnehmen, um angesichts des steigenden Meeresspiegels überhaupt überleben zu können. Globale Schocks – von COVID-19 über Inflation bis hin zu steigenden Lebensmittel- und Energiepreisen – haben diese Anfälligkeiten nur noch verstärkt.

Kürzungen der Entwicklungszusammenarbeit drohen, grundlegende Dienstleistungen zu untergraben und den Aufschwung zu verlangsamen.

Externe Belastungen verschärfen die Situation zusätzlich. Kürzungen der Entwicklungszusammenarbeit drohen, grundlegende Dienstleistungen zu untergraben und den Aufschwung zu verlangsamen. Gleichzeitig drohen neue US-Zölle für afrikanische Länder mit Handelsüberschüssen die Exporteinnahmen zu schmälern, gerade jetzt, wo Devisen für die Rückzahlung von Schulden am dringendsten benötigt werden.

Ein wachsender Ruf nach Veränderung

In ganz Afrika fordern Politiker*innen und Expert*innen einen Neuanfang. Auf der 79..  UN-Generalversammlung im Jahr 2024 drängte Nigerias Präsident Bola Tinubu auf „umfassende Schuldenerleichterungsmaßnahmen, um eine nachhaltige Entwicklungsfinanzierung zu ermöglichen” und warnte, dass ohne Zugeständnisse „ein bedeutender wirtschaftlicher Fortschritt in den Entwicklungsländern ein ferner Traum bleiben wird”. Der kenianische Präsident William Ruto bezeichnete das globale Finanzsystem als „ungerecht“ und forderte eine vollständige Überarbeitung.

Der ehemalige Gouverneur der kenianischen Zentralbank, Patrick Njoroge, äußerte sich in einem kürzlich geführten Interview noch deutlicher: „Die Schuldner und Gläubiger müssen sich zusammensetzen und eine Art Schuldenerlassvereinbarung für die hoch verschuldeten Länder ausarbeiten. Andernfalls wird sich die Abwärtsspirale nur fortsetzen.“

Ehemalige afrikanische Staats- und Regierungschef*innen haben mit Unterstützung des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa die African Leaders Debt Relief Initiative (ALDRI) ins Leben gerufen, die eine groß angelegte Entschuldung unter Beteiligung aller Gläubiger und niedrigere Kreditkosten fordert. Die von Papst Franziskus im „Heiligen Jahr“ 2025 eingerufene Jubilee Kommission verleiht dem Ganzen moralisches Gewicht und fordert einen Neuanfang für die von Schulden erdrückten Länder.

Auch auf institutioneller Ebene ist eine Dynamik zu spüren. Die erste kontinentale Konferenz der Afrikanischen Union zum Thema Schulden im Mai 2025 forderte eine UN-Rahmenkonvention zu Staatsschulden, klimasensible Schuldenbewertungen und die Ausweitung des Common Frameworks, eines von der G20 eingerichtetes Rahmenwerk für Schuldenrestrukturierungen von Niedrigeinkommensländern. 

Schulden wirksam einsetzen: Eine gemeinsame Verantwortung

Das globale Finanzsystem muss sich zwar ändern, aber auch die afrikanischen Länder müssen ihr Schuldenmanagement stärken, die Transparenz verbessern und mehr inländische Ressourcen mobilisieren. 

Das globale Finanzsystem muss sich zwar ändern, aber auch die afrikanischen Länder müssen ihr Schuldenmanagement stärken, die Transparenz verbessern und mehr inländische Ressourcen mobilisieren. Schuldenerlass wird nur dann glaubwürdig sein, wenn der frei gewordene finanzpolitische Spielraum für Klimaanpassung, Bildung, Gesundheit und inklusives Wachstum genutzt wird.

Der Vorschlag „Debt Relief for a Green and Inclusive Recovery” (DRGR) liefert einen Fahrplan. Seine Grundlage ist eine umfassende und rasche Reform der Schuldentragfähigkeitsanalyse, um Klimarisiken und kritische Investitionsbedürfnisse für die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und der Klimaziele einzubeziehen, wie in Abbildung 1 dargestellt. Für notleidende Länder fordert er eine umfassende Umstrukturierung, an der alle Gläubiger auf der Grundlage fairer und vergleichbarer Regeln beteiligt sind. Im Gegenzug müssen sich die Länder verpflichten, die freigesetzten finanziellen Mittel für eine grüne und inklusive Entwicklung zu nutzen und verbesserte Standards für die Staatsverschuldung einzuhalten. Für Länder, die unter Liquiditätsdruck stehen, also kurzfristig finanzielle Engpässe haben, empfiehlt das Projekt konzessionäre Finanzierungen, Debt-for-Climate-Swaps und Kreditverbesserungen. 

Abbildung 1: Zwei Säulen für den Schuldenerlass für einen grünen und inklusiven Aufschwung

Grafik: Zwei Säulen für den Schuldenerlass für einen grünen und inklusiven Aufschwung

Quelle: Debt Relief for a Green and Inclusive Recovery (DRGR) Projekt (2025)

Vom Teufelskreis zum positiven grünen Wachstum

Hohe Verschuldung und Klimavulnerabilität verstärken sich derzeit gegenseitig in einer Abwärtsspirale. Mit sinnvollen Entlastungen und Reformen könnte Afrika jedoch stattdessen in einen positiven Kreislauf des grünen Wachstums eintreten: Der freigesetzte fiskalische Spielraum würde Resilienz und saubere Energie finanzieren, das Wachstum ankurbeln, die Tragfähigkeit der Verschuldung stärken und neue Investitionen anziehen.

Abbildung 2: Der positive Kreislauf des grünen Wachstums

Grafik: Der positive Kreislauf des grünen Wachstums

Quelle: Debt Relief for a Green and Inclusive Recovery (DRGR) Projekt (2024)

Joyce Banda, ehemalige Präsidentin von Malawi und Mitglied von ALDRI, formulierte es so: „Was wir wollen, ist Schuldenerlass, keine Wohltätigkeit ... Ein starkes Afrika bedeutet eine stärkere Welt. Die Erschließung des wirtschaftlichen Potenzials Afrikas wird das globale Wachstum ankurbeln, die Lieferketten stärken und den grünen Wandel beschleunigen.“

Zu Beginn sollte sich die G20 auf Maßnahmen wie automatische Schuldenmoratorien während der Umstrukturierung, die Ausweitung des Common Frameworks auf Länder mit mittlerem Einkommen und Bewertungen der Schuldentragfähigkeit einigen, die Klimarisiken und Entwicklungsbedürfnisse vollständig berücksichtigen.

Die Wahl ist klar. Afrikas Schulden- und Klimakrise sind untrennbar miteinander verbunden. Sie gemeinsam durch ehrgeizige Entlastungsmaßnahmen, systemische Reformen und eine stärkere Regierungsführung im eigenen Land anzugehen, ist keine Wohltätigkeit – es ist eine Investition in globale Stabilität und grünes Wachstum. Untätigkeit würde Millionen Menschen in Armut gefangen halten und den weltweiten Kampf gegen den Klimawandel schwächen.


Weitere Texte von Sarah Ribbert schreibt regelmäßig für das Debt Relief for a Green and Inclusive Recovery (DRGR) Projekt. Weitere Texte von ihr sind hier zu finden.

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