Die Herausforderungen an die internationale Klimapolitik müssen nicht nur schnell bewältigt werden, es müssen auch gerechte Lösungen gefunden werden. Die Frage nach einem gerechten Klimafolgeabkommen nimmt einen großen Raum bei den Verhandlungen ein.
Von der Heinrich-Böll-Stiftung und Christian Aid wird das sogenannte Greenhouse Development Rights (GDRs) Framework unterstützt, das von EcoEquity und dem Stockholm Environment Institute verfasst wurde. GDRs ist ein Ansatz, der das in der UN-Rahmenkonvention verankerte Prinzip der gemeinsamen, aber differenzierten Verantwortung und jeweiligen Fähigkeit („common but differentiated responsibility and respective capability“) der Mitgliedsstaaten messbar macht und dafür einen transparenten Indikator, den „responsibility and capacity index (RCI)“ einführt. Die zu Grunde liegenden Prinzipien und die sich daraus ergebenden Verpflichtungen sind sowohl auf Emissionsreduktionsziele als auch beispielsweise für die Berechnung von nationalen Klimafonds anwendbar. Dabei wird eine „Entwicklungsschwelle“ beim Jahreseinkommen definiert. Nur oberhalb dieser Schwelle kann davon ausgegangen werden, dass ein Mensch sein Recht auf Entwicklung bereits realisiert hat und daher in der Lage ist, sowohl finanzielle als auch technische Anstrengungen zu leisten, um dem Klimawandel zu begegnen. Das Recht auf Entwicklung bezieht sich dabei auf Individuen und nicht auf Staaten, so dass auch innerstaatliche Ungleichheiten berücksichtigt werden.
Aus dem GDRs-Ansatz ergeben sich folgende politische Konsequenzen:
- Die Industriestaaten haben eine doppelte Verpflichtung: Zum einen müssen sie sowohl massive Emissionsreduktionen in ihren eigenen Volkswirtschaften vornehmen (siehe hierzu zum Beispiel das aktuelle Papier A Call for Leadership, das die EU-Klimaziele für 2020 aus einer GDRs-Perspektive kritisiert). Zum anderen haben sie aber auch eine Verpflichtung, sich finanziell und anderweitig an Klimaschutzmaßnahmen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu beteiligen.
- Die Eliten und Konsumenten aus Entwicklungs- und Schwellenländern, deren Einkommen oberhalb der gesetzten Entwicklungsgrenze liegen, haben ebenfalls eine klare Verantwortung und auch die Fähigkeit, sich an Klimaschutz und Klimaanpassung zu beteiligen und müssen diese auch wahrnehmen.
Mehr zum Greenhouse Development Rights Ansatz
Download des Berichts The Greenhouse Development Rights Framework. The right to development in a climate constrained world. Revised second edtition (englisch, PDF, 116 Seiten, 2.38 MB)
Was das GDRs-Konzept für Deutschland bedeutet, erläutert ein Papier, das die Heinrich-Böll-Stiftung beim Wuppertal Institut in Auftrag gegeben hat:
Deutschlands Vorreiterrolle auf dem Prüfstand. Wie schützen wir die Menschenrechte im Treibhaus? Ein Bericht von Tilman Santarius (PDF, 36 Seiten, 516 KB)
Eine Studie von von Ecofys Germany vergleicht das Greenhouse Development Rights-Modell mit anderen etablierten Ansätzen, die Klimaschutzanstrengungen zu verteilen:
Distribution of emission allowances under Greenhouse Development Right and other effort sharing approaches (englisch)
Neben den GDRs gibt es weitere Vorschläge zum Effort Sharing in einem neuen Klimaabkommen. Zu nennen sind hier z.B.
- Der Süd-Nord-Dialog, der vom Wuppertal Institut und dem Energy Research Center in Südafrika initiiert wurde, der eine starke Reduzierung der Emissionen im Norden vorsieht, aber auch die Verantwortlichkeiten von Entwicklungsländern in ein Post-Kyoto-Abkommen einbezieht. Zum Süd-Nord-Dialog – Gerechtigkeit im Treibhaus
- Ein weiterer Vorschlag ist die Verteilung von Lasten nach dem Prinzip „per capita“. Diese Strategie misst den CO2-Ausstoß pro Kopf. Die nationalen Ausstöße werden also nicht absolut betrachtet, sondern in Relation zu den Staatsbürgern gesetzt. So ist China zwar der größte CO2-Emittent, wenn der absolute Ausstoß betrachtet wird, liegt aber mit einem relativen Ausstoß von etwa 3,2 Tonnen pro Kopf deutlich unter den USA mit einem Anteil von rund 20 Tonnen pro Kopf.
Mehr Informationen rund ums Klima
- Cancún aktuell in der Rubrik "Klima & Energie"
- Blog: www.klima-der-gerechtigkeit.de
- In Cancún: Kontaktadressen und Veranstaltungen der Stiftung
- Pressemitteilung zu Cancún "Klima-Finanzhilfen ignorieren Menschen- und Umweltrechte"
- Regionale Arbeit zum Thema Klima in der Länderbüros
- Klima-Dossier zu den Verhandlungen in Kopenhagen