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Öffentliche Jahresversammlung der Freundinnen und Freunde der Heinrich-Böll-Stiftung

Lesedauer: 7 Minuten

Jedes Jahr findet in Berlin oder in Köln eine Jahresversammlung der Freundinnen und Freunde mit dem Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung statt. Dort werden die Mitglieder über Aktivitäten des Freundeskreises und aktuelle Entwicklungen der Stiftungsarbeit informiert. Eine Podiumsdiskussion zu tagespolitischen Themen rundet die Jahresversammlung ab. Findet sie in Köln statt, wird die Jahresversammlung mit dem Sommerfest des Heinrich-Böll-Hauses in Langenbroich verbunden, bei dem die aktuellen Stipendiat/innen aus Ihren Werken vortragen und Raum für Begegnungen in künstlerischer Atmosphäre entsteht.

 

Termin der Jahresversammlung der Freundinnen und Freunde 2011:

10. September, 9-12:30 Uhr, Alte Feuerwache Köln

anschließend Sommerfest in Langenbroich.


2. Oktober 2010

Debatten im kleinen Kreis an Thementischen bildeten den Kern des internen Teils der Jahresversammlung – eine willkommene Gelegenheit, mit anderen Mitgliedern und Expert/innen über konkrete Themenfelder zu diskutieren. So stand Dr. Gerhard Timm, Aufsichtsratsmitglied von DESERTEC, mit seinem Wissen über das Solarstromprojekt im Mittelpunkt eines Thementisches. Daniel Mittler als politischer Direktor von Greenpeace International sprach mit einer anderen Gruppe über neue Allianzen sozialer und ökologischer Bewegungen. Mit Christine Chemnitz und Bastian Hermisson gaben Referent/innen der Heinrich-Böll-Stiftung Auskunft über zwei Bereiche, die in der Stiftungsarbeit eine wichtige Rolle spielen: Die europäische Gemeinschaft erneuerbarer Energien (ERENE) sowie der Komplex Klimawandel und Landwirtschaft. 

Die Ausstellungseröffnung „Kleinbäuerinnen in Bangladesch“ der vom Freundeskreis geförderten Fotografin Katharina Mouratidi knüpfte mit der Darstellung von nachhaltiger Landwirtschaft an den Themenschwerpunkt der Jahresversammlung „Klimawandel, Landwirtschaft und Biodiversität“ an.

Nach einem internen Kurzvortrag von Barbara Unmüßig über die Bedeutung dieses Themenkomplex für sie als Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung und für die weltweite Stiftungsarbeit startete die öffentliche Podiumsdiskussion zu dem brandaktuellen, wenn auch in Presse und Öffentlichkeit sehr vernachlässigten Thema Biodiversität. Anlässlich der 10. UN-Vertragsstaatenkonferenz zu Biodiversität in Japan im Oktober 2010 diskutierten Günther Mitlacher vom WWF, die Sprecherin für Naturschutzpolitik der Grünen Undine Kurth-MdB und Carsten Neßhöver vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung mit Barbara Unmüßig über nationale und internationale Strategien für eine Trendwende. Einig war sich das Panel über das mangelnde Problembewusstsein bei Gesellschaft und Entscheidungsträger/innen angesichts eines rasant fortschreitenden Artenverlusts und der wachsenden Zerstörung von Ökosystemen. Dies habe zur Folge, dass auch der politische Mut fehlt, drängende Maßnahmen umzusetzen. Eine internationale Konvention wurde als wichtig erachtet, doch das Problem liege primär auf der Ebene der nationalen und lokalen Umsetzung der formulierten Ziele. Mit Carsten Neßhöver war einer der Autoren der TEEB-Studie vertreten, einer dem Stern-Report zu den Kosten des Klimawandels vergleichbaren Studie, die die Dienstleistungen der Ökosysteme für die Menschheit monetarisiert und damit die gewaltige ökonomische Bedeutung der Biodiversität aufzeigt. Sie macht u.a. deutlich, dass die Kosten, die jährlich durch umweltfeindliche Subventionen in Bereichen wie Landwirtschaft und Fischerei entstehen, weit über den Kosten liegen, die der Aufbau eines weltweiten Schutzgebietsystems kosten würde. Die Kosten für das Schutzgebietsystem lägen bei jährlich 45 Mrd. USD, wobei der ökonomische Wert dieser Ökosysteme gemessen an ihren Dienstleistungen – wie die Versorgung mit sauberem Trinkwasser, die Speicherung von Kohlendioxid und der Schutz vor Erosion – bei 3-5000 Mrd. USD liegt. Es bestand jedoch bei den Panelisten die Hoffnung, dass durch die von der TEEB-Studie gelieferten Zahlen, die auch bei der Vertragsstaatenkonferenz vorgestellt wurde, und durch den kontinuierlichen Druck der Verbände und NGOs das Problembewusstsein in Politik und Gesellschaft geschärft und eine Änderung im Denken und politischen Handeln erreicht werden kann. 

 

 

 

9. Oktober 2009

Den Auftakt der Jahresversammlung stellte der Bericht des Koordinationsgremiums über die Aktivitäten des Freundeskreises 2008/09 dar. Helga Metzner und Mechtild M. Jansen hoben aus der Gesamtübersicht der geförderten Projekte und der Veranstaltungen einige Beispiele hervor und wiesen darauf hin, dass die Zahl der Freundinnen und Freunde sich im Berichtsjahr deutlich erhöht und um viele Studien- und Promotionsstipendiat/innen der Stiftung erweitert hat.

Im Anschluss an die Präsentation des Films über die Begegnungsreise nach Israel und Palästina 2009 stellte Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, die transatlantische Arbeit der Stiftung vor und veranschaulichte die drei großen Themenfelder des Stiftungsbüros in Washington: Klima und Energie, Außen- und Sicherheitspolitik und Global Governance. Mit einem zweijährigen Projekt zum transatlantischen Klimadialog sei die Stiftung zu einer anerkannten Adresse geworden und verfüge über sehr gute Netzwerke zu Think Tanks in den USA und in Europa. Fücks führte aus, welche Themen die US-amerikanischen Debatte prägen und wie die Stiftung diese begleitet. Im Verlauf seines Vortrags schlug er den Bogen zur Vernetzung der Büros in Brüssel und in Mittel- und Südosteuropa und hob die wachsende Bedeutung der Grünen in Europa hervor.

Nach dem Abendessen führte der Kurator der Ausstellung „nochnichtmehr Handeln im unmarkierten Raum“, Kai Bauer, die anwesenden Mitglieder durch die temporäre Ausstellung im Stiftungshaus. Sehr gut besucht war die Podiumsdiskussion der Jahresversammlung mit dem Thema : „Wie weiter mit der Republik? Wie weiter mit den Grünen?“. Cem Özdemir, Bundesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen, Brigitte Fehrle, stellvertretende Chefredakteurin der Berliner Zeitung und Prof. Bernd Ladwig, Freie Universität Berlin, diskutierten kenntnisreich und unterhaltsam mit Stiftungsvorstand Ralf Fücks, wie das Ergebnis der Grünen bei der Bundestagswahl zu deuten ist und was ein erfolgversprechendes Oppositionskonzept sein könnte. Die Debatte reichte von Ladwigs Aufforderung, in der Opposition entlang der Rechts-Links-Achse zu polarisieren, über Fehrles Einschätzung, dass es die Lagerbildung so gar nicht mehr gebe, bis hin zu Özdemirs Plädoyer für eine eigenständige grüne Politik, die sich in der Koalitionsfrage langfristig primär daran orientiert, wo das Maximum an grüner Programmatik umsetzbar ist. Einigkeit bestand darüber, dass das Konzept eines „Green New Deal“ und die Wirtschaftskompetenz der Grünen nicht ausreichend in der Bevölkerung angekommen sei. Daran müssten die Grünen weiter arbeiten, zumal der Erfolg der FDP zeige, wie sehr sich tradierte Zuschreibungskompetenzen im Wahlverhalten niederschlagen. Fehrle wagte die Prognose, dass Schwarz-Gelb eine eher sozialliberale Politik machen werde und somit weniger Angriffsfläche für die Opposition biete. Für den Bundesvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen steht eine konstruktive Oppositionsarbeit im Vordergrund, die zur Umsetzung grüner Ideen durch die Regierung führt – die klimapolitische Arbeit müsse dabei an erster Stelle stehen.

6. September 2008

Am 6. September fand mit der Jahresversammlung der Freundinnen und Freunde der Heinrich-Böll-Stiftung die erste öffentliche Veranstaltung im neuen Stiftungshaus statt. Am Vormittag stellten Helga Metzner und Mechtild Jansen als Koordinationsgremium des Freundeskreises dessen Aktivitäten vor. Sie berichteten über die verschiedenen Veranstaltungsreihen, die Begegnungsreisen in den südlichen Kaukasus und nach Irland und stellten die vom Freundeskreis geförderten Projekte vor.

Mit dem Vortrag von Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, über die Aktivitäten der Stiftung in Afghanistan wurde der erste der beiden fachlichen und zugleich auch regionalen Schwerpunkte der diesjährigen Jahresversammlung eröffnet. Zur Positionierung der Stiftungsarbeit stellte Barbara Unmüßig ausführlich die politischen und sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen dar und ging auch auf die Problematik der internationalen Geberkoordination ein.

Anschließend bestand bei Mittagessen, Führung und Ausstellungseröffnung die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen, das neue Stiftungshaus vom Keller bis zur Vorstandsetage zu erkunden und die Werke von Camille Azankpo, Stipendiat im Heinrich-Böll-Haus in Langenbroich, kennen zu lernen.

Die Podiumsdiskussion über „Südafrikas Krisenmanagement auf dem Prüfstand" mit Dr. Christian von Soest vom GIGA, Prof. Dr. Ulf Engel von der Universität Leipzig, Andrea Kühn, Botschaftsrätin der Republik Südafrika und Barbara Unmüßig befasste sich mit den innen- und außenpolitischen Herausforderungen Südafrikas. Diskutiert wurden die Fragen, worauf sich die Südafrika zugewiesene Rolle als strategische Führungs- und regionale Ordnungsmacht gründet und welche Haltung Südafrika bei gewaltsamen Konflikten auf dem Kontinent einnimmt. Dabei wurden insbesondere das Verhältnis zu Simbabwe und Mbekis Vermittlungsbemühungen reflektiert.

Kontakt:

Ulrike Cichon
Heinrich-Böll-Stiftung
Schumannstraße 8
10117 Berlin
T 030-28534-112
F 030-28534-5112
E cichon@boell.de