Fort-Lamy, das heutige N'Djamena, in der Nacht vom 10. auf den 11. August 1960. Premierminister François Tombalbaye ruft gerade die Unabhängigkeit des Staates Tschad aus, als ein Stromausfall ihn dazu zwingt, die Rede im Schein einer Taschenlampe zu beenden. Die letzten Zuckungen eines im Sterben liegenden Kolonialismus? Es wird ein Geheimnis bleiben. Doch scheint es nicht so, als ob diese plötzlich hereinbrechende Finsternis ein Fluch sei, den man auf mein Land legte? Bisher geben die Fakten den Abergläubischen recht. -> Aktuelle Artikel, Publikationen und andere Veröffentlichungen über und aus Afrika.
So ähnlich ist es mit der Unabhängigkeit: statt sich zu erfreuen, sie ein für allemal erreicht zu haben, gilt es sie unaufhörlich wiederzuerlangen.
Nétonon Noël Ndjékéry (*1956 in Moundou im Süden des Tschad) hat Mathematik und Physik studiert und arbeitet heute als Informatiker in der Schweiz. Seine ersten literarischen Texte veröffentlichte er in Paris (La Descente aux enfers et onze autres nouvelles. Hatier 1984, « Der Abstieg in die Hölle und andere Erzählungen »). Sein Band Sang de kola (« Blut von Kola ») erschien 1999 in Paris. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit (letzter Titel Chroniques tchadiennes, Infolio, Schweiz 2008) schreibt er seit 2003 regelmässig für die Zeitschrift Carrefour in der tschadischen Hauptstadt Ndjamena.