Nachhaltiges Bauen: Zwischen Umbau und nachhaltigen Baustoffen

Infografik

Es gibt viele Praxisbeispiele, wie man den Bausektor klimaneutral, rohstoffsparend und zudem kostengünstiger entwickeln kann. Städte und Gemeinden realisieren erste Ansätze, um öffentliche Liegenschaften nachhaltiger zu gestalten.

Fünf Mülltonnen mit unterschiedlichem Inhalt zeigen Abfallarten; die größte Tonne (54,2  Prozent) enthält Bau- und Abbruchabfälle.

Öffentliche Gebäude wie Schulen, Museen und Feuerwehren sind größtenteils in kommunalem Besitz. Vielfach weisen die Gebäude aufgrund der finanziellen Lage der Kommunen einen großen Sanierungsstau auf und verbrauchen im Betrieb immense Mengen meist fossiler Energie. Es ist sinnvoll, die notwendige energetische Optimierung mit einem ressourcensparenden Umbau zu verknüpfen. Der Gebäudebereich ist in Deutschland für 40 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Der Betrieb von Gebäuden verursacht 33 Prozent des gesamten deutschen CO2-Ausstoßes, Bau und Modernisierung 7 Prozent. 90 Prozent der im Inland abgebauten mineralischen Rohstoffe werden hierzulande für das Bauen verwendet. Die Bauwirtschaft ist für mehr als 50 Prozent des landesweiten Abfallaufkommens verantwortlich.

Der Betrieb von Gebäuden verursacht 33 Prozent des gesamten deutschen CO2-Ausstoßes

Klimaneutralität kann in Deutschland nur erreicht werden, wenn die Emissionen und der Rohstoffverbrauch im Gebäudebereich drastisch reduziert werden. Dazu müssen sich tausende Unternehmen mit zigtausenden Produkten umstrukturieren und ressourceneffizient aufstellen. Diese enorme Herausforderung ist nur in einem interdisziplinären Prozess zu bewältigen, zum Beispiel in Form von Reallaboren, also Testräumen, in denen innovative Lösungen ausprobiert werden. So baut die TU Berlin ein Museumsgebäude, das fast zu 100 Prozent mit rückgebauten Baumaterialien realisiert werden soll.

Die Vermeidung von Treibhausgasen verband sich jahrzehntelang vorrangig mit der energetischen Optimierung von Gebäuden. Zurzeit entwickelt sich ein Low-Tech-Trend, der versucht, Gebäude besser an ihre klimatischen Rahmenbedingungen anzupassen. Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, zu große Glasanteile zu vermeiden und Lüftungs- und Klimatechnik durch klimasteuernde Baustoffe wie zum Beispiel Lehm zu ersetzen.

Klimafreundliche Sanierung senkt langfristig Kosten

Um den Energiebedarf bestehender Gebäude zu senken, kommen bauliche Maßnahmen wie das Dämmen der Außenbauteile, die Verbesserung von Fenstern und des Sonnenschutzes sowie zeitgemäße Gebäudetechnik infrage. Die bestehenden, schon investierten Ressourcen sollten so lange wie möglich in Nutzung bleiben. Leider werden noch immer Gebäude aus unterschiedlichsten Gründen abgerissen. Die Umnutzung bestehender Büro- oder Gewerbebauten sowie Aufstockungen können den Bedarf an neuem Wohnraum teilweise wirtschaftlicher und vor allem klimaneutral decken. Neubau kann dadurch auf das Notwendige begrenzt werden. Kommunen können den Umbau des Gebäudebestandes mit dem Ziel der Klimaneutralität verbinden und so zum Vorbild für die Wirtschaft und Gesellschaft werden. So hat zum Beispiel der Berliner Tierpark ein Verwaltungsgebäude der 1960er Jahre mit einer Holzhülle versehen und das Gebäude mit geringem Aufwand reif für den klimaneutralen Betrieb gemacht.

Tortendiagramm zeigt Emissionen nach Sektoren; 40 Prozent entfallen auf Gebäude durch Betrieb (33  Prozent) und Bau (7  Prozent).

Kann der Rückbau eines Gebäudes nicht vermieden werden, sollten Bauelemente wie Türen und Fenster, aber auch Teile des Tragwerkes schonend und sortenrein rückgebaut werden. Das heißt, die Bauteile werden in ihre Bestandteile zerlegt und separat gelagert. Materialplattformen von öffentlichen Betrieben wie die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) und private Firmen wie Concular beispielsweise vertreiben wiedergewonnene Baustoffe. Ganze Gebäude oder Teile davon werden auseinandergebaut und wieder verwendet – von Büroeinrichtungen bis zu ganzen Industriehallen. Zu den Kunden gehören auch Kommunen.

Recycling und nachwachsende Baustoffe

Beim aktuell viel diskutierten Recycling, also der Wiederverwertung von Baustoffen, werden Betontragwerke zerstört und in der Regel granuliert. Auf diesem Wege kommt viel Energie und Technik zum Einsatz und es geht mindestens 30 Prozent des Materials verloren. 

Holzbau wird zur neuen Massentechnik.

Recycling kann in Zukunft wegen der weltweiten Rohstoffknappheit nur die Ausnahme bilden. In jedem Fall sollte die Deponierung von Baumaterialien auf der Müllhalde gestoppt werden. Damit kann man den Verlust von Rohstoffen verhindern. Auch Downcycling – das Wiederverwenden bei gleichzeitigem Qualitätsverlust – sollte die Bauwirtschaft vermeiden. Als Ersatz für klimagas- und ressourcenintensive Baustoffe wie Beton, Stahl, Aluminium sowie Kunststoff können nachwachsende Rohstoffe wie Holz und Naturfasern dienen. Der Holzbau wird zur neuen Massentechnik. Weitere nachwachsende Rohstoffe wie Hanf, Schilf aus Paludikulturen (der nassen Bewirtschaftung von Mooren) oder auch Pilze befinden sich noch in der Entwicklungsphase. Der Einsatz nachwachsender Rohstoffe kann im Einklang mit Agrarwende und Waldumbau das Klima über die langfristige Speicherung von Kohlendioxid entlasten.

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