Concular ist ein führender Anbieter für zirkuläres Bauen in Europa – also für die Wiederverwendung von Bauteilen. Auch Kommunen bestellen Bauteile oder lassen die Rückbaupotenziale ihrer Liegenschaften erfassen. Wir sprachen mit Dominik Campanella, Mitgründer und Geschäftsführer von Concular.

Unter dem Unternehmensnamen Concular kann man sich nicht gleich etwas vorstellen. Wie arbeitet Concular?
Concular ist das führende digitale Ökosystem für zirkuläres Bauen in Europa, also für die Wiederverwendung von Bauteilen. Wir begleiten mit über 70 Mitarbeitenden und an sechs Standorten Bauprojekte ganzheitlich. Unsere Softwareplattform erfasst Materialien im Bestand, berechnet Rückbaupotenziale und vermittelt wiederverwendbare Bauteile direkt weiter. Auf diese Weise können wir CO2 einsparen, Kosten senken und Abfall reduzieren. Im Schnitt lassen sich bis zu 30 Prozent der Rückbaukosten und bis zu 20 Prozent der Materialkosten einsparen. Inzwischen übernehmen wir auf Wunsch sogar den kompletten Rückbau – inklusive Demontage, Logistik und Einlagerung. Das vereinfacht alles für den Auftraggeber und schafft Vertrauen. Insgesamt haben wir bereits über 800 Projekte umgesetzt.
Auf diese Weise können wir CO2 einsparen, Kosten senken und Abfall reduzieren.
Nutzen auch Kommunalverwaltungen Ihre Bauteilbörse?
Das tun sie. Kommunen wie Aachen, Frankfurt am Main, München, Karlsruhe oder der Kreis Bergstraße nutzen bereits unsere Lösungen. Viele Verwaltungen bestellen Bauteile oder lassen uns Rückbaupotenziale in ihren Liegenschaften erfassen. Wir geben auch Unterstützung beim Erstellen von Gebäudematerialkatastern, bei Ausschreibungen sowie beim Aufbau zirkulärer Bauprozesse. Damit das nötige Wissen auch langfristig in den Kommunen ankommt, haben wir eine modulare Schulungsplattform für öffentliche Auftraggeber, Planerinnen und Planer sowie Unternehmen gegründet. Sie vermittelt rechtliche, technische und operative Grundlagen der zirkulären Bauwirtschaft – praxisnah und anwendungsorientiert. Außerdem haben wir den Leitfaden „Zirkuläres Bauen für die öffentliche Hand“ aufgelegt. Er wurde über 5.000 Mal heruntergeladen. Städte, Landesministerien, Bauämter und kommunale Wohnungsunternehmen nutzen ihn, um ihre Bauprojekte nachhaltig auszurichten. Die Rückmeldungen sind durchweg positiv.
Woran hakt es bei der Wiederverwendung noch?
Obwohl mit der DIN SPEC 91484 seit 2023 eine fundierte Norm für die Wiederverwendung vorliegt, fehlt es häufig an Standardisierung in der Anwendung. Schon Planungen sind selten auf Rückbau ausgerichtet und zirkuläre Produkte finden sich kaum in Ausschreibungen wieder. Oft bestehen auch Unsicherheiten bezüglich der Qualität und der Gewährleistung wiederverwendeter Teile. Dabei bieten wir mit Concular genau das: rechtssichere, geprüfte und dokumentierte Bauteile mit gleicher Gewährleistung wie für Neuware – aber eben günstiger, mit geringerer Umweltlast und vollständiger CO2-Bilanzierung. Rückenwind für uns kommt von der EU: Mit der neuen EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) sowie den geplanten CO2-Grenzwerten für Gebäude gewinnt Wiederverwendung massiv an Bedeutung. Diese Grenzwerte gelten bereits in Frankreich, Belgien, Dänemark, Finnland und Spanien. In Deutschland sind sie spätestens ab 2027 verpflichtend. Wer CO2 vermeiden will, kommt an der Wiederverwendung nicht vorbei.
Wer CO2 vermeiden will, kommt an der Wiederverwendung nicht vorbei.
Ist eine mehrfache Wiederverwendung von Materialien bei heutiger Bauweise überhaupt möglich?
Ja, das ist möglich. Und es geschieht bereits! Ziegelsteine lassen sich problemlos mehrfach verwenden, ebenso viele Natursteinprodukte. Ein gutes Beispiel ist die Granitfassade eines Rückbauprojekts, die wir gemeinsam mit Minero Eterna in einen hochwertigen Bodenbelag mit Korkschicht verwandelt haben – schwimmend verlegt und ohne Mörtelbett und damit jederzeit rückbaubar und erneut nutzbar. Der Schlüssel für Wiederverwendung liegt im Design und in der veränderbaren Montage. Mit digitalen Gebäuderessourcenpässen, Materialdokumentationen und zirkulären Produktdesigns schaffen wir die Voraussetzung, dass Bauteile nicht nur ein zweites, sondern auch ein drittes Leben erhalten können. Die technischen Lösungen sind da – nun braucht es eine breite Umsetzung.
Das Interview führte Jörg Staude.