Hat sich Böll in einer politischen Partei engagiert?

Artikel

Er mied Parteibücher, doch nicht die Politik: Heinrich Böll war ein zutiefst kritischer Geist – unbequem, unabhängig, engagiert. Vom Protest der 68er bis zur Gründung der Grünen war er Mahner, Mitdenker und moralische Instanz.

Lesedauer: 2 Minuten

Heinrich Böll wehrte sich früh schon gegen jede Art der Vereinnahmung durch eine Partei. Als er im Vorfeld der Bundestagswahl 1965 von Kollegen aufgefordert wurde, den Wahlkampf der SPD zu unterstützen, lehnte er ab. Für ihn ergab es keinen Sinn, eine Partei zu unterstützen, die sich nur in Kleinigkeiten von CDU/CSU unterscheide. 

Böll und die APO

Mit großem Interesse verfolgte er dagegen die Entwicklung in Berlin, den Protest der sogenannten «68er» an den Universitäten. Angesichts der Großen Koalition Mitte der 60er Jahre sahen sie sich als «Außerparlamentarische Opposition» (APO) und verliehen mit Demonstrationen ihrer Forderung nach Veränderungen in Politik und Gesellschaft Nachdruck. Heinrich Böll, der sich als Schriftsteller «von Natur aus» zur APO zählte, ermahnte die Demonstrierenden, sich nicht zu Gewalt verleiten zu lassen, da dadurch auch ihre Forderungen politisch diskreditiert würden.

Sympathie für Brandts Ostpolitik, später für die Grünen

Erst Jahre später engagierte sich Heinrich Böll im Wahlkampf 1972 für die Ostpolitik von Willy Brandt, doch stand er der SPD weiterhin kritisch gegenüber. Er unterstützte in den folgenden Jahren die aufkommenden Protestbewegungen, deren Anliegen in den Medien kaum Nachrichtenwert hatten oder in den Parlamenten nicht vertreten waren. Die Zahl der Bürgerinitiativen zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen wuchs, Umwelt und Frieden wurden vorrangige Themen der politischen Diskussion. Heinrich Böll fand die Vorstellungen der Grünen einleuchtender als die der etablierten Parteien, und er unterstützte sie ab den Europawahlen 1979. Böll war aber nie Parteimitglied.

Zum Warenkorb hinzugefügt: