Heinrich Böll: Warum und wie hat er sich für die Menschenrechte eingesetzt?

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Für Heinrich Böll gehörten Schreiben und politisches Handeln untrennbar zusammen. Er setzte sich öffentlich wie im Stillen für Verfolgte ein – mit Worten, die Wirkung zeigen sollten.

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Ein Schriftsteller zu sein und sich gleichzeitig politisch zu engagieren – das war für Heinrich Böll untrennbar miteinander verbunden. Die Zahl der von ihm verfassten Appelle, Bittgesuche, Resolutionen etc. geht in die Hunderte. Sehr oft ging es dabei um prominente Dissidenten oder verfolgte Autoren, doch häufig auch um die Schicksale unbekannter Frauen und Männer. In seiner Rede «Poesie des Tuns» von 1984 wies Heinrich Böll darauf hin, dass das griechische Wort, von dem das Wort Poesie stammt, sehr viele Bedeutungen hat und nur eine davon heiße: dichten und erdichten. 

Gegen Gleichgültigkeit, Resignation, Zynismus

Die wichtigsten Bedeutungen, so erläuterte er, «haben mit Machen zu tun». Bölls Worte bezogen sich auf den Aktivisten Rupert Neudeck, der gemeinsam mit Heinrich Böll das Projekt «Ein Schiff für Vietnam» initiierte, um vietnamesische Flüchtlinge aus dem Südchinesischen Meer zu retten. Heinrich Böll appellierte in der erwähnten Rede auch an die Empathie der Menschen, die in seinen Augen eine «ungeheure Kraft, eine große Energie und eine schöpferische Phantasie» besitzen, die man der Gleichgültigkeit, der Resignation, dem Zynismus und der Apathie entgegensetzen sollte. 

Einsatz für inhaftierte Schriftsteller weltweit

Böll ging gegen Unfreiheit in Ost und West gleichermaßen vor: Er protestierte sowohl gegen Zensur, Unterdrückung und Verfolgung in Osteuropa, in Griechenland und Portugal zu Zeiten der Militärdiktatur, ebenso in den Diktaturen Südamerikas. Dies war auch ein Grund für seine Wahl zum Präsidenten des Internationalen PEN im Jahre 1971. Seine Arbeit für die PEN-Organisation Writers in Prison war eines der herausragenden Projekte seiner Amtsperiode, in der er sich für Schriftsteller, die in ihren Ländern, vor allem Osteuropas, Zensur oder Verfolgung ausgesetzt waren, und ihre Familien einsetzte. Dort, wo Publizität den Verfolgten nutzte, setzte Böll seine Bekanntheit in den Medien ein, gab Interviews, schrieb offene Briefe und Appelle. Doch viele seiner zahlreichen Aktivitäten fanden unbemerkt von der Öffentlichkeit statt.

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