Machtspiele: Chinas Rolle bei der Energiefinanzierung in Afrika wandelt sich

Analyse

Traditionell konzentrierten sich Kredite an den afrikanischen Kontinent, die durch Chinas staatliche Entwicklungsbanken angetrieben wurden, auf Kohle- und Wasserkraftprojekte. Doch mit der zunehmenden Diversifizierung der Kreditgeber und einem stärkeren kommerziellen Fokus eröffnen sich Chancen, neue Akteure in umweltfreundlichere Investitionen zu lenken.

Das Foto zeigt die Eröffnungszeremonie des FOCAC Summit 2024 on Peking, China.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat die chinesische Kreditvergabe in Afrika Phasen rasanten Wachstums und deutlicher Rückgänge durchlaufen. Dabei hat sie mehrere Transformationen erlebt. Anfangs wurde die Kreditvergabe von staatlichen Entwicklungsbanken („policy banks“) dominiert, die sich auf große Infrastruktur- und Energieprojekte konzentrierten, insbesondere im Bereich Kohle- und Wasserkraft. Doch ab den frühen 2010er-Jahren setzte ein tiefgreifender Wandel ein. Diese Transformation beschleunigte sich um 2015, als die chinesische Politik eine breitere strategische Ausrichtung hin zu diversifizierteren – und nachhaltigeren – Investitionsansätzen signalisierte.

Diese Entwicklung umfasste nicht nur eine breitere Streuung der Finanzierungsquellen – mit einem wachsenden Einfluss staatlicher Geschäftsbanken und chinesischer Bauunternehmen, insbesondere staatseigener Unternehmen –, sondern auch eine stärkere Hinwendung zu marktorientierten Finanzierungsmodellen wie öffentlich-privaten Partnerschaften.

Chinesische Finanziers spielen eine zentrale Rolle im afrikanischen Energiesektor. Allein die beiden wichtigsten politischen Banken, die China Development Bank (CDB) und die Export-Import Bank of China (Exim Bank), haben insgesamt 54,7 Milliarden US-Dollar für Energieprojekte auf dem Kontinent bereitgestellt. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, ihre sich wandelnden Finanzierungsansätze zu verstehen, um ihre Auswirkungen auf Afrikas Energiewende und den breiteren Zugang zur Energieversorgung fundiert bewerten zu können. In diesem Artikel analysieren wir die verschiedenen chinesischen Finanzierungsakteure in Afrika und untersuchen die Konsequenzen ihrer Strategien für die Energiezukunft Afrikas.

Staatliche und kommerzielle Akteure aus China investieren gemeinsam

Seit dem Jahr 2000 hat die chinesische Kreditvergabe an Afrika 180 Milliarden US-Dollar überschritten, mit einem Höhepunkt in der Mitte der 2010er-Jahre. Eine genauere Analyse zeigt jedoch eine deutliche Veränderung in der Art der Finanzierung.

In einem aktuellen Arbeitspapier des Overseas Development Institute haben meine Co-Autorin Yunnan Chen und ich aufgezeigt, dass kommerzielle Gläubiger zunehmend eine größere Rolle in Chinas Kreditportfolio spielen. Laut AidData’s Global Chinese Development Finance Dataset haben sich kommerzielle staatliche Banken und chinesische Unternehmen zu wichtigen Akteuren entwickelt. Zwischen 2000 und 2021 stellten sie Kredite in Höhe von 75 Milliarden US-Dollar bereit – ein erheblicher Anstieg gegenüber 1 Milliarde US-Dollar im Jahr 2011.

Bis 2018, als die chinesischen Finanzierungsmaßnahmen für Afrika einen Umfang von 34 Milliarden US-Dollar erreichten, machten Geschäftsbanken und Lieferanten  („suppliers“ wie die Industrial and Commercial Bank of China und das staatliche Unternehmen Sinohydro) etwa ein Drittel des Gesamtvolumens aus.

Bis 2021 setzte sich dieser Trend fort, auch in den Jahren der COVID-19-Pandemie, die zahlreiche Projektpipelines unterbrochen hat. In den Jahren 2019 und 2020 übertrafen die Kreditvergaben von Geschäftsbanken in Afrika zeitweise sogar die der traditionellen staatlichen Förderbanken (hier im Folgenden auch als „politische Banken“ bezeichnet).

Entwicklungszusammenarbeit und ihre Finanzierung entwickeln sich stärker marktorientiert

Im Gegensatz dazu mussten die staatlichen Förderbanken einen Rückgang ihrer Finanzierungsströme hinnehmen und hatten nach 2017 mit wirtschaftlichen und regulatorischen Herausforderungen zu kämpfen, darunter ein Rückgang der chinesischen Devisenreserven und interne Reformen. Dies umfasste strengere Richtlinien, Vorschriften und Vorgaben zur finanziellen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit chinesischen Auslandsinvestitionen. Dieser Rückgang fiel mit einer drastischen Reduzierung des Angebots an Risikoversicherungen für ausländische Finanzierungsprojekte und einer Welle von Restrukturierungen für hochverschuldete Länder wie Äthiopien, Ghana und Sambia zusammen.

Diese Veränderungen in Afrika spiegeln einen globalen Trend wider: Politische Finanzierungsinstitutionen haben eine sinkende Risikobereitschaft und eine abnehmende Kreditvergabe. China stellt seine Finanzierungsstrategien im Ausland neu auf, indem es kommerzielle Akteure stärker einbindet und innovative Infrastrukturlösungen fördert. Seit 2015 ist ein klarer Richtungswechsel hin zu diversifizierten kommerziellen Modellen erkennbar. Afrika muss sich nun in dieser stärker marktorientierten und unsicheren Finanzierungslandschaft zurechtfinden.

Diese Veränderungen in Afrika spiegeln einen globalen Trend wider: Politische Finanzierungsinstitutionen haben eine sinkende Risikobereitschaft und eine abnehmende Kreditvergabe.

Eine Stichwortanalyse der chinesischen Politikdokumente zu Afrika, die ich im Rahmen meines jüngsten Arbeitspapiers durchgeführt habe, bestätigt diesen Trend. Zwischen 2000 und 2015 lag der Fokus überwiegend auf Zuschüssen, Entwicklungshilfen und zinsvergünstigten Krediten als zentrale Finanzierungsinstrumente für Infrastrukturprojekte. Zwischen 2000 und 2014 fokussierten die chinesischen Politikdokumente zu Afrika stark auf politischer Finanzierung, wobei Zuschüsse, zinsfreie Darlehen, zinsgünstige Kredite und Vorzugskredite als Mittel zur Projektfinanzierung genutzt wurden. Unsere Analyse ergab, dass Begriffe im Zusammenhang mit „politischer Finanzierung“ (policy-based finance) in den Dokumenten durchgehend häufiger vorkamen als solche, die sich auf „kommerziell orientierte Finanzierung“ (commercial-oriented finance) beziehen.

Seit 2015 bleibt die politische Finanzierung zwar weiterhin von Bedeutung, doch ist eine deutliche Zunahme der Integration kommerzieller Finanzierungsinstrumente sowohl in der Sprache als auch in der Praxis zu erkennen. Wir stellten fest, dass Verweise auf kommerziell orientierte Finanzierungsmechanismen – etwa auf kommerzielle Kreditgeber, Eigenkapitalinvestoren und Anbieter von Exportkreditversicherungen – erheblich zunahmen und mittlerweile häufiger genannt werden als politisch basierte Finanzierungen.

Dieser Wandel verdeutlicht Chinas zunehmende Ausrichtung auf marktorientierte Finanzierungsansätze im afrikanischen Infrastruktursektor und ebnet den Weg für ein diversifizierteres und nachhaltigeres Investitionsumfeld.

Die Bandbreite von chinesischen Finanzierungsakteuren wächst

Chinesische Kreditgeber in Afrika setzen eine Reihe von Finanzierungsinstrumenten ein, um Infrastrukturprojekte zu unterstützen. Diese werden sowohl von politischen Banken (staatlichen Förderbanken) als auch von kommerziellen Banken bereitgestellt. Die Exim Bank (der Pionier und am stärksten etablierte chinesische Finanzierer in Afrika, der in Afrika Kredite in Höhe von insgesamt 104,8 Milliarden US-Dollar bereitgestellt hat) bietet das umfassendste Spektrum an Finanzierungsoptionen, darunter zinsgünstige Kredite, Vorzugskredite für Käufer und Exportkäuferkredite.

Konkret werden zwar weniger als 5 Prozent des gesamten Kreditportfolios der Exim Bank über zinsgünstige Kredite und Vorzugskredite für Käufer vergeben, doch in Afrika fließen 38 Prozent ihres Kreditvolumens primär durch diese Kanäle. Diese Kredite zeichnen sich durch unter Marktniveau liegende Zinssätze von nur 1–2 Prozent aus. Die zinsgünstigen Kredite werden vom chinesischen Finanzministerium subventioniert, während die Exim Bank selbst die Vorzugskredite für Käufer subventioniert.

Im Gegensatz dazu ist die CDB ebenfalls als politische Bank tätig, arbeitet jedoch ohne Subventionen und konzentriert sich auf nicht-konzessionäre Kreditvergabe. Sie setzt in der Regel auf sogenannte Master Facility Agreements – Rahmenkreditverträge, die ein anfängliches Finanzpaket umfassen (oft über relativ hohe Beträge), das mit dem Kreditnehmer ausgehandelt wird. Anschließend werden einzelne Projekte über mehrere Jahre hinweg im Rahmen dieser Vereinbarung finanziert.

Kommerzielle Kreditgeber hingegen bieten in erster Linie Standardmarktinstrumente an, die im Vergleich zu denen ihrer Pendants aus dem Bereich der Förderbanken weniger vielfältig sind. Staatliche Geschäftsbanken wie die Bank of China, die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) und die China Construction Bank vergeben vor allem kommerzielle Kredite sowie Exportkäuferkredite. Die Bank of China ist seit 1997 in Afrika tätig, die China Construction Bank seit 2000 und die ICBC seit 2008 (nachdem sie damals eine bedeutende Investition in Höhe von 5 Milliarden US-Dollar in die südafrikanische Standard Bank getätigt hatte). 

Kommerzielle Kredite locken mit weniger Regularien

Chinesische staatliche Unternehmen, darunter Sinohydro und ZTE, sowie private Unternehmen wie Huawei, gewähren in der Regel Lieferantenkredite „supplier’s credits“) für ihre Dienstleistungen. Dies ist insbesondere bei groß angelegten Infrastrukturprojekten in den Bereichen Transport, Elektrizität und Energie der Fall. Zusätzlich umfasst das Kreditangebot der Exim Bank auch sogenannte Verkäuferkredite („seller’s credits“ also Finanzierungen, die direkt an Lieferanten selbst vergeben werden) die Teil dieser Lieferantenkreditprogramme sind.

Unsere Analyse zeigt, dass chinesische kommerzielle Kreditgeber in Afrika höhere Zinssätze verlangen, kürzere Laufzeiten anbieten und restriktivere Tilgungsfristen auferlegen als als ihre staatlichen „policy bank“ Pendants. Typischerweise verlangen kommerzielle Banken einen durchschnittlichen Zinssatz von etwa 3 Prozent, während politische Banken Zinssätze von ungefähr 2 Prozent anbieten. Darüber hinaus sind die Zinssätze von kommerziellen Banken stärker variabel und reichen von 2 Prozent bis 7 Prozent, während sich politische Förderbanken in einer engeren Spanne zwischen 1 Prozent und 5 Prozent bewegen. Außerdem setzen kommerzielle Banken in der Regel kürzere Kreditlaufzeiten an, mit einer durchschnittlichen Laufzeit von 10 Jahren, im Gegensatz zu den etwa 15 Jahren, die politische Banken gewähren.

Das bedeutet, dass Kredite von kommerziellen Kreditgebern in der Regel teurer sind und potenziell eine höhere Schuldenlast im Vergleich zur Finanzierung durch staatliche Förderbanken mit demselben Kapitalbetrag darstellen. Unser Bericht deutet jedoch darauf hin, dass kommerzielle Kredite möglicherweise leichter zugänglich sind. Dies liegt daran, dass die Finanzierung durch politische Banken in der Regel mittel- bis langfristige Projekte unterstützt, die eine umfassendere finanzielle Prüfung und ein strengeres Genehmigungsverfahren erfordern.

Energiesektor steht im Mittelpunkt vieler Investitionen

Der Energiesektor ist ein zentraler Fokus für die Finanzierung chinesischer politischer Banken in Afrika. Allerdings haben die jeweiligen Schwerpunkte dieser Banken zu unterschiedlichen Kreditvergaben und entsprechend unterschiedlichen Auswirkungen geführt. Eine aktuelle Analyse aus der Fachzeitschrift Development and Change, zeigt einen deutlichen Kontrast in den Emissionswerten von Kraftwerksprojekten, die von der Exim Bank finanziert wurden, im Vergleich zu denen, die durch die CDB unterstützt wurden.

Nach Angaben der China's Global Power Database (verwaltet vom Global Development Policy Center der Boston University) haben die Exim Bank und CDB zwischen 2000 und 2023 gemeinsam afrikanische Kraftwerksprojekte mit einer kumulativen Kapazität von fast 21 Gigawatt finanziert. Diese Projekte machen etwa 8 Prozent der gesamten Stromerzeugungskapazität Afrikas aus, die bis 2024 auf rund 240 Gigawatt angewachsen ist.

Die Datenbank zeigt jedoch erhebliche Unterschiede in den ökologischen Auswirkungen dieser Projekte: Die von der CDB finanzierten Kraftwerksprojekte verursachen schätzungsweise knapp 60 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen pro Jahr, während die von der Exim Bank unterstützten Projekte lediglich 7,5 Millionen Tonnen CO₂ ausstoßen. Erstere sind vollständig mit den Kohlekraftwerken Kusile und Medupi in Südafrika verbunden, die durch Kredite an Eskom, das größte staatliche Energieunternehmen des Landes, finanziert wurden. 2021 verpflichtete sich China, die Unterstützung für Kohlekraftwerke im Ausland einzustellen, allerdings hat sich der Fortschritt in Richtung dieser Zielsetzung verlangsamt.

Die unterschiedlichen Ergebnisse der Exim Bank und der CDB lassen sich auf die unterschiedlichen Finanzierungsmechanismen und Entscheidungsprozesse der beiden Banken zurückführen. Die zinsgünstigen Kredite der Exim Bank sind in ein stark institutionalisiertes politisches Entscheidungsumfeld eingebettet. Hierbei spielen zentrale Akteure wie die China International Development Cooperation Agency und das chinesische Handelsministerium eine Schlüsselrolle, um strategische und entwicklungspolitische Ziele sowohl afrikanischer als auch chinesischer Entscheidungsträger von Anfang an aufeinander abzustimmen. Diese Ausrichtung führt dazu, dass weniger Gewicht auf kurzfristige wirtschaftliche Rentabilität gelegt wird, sondern stärker auf langfristige Entwicklungsziele.

Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien sind in der Regel durch langfristige Stromabnahmeverträge mit Regierungen oder Großunternehmen abgesichert, die einen stetigen Cashflow über längere Zeiträume gewährleisten.

Die CDB hingegen setzt überwiegend auf kommerzielle Kreditvergabe, mit einem weniger institutionalisierten Entscheidungsprozess und geringerer Einbindung externer Behörden. Diese Autonomie lässt es der CDB zu, der Rentabilität den Vorrang zu geben und häufig Projekte mit höheren kurzfristigen Renditen - aber höheren Umweltkosten - zu fördern.

Darüber hinaus bleibt der Energiesektor für kommerzielle Kreditgeber in Afrika von zentralem Interesse, da er eine stabile und vorhersehbare Einnahmequelle bietet. Dies passt gut zu den Risikoprofilen und Renditeerwartungen dieser Investoren. Zwischen 2000 und 2023 identifizierten sowohl die AidData-Datenbank als auch die Boston University Chinese Loans to Africa-Datenbank den Energiesektor als die führende Kategorie für kommerzielle Kreditvergabe in Afrika. Wichtige Akteure in diesem Bereich sind die ICBC, die Bank of China sowie chinesische Bauunternehmen wie Sinohydro und PowerChina. Kommerzielle Kreditgeber stellten insgesamt Finanzierungen zwischen 7,8 Milliarden US-Dollar (laut Boston-Datenbank) und 12,6 Milliarden US-Dollar (AidData) für Energieprojekte bereit.

Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien - insbesondere in den Bereichen Solar-, Wind- und Wasserkraft - sind in der Regel durch langfristige Stromabnahmeverträge mit Regierungen oder Großunternehmen abgesichert, die einen stetigen Cashflow über längere Zeiträume gewährleisten.

Investitionen treiben Energiewende und Wirtschaft an – nicht ohne Tücken

Vor allem chinesische Unternehmen waren maßgeblich an der Entwicklung von Projekten für erneuerbare Energien beteiligt, die den Bergbausektor direkt unterstützen. So hat beispielsweise die Copperbelt Energy Corporation (CEC) in Sambia - ein wichtiger Energieerzeuger und -verteiler in der kupferreichen Region - in Zusammenarbeit mit Sinohydro das Solarkraftwerk Zambia Riverside entwickelt. Ursprünglich im April 2018 als 1-Megawatt-Solarkraftwerk in Betrieb genommen, wurde die Anlage in Privatbesitz später erweitert. Im Dezember 2021 unterzeichnete CEC einen Planungs-, Beschaffungs- und Bauvertrag mit Sinohydro, um in den folgenden 12 Monaten weitere 33 Megawatt hinzuzufügen. Die CEC ist für die Übertragung und Verteilung des erzeugten Stroms an ihre Kunden in der sambischen Provinz Copperbelt verantwortlich.

Ein wichtiger Grund für diese Partnerschaften ist, dass die kommerziellen Partner die Bergbauindustrie als verlässlichen Kundenstamm betrachten: Sie benötigt umfangreiche und konstante Strommengen zur Versorgung ihrer energieintensiven Betriebe. Diese symbiotische Beziehung verbessert die finanzielle Tragfähigkeit von Energieprojekten, da sie einen zuverlässigen Einkommensstrom garantiert und so die Risiken für Kreditgeber mindert. Bergbauunternehmen, die sich häufig auf solide Finanzen und langfristige Betriebspläne stützen können, dienen als verlässliche Partner für Energieentwickler und -lieferanten, die in afrikanischen Ländern tätig sind.

Diese strategische Ausrichtung sichert nicht nur stabile Renditen für kommerzielle Kreditgeber, sondern fördert auch eine widerstandsfähigere Energieinfrastruktur, die das industrielle Wachstum unterstützt. Indem sie die Energiebedürfnisse zentraler Branchen wie des Bergbaus abdecken, können kommerzielle Kreditgeber mit größerem Vertrauen investieren – ihr Kapital fließt in Sektoren mit hoher Rückzahlungsfähigkeit. Für den Energie- und den Bergbausektor ergibt sich daraus eine wechselseitig vorteilhafte Dynamik, die die Attraktivität von Projekten für eine Vielzahl chinesischer Geldgeber erhöht. Gleichzeitig trägt dieser Mechanismus zur Unterstützung von Energiewenden und wirtschaftlicher Aktivität auf dem Kontinent bei.

Dieses Zusammenspiel ist jedoch nicht ohne potenzielle negative Auswirkungen, da die Investitionen im Bergbau mit steigender Stromerzeugungskapazität zunehmen. Daher müssen die damit verbundenen ökologischen und sozialen Risiken sorgfältig geprüft werden.

Fiskalische Stabilität kann gewahrt werden

Die Diversifizierung der chinesischen Kreditgeber hat nuancierte Auswirkungen auf die Energiefinanzierung in Afrika – insbesondere im Bereich erneuerbarer Energien – und hängt stark von den jeweiligen fiskalischen Kapazitäten, beziehungsweise Handlungsfähigkeiten, der einzelnen Länder ab.

Für Länder mit begrenztem finanzpolitischem Spielraum oder Regierungen, die Finanzmittel für erneuerbare Energieprojekte zur Unterstützung ländlicher Lebensgrundlagen mobilisieren möchten, sind die zinsgünstigen Kredite der Exim Bank die vorteilhafteste Option. Diese Kredite zeichnen sich durch niedrige Zinssätze und lange Rückzahlungsfristen aus, sodass sie essenzielles Kapital bereitstellen, ohne die Schuldenlast der Länder zu verschärfen. Durch ihre vorteilhaften Konditionen ermöglicht die Exim Bank finanzschwachen Staaten, bedeutende Projekte im Bereich erneuerbarer Energien umzusetzen. Dies verbessert den Zugang zu Energie und fördert eine nachhaltige Energieentwicklung, ohne dabei die fiskalische Stabilität der Länder zu gefährden.

Gleichzeitig können afrikanische Länder mit größerem fiskalischem Spielraum und solideren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Finanzierungstauglichkeit und wirtschaftliche Rentabilität ihrer Energieprojekte nutzen, um eine breitere Palette chinesischer Kreditgeber anzuziehen. Diese Staaten können auf robuste, umsatzgenerierende Projekte setzen, die durch stabile Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreements) mit Regierungen oder großen Unternehmen abgesichert sind, um Finanzierungen von staatlichen Geschäftsbanken, privaten Finanzinstitutionen und Eigenkapitalinvestoren zu sichern.

Afrikanische Länder sehen in China wichtigen Partner zur Umsetzung der Energiewende 

Ein aktuelles Beispiel dafür, wie wirtschaftlich tragfähige Projekte umfangreiche Investitionen einer Vielzahl chinesischer Kreditgeber anziehen können, ist die Lusaka-Ndola-Doppelspurstraße in Sambia. An dem 650-Millionen-Dollar-Projekt zur Modernisierung der Straße, das nach jahrelangen Verzögerungen 2024 startete, sind neben chinesischen Bauunternehmen – darunter die Zhejiang Construction Communications Group und die China Railway Seventh Group – auch sambische Pensionsfonds als wichtige Geldgeber beteiligt. Die Nutzung nationaler Pensionsfonds löste jedoch vor Ort Kontroversen aus und verdeutlichte die Notwendigkeit von Transparenz sowie einer sorgfältigen Planung und Kommunikation in Bezug auf die Rentabilität solcher Projekte. Gleichzeitig zeigte das Vorhaben aber auch, wie Finanzierungsmodelle, die institutionelle Kreditgeber einbinden, eine widerstandsfähigere und vielfältigere Finanzierungslandschaft schaffen können – ein Ansatz, der sich auch auf den Energiesektor übertragen ließe.

Darüber hinaus sind Projekte, die zentrale Industriesektoren wie Bergbau, Fertigung und Transport unterstützen, besonders attraktiv für kommerzielle Kreditgeber – unabhängig davon, ob sie aus China, den USA, Europa oder anderen Regionen stammen. Diese Sektoren gelten als zuverlässige Abnehmer, die eine stetige Nachfrage nach Elektrizität und stabile Einnahmeströme gewährleisten. Durch eine gezielte Fokussierung auf die wirtschaftliche Tragfähigkeit und Förderungswürdigkeit (bankability) von Projekten können afrikanische Staaten ihre Attraktivität für eine breitere Auswahl chinesischer Geldgeber weiter erhöhen.

Kommerzielle Investoren versprechen sich von klimafreundlichen Energien stabilere Renditen

Die sich verändernde Landschaft der chinesischen Kreditvergabe in Afrika, gekennzeichnet durch eine Diversifizierung der Kreditgeber und deren unterschiedliche finanzielle Kapazitäten, deutet auf eine Neuausrichtung der chinesischen Energiefinanzierungsstrategien auf dem Kontinent hin. Dieser Wandel ist von entscheidender Bedeutung, da Afrika das ehrgeizige Ziel verfolgt, bis 2030 eine Energiekapazität von 300 Gigawatt zu erreichen – ein Ziel, das durch wachsende grüne Investitionszusagen aus China unterstützt wird.

Zukünftig dürfte die chinesische Energiefinanzierung weiter an Komplexität gewinnen. Die zinsgünstigen Mittel der Exim Bank könnten vorrangig für Projekte verwendet werden, die soziale Lebensgrundlagen unterstützen und wirtschaftlich weniger rentabel sind. Gleichzeitig werden die CDB und kommerzielle Kreditgeber voraussichtlich verstärkt erneuerbare Energieprojekte finanzieren, die stabile finanzielle Renditen versprechen. Trotz dieser zu erwartenden Unterschiede zwischen den chinesischen Geldgebern ist jedoch bei allen eine Abkehr vom traditionellen Fokus auf groß angelegte Wasserkraft- und Kohleprojekte zu erwarten. Dies könnte den Weg für ein vielfältigeres und nachhaltigeres afrikanisches Energieportfolio ebnen.


Auch Yunnan Chen hat zu dieser Analyse beigetragen.

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