Umsonst oder unbezahlbar? Zur neuen Ökonomie der Natur
Seit einigen Jahren finden intensive Debatten darüber statt, wie der Verbrauch ökologischer Ressourcen, die Zerstörung von Naturräumen und der Verlust von Biodiversität, oder die „Dienstleistungen“, die von Ökosystemen erbracht werden, in ökonomischen und politischen Entscheidungen besser berücksichtigt werden können. Es gibt Vorschläge, den Faktor „Naturkapital“ in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung einzubeziehen und damit für wirtschaftliche und politische Entscheidungen nutzbar zu machen. Unter dem Stichwort „The Economics of Ecosystems & Biodiversity“ (TEEB), wird in einem groß angelegten Projekt von Wissenschaft, Politik, Unternehmen und Zivilgesellschaft versucht, den wirtschaftlichen Nutzen der biologischen Vielfalt und die Kosten des Biodiversitätsverlustes sichtbar zu machen.
Diese Entwicklung ist keineswegs unumstritten: Wissenschaftler/innen und Aktivist/innen warnen davor, mit der ökonomischen Bewertung der Natur einen Weg einzuschlagen, der zur Unterwerfung der Ökosysteme unter die Marktlogik und zu einer Kommodifizierung bzw. Finanzialisierung der Natur führt. Auch in den Diskussionen um die Post-2015-Agenda und künftige Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) ist das Thema von Bedeutung.
Zivilgesellschaftliche Organisationen und die politische Öffentlichkeit in Deutschland befassen sich mehr und mehr mit diesem Thema. Dabei finden nicht nur die Ansätze sondern auch die Instrumente bereits in vielen Prozessen auf regionaler und nationaler Ebene Anwendung. Um die inhaltliche Auseinandersetzung mit diesem Thema in Deutschland weiterzuführen und die verschiedenen Konzepte und Instrumente der „Neuen Ökonomie der Natur“ zu analysieren und die Potentiale, aber auch die Risiken und Fallstricke der neuen Ansätze zu identifizieren, fand am 19. November 2014 in Bonn eine vom Global Policy Forum, der Heinrich-Böll-Stiftung sowie terre des hommes organisierte Fachtagung statt. Der Kurzbericht fasst einige der dort diskutierten Thesen und formulierten Schlussfolgerungen zusammen. Der Anhang enthält ergänzende Hintergrundmaterialien.