Plastikmüll und Geoengineering: Probleme an der Wurzel packen

Expert/innendienst zur UNEA 4 in Nairobi

Vom 11. bis 15. März befasst sich mit der UN Umwelt-Versammlung UNEA das höchste Entscheidungsgremium der UN in Umweltfragen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi unter anderem mit Plastikverschmutzung und der Regulierung von Geoengineering. Die Heinrich-Böll-Stiftung ist gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern der internationalen Zivilgesellschaft ab heute vor Ort in Nairobi (Kontakte weiter unten).

„Regeln gegen die globale Plastikverschmutzung und der Umgang mit verantwortlicher Regulierung von Geoengineering sind zwei zentrale Lücken in der internationalen Umweltpolitik.  Beides wird nun immerhin in Resolutionen der UN aufgegriffen“, erklärte Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung heute in Berlin. „Entscheidend ist, ob damit die Weichen in die richtige Richtung gestellt und die Probleme an der Wurzel gepackt werden.“

„Bei der Plastikverschmutzung geht es darum, wie insbesondere unkontrollierbares Mikroplastik und vor allem die Inhaltsstoffe des Plastiks nicht mehr ins Meer, in die Umwelt und in die Körper der Menschen gelangen.  Der Chemikalien- und Additiv-Mix belastet nachgewiesener Weise menschliche Gesundheit, Böden, Wasser und Biodiversität. Die Langfristfolgen sind bislang unerforscht. Die Lösung dieser Probleme liegt an Land – wir brauchen wirksame, globale Vereinbarungen zu Inhaltsstoffen, Recycling und vor allem zur Vermeidung von Plastikmüll. Selbstverpflichtungen reichen dabei nicht aus.“

Von zentraler Bedeutung sei laut Unmüßig nun eine überzeugende Resolution, die in Richtung eines völkerrechtlich verbindlichen internationalen Abkommens gegen Plastik-Verschmutzung ziele.  Barbara Unmüßig weiter: „Ein derartiges Plastik-Abkommen könnte sich laut einer Studie der Heinrich-Böll-Stiftung am Pariser Klimaabkommen orientieren: Eine Konvention mit einem verbindlichen, übergreifenden Ziel, kombiniert mit freiwilligen nationalen Aktionsplänen und flexiblen Maßnahmen, um diese umzusetzen. Vorschläge für Spezifizierungen, Obergrenzen und Verbote für die Produktion von Kunststoff analog zum Montreal-Protokoll (Vertrag zum Schutz der Ozonschicht) liegen bereits auf dem Tisch.“

„Auch für Geoengineering gilt: Ursachenbekämpfung hat Vorrang vor unerprobten, symptomlindernden Technologien mit völlig unabsehbaren Folgen“, unterstrich Unmüßig. „Klimaschutz muss an der Quelle der Emissionen ansetzen, die notwendigen Technologien sind längst verfügbar und marktfähig. Wir brauchen jetzt eine strenge und klare Regulierung seitens der UN nach dem Vorsorgeprinzip, die die Option des Verbots einzelner, besonders gefährlicher Technologien oder Ansätze ernsthaft in Betracht zieht. In den Diskussionen dürfen nicht nur vornehmlich die Expert/innen einbezogen werden, die Patente an Geoengineering Technologien haben oder diese anwenden, bzw. erforschen - die Verhandlungen müssen frei von Interessenskonflikten stattfinden.“

Die Heinrich-Böll-Stiftung setzt sich gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern der internationalen Zivilgesellschaft vor Ort in Nairobi für eine umfassende, rechtsverbindliche und konsequente Regulierung ein, die zum einen das Plastikproblem an der Wurzel packt und das Verursacherprinzip zur Geltung bringt, sowie das vorhandene de-facto-Moratorium des UN Übereinkommens über Biologische Vielfalt (CBD) zu Geoengineering und Freilandexperimenten stärkt.

Eine Übersicht über unsere Publikationen und Partnerorganisationen zu den Themen Plastik und Geoengineering finden Sie hier:

Plastik

Publikationen / Ressourcen
Stopping Global Plastic Pollution: The Case for an International Convention (Zusammenfassung deutsch)
Plastic & health: The hidden costs of a plastic planet (Bericht englisch)

Ankündigung
Plastik-Atlas: Am 06. Juni 2019 erscheint der Plastik Atlas 2019 der Heinrich-Böll-Stiftung und des BUND und wird auf einer Pressekonferenz am gleichen Tag vorgestellt (gesonderte Einladung folgt)

Partner/innen der Heinrich-Böll-Stiftung
Break Free From Plastic
CIEL

Kontakt vor Ort
Lili Fuhr (7.-15.3. in Nairobi): +49 (0)151 40201775, fuhr@boell.de

Geoengineering

Publikationen / Ressourcen
Irrweg Geoengineering, Beitrag von Barbara Unmüßig
Fuel to the Fire, Studie (englisch)
The Big Bad Fix: The case against geoengineering, Studie (englisch)
Dem Geo-Sturm standhalten - Ein zivilgesellschaftliches Briefing zur Governance von Geoengineering
Governance for a Ban on Geoengineering, Artikel von Lili Fuhr (englisch)
Geoengineering, Dossier (englisch)
www.geoengineeringmonitor.org (englisch)
Interaktive Karte mit Geoengineering-Projekten (englisch)
Hands Off Mother Earth! Manifest gegen Geoengineering (englisch)

Partner/innen der Heinrich-Böll-Stiftung
ETC Group

Kontakt vor Ort
Lili Fuhr (7.-15.3. in Nairobi): fuhr@boell.de
Linda Schneider (27./28.2.-15.3. in Nairobi): schneider@boell.de

Pressekontakt
Heinrich-Böll-Stiftung
Michael Alvarez Kalverkamp, Pressesprecher
alvarez@boell.de, +49 (0)30 285 34-202