UN-Wissenschaftsgipfel: Länder fordern den Verzicht auf solares Geoengineering

Analyse

Die jüngsten Entwicklungen auf der 79. Generalversammlung der Vereinten Nationen und dem dazugehörigen Wissenschafts-Gipfel signalisieren ein wachsendes politisches Interesse, die Entwicklung und den möglichen Einsatz des solaren Geoengineering klar zu beschränken.

Kugel vor dem Gebäude des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen in New York

Wachsender Widerstand gegen solares Geoengineering

Unter Solar Geoengineering, auch bekannt als Solar Radiation Modification (SRM), versteht man eine Reihe von Technologien, die darauf abzielen, den Planeten künstlich herunterzukühlen, indem sie in das Klimasystem eingreifen. Diese Technologien werden in erster Linie von einer kleinen Gruppe von Wissenschaftler*innen, Organisationen und privaten Geldgeber*inen und Investor*innen vorangetrieben, insbesondere in den wohlhabenderen Ländern des globalen Nordens. Trotz Millionen neuer Finanzmittel und zunehmender Lobbyarbeit wächst der Widerstand in politischen, akademischen und zivilgesellschaftlichen Kreisen. Dies wurde auch bei verschiedenen Veranstaltungen auf der jüngsten Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York deutlich.

Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür ist der namibische Präsident Nangolo Mbumba, Co-Facilitator des Paktes für die Zukunft, der in seiner Eröffnungsrede auf dem Gipfel der Zukunft vor dem möglichen „Missbrauch von Innovationen wie (...) Geoengineering“ warnte.

Darüber hinaus kamen Regierungsvertreter*innen auf dem Wissenschafts-Gipfel in einem der Panels zusammen, um eine effektive, restriktive globale Steuerung des solaren Geoengineerings zu diskutieren. Das Panel reflektierte die jüngsten politischen Entwicklungen, darunter die 6. Sitzung der Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA-6), die Anfang des Jahres in Nairobi, Kenia, stattfand, und ihre kontroverse Resolution über die potenzielle Rolle des solaren Geoengineering bei der Bewältigung der Klimakrise. Dieser Blog fasst einige der Diskussionen und Dialoge dieses Panels zusammen.

Vanuatus Aufruf zur Nichtnutzung

Lee-Anne Sackett, Leiterin der Rechtsabteilung von Vanuatu, eröffnete die Veranstaltung mit der starken Position ihres Landes gegen solares Geoengineering im Namen von Ralph Regenvanu, Vanuatus Sondergesandter für Klimawandel und Umwelt und ehemaliger Minister für Klimawandelanpassung, Meteorologie und Georisiken, Energie, Umwelt und Katastrophenmanagement. Ihre Haltung könnte nicht klarer sein: Ein Verbot oder eine Nichtnutzungsvereinbarung für solare Geoengineering-Technologien auf globaler Ebene ist unerlässlich und dringend.

„Für Vanuatu, den Pazifik und vulnerable Nationen auf der ganzen Welt stellt solares Geoengineering ein inakzeptables Risiko dar, das wir nicht eingehen können“, erklärte sie. Sackett wies auf die tiefgreifenden und weitreichenden Gefahren hin, die diese Technologien insbesondere für Inselstaaten wie Vanuatu mit sich bringen, einschließlich der potenziellen Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die Ernährungssicherheit, die Meeresökosysteme und die menschliche Gesundheit. Darüber hinaus betonte Sackett die schwerwiegenden Risiken eines „Abbruchschocks“ und verwies auf die extrem schnelle Erderhitzung, die ein abruptes Ende des solaren Geoengineering mit sich bringen würde, was für Inseln, die bereits so große Schwierigkeiten haben, sich an die Veränderungen durch die Klimakrise anzupassen, katastrophal wäre.

Vanuatu lehnt die Vorstellung, dass die pazifischen Inselstaaten als Testgelände für solch riskante Technologien dienen könnten, entschieden ab: „Wir im Pazifik sind nicht eure Versuchskaninchen. [...] Wir werden uns nicht einem weiteren unverantwortlichen Experiment von planetarischen Eingriffen unterziehen lassen.“ Diese Position erinnert an existierende Bedenken in Bezug auf das Vorantreiben von Solar-Geoengineering-Projekten auf dem afrikanischen Kontinent und bringt diejenigen, die sich für weitere Forschung einsetzen – insbesondere diejenigen, die behaupten, dass sie klimagefährdeten Ländern oder ‚den Armen der Welt‘ [sic] zugutekommen – argumentativ auf zunehmend dünnes Eis.

Sackett forderte die Länder und vulnerablen Gemeinschaften weltweit außerdem auf, sich gegen solares Geoengineering zu verbünden, und erklärte: „Wir müssen uns geschlossen gegen solares Geoengineering und für echte Klimalösungen einsetzen.“ Diese Aufrufe spiegeln die Position Vanuatus auf der jüngsten UN-Umweltversammlung wider, die die Forderung der afrikanischen Länder nach einem Verzicht auf solares Geoengineering unterstützt.

Afrika fordert Verzicht

Eine ähnlich deutliche Botschaft kam von Hibaa-Haibado Ismael Tani, Dritte Botschaftsrätin und stellvertretende ständige Vertreterin bei UNEP und UN-Habitat in der Botschaft von Dschibuti in Kenia. Sie sprach sich angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen entschieden gegen solares Geoengineering aus und brachte damit die wachsende Besorgnis über die Risiken zum Ausdruck, die mit dieser umstrittenen Technologie verbundenen sind.

So wies Tani beispielsweise auf die wichtige Entscheidung der Afrikanischen Ministerkonferenz für Umwelt (AMCEN) vom August 2023 hin, bei der die Minister*innen einen „globalen Governance-Mechanismus für den Verzicht von Solar Radiation Management“ forderten. Sie betonte, dass diese Entscheidung das starke Bewusstsein der afrikanischen Staats- und Regierungschefs für die erheblichen Risiken des solaren Geoengineering widerspiegele, insbesondere die Möglichkeit von schwerwiegenden, potenziell existenziellen Risiken für Afrika und die Menschheit insgesamt. Diese Bedenken wurden, wie Tani erklärte, in der AMCEN-Entscheidung formell festgehalten. Eine Position, der mit der Initiative für ein „Solar Geoengineering Non-Use Agreement“ übereinstimmt, die von über 500 Wissenschaftler*innen aus 67 Ländern und mehr als 1900 Organisationen der Zivilgesellschaft unterstützt wird.

In der Podiumsdiskussion erklärte Tani, dass die AMCEN-Entscheidung die Grundlage für die Position der afrikanischen Gruppe bei der UN-Umweltversammlung im Februar 2024 bildete. Die afrikanischen Länder bestanden unter anderem darauf, ihre Forderung nach einem globalen Governance-Mechanismus für den Verzicht auf solares Geoengineering im Resolutionstext anzuerkennen, eine Position, die von einer Koalition von Ländern des globalen Südens, darunter Kolumbien, Fidschi, Mexiko, Pakistan und Vanuatu, unterstützt wurde.

„Was wir bei UNEA-6 gesehen haben, war die Führungsrolle des Globalen Südens, die Führungsrolle bei der Nichtanwendung und die Unterstützung der EU für einen Ansatz, der das Solar Radiation Management nicht legitimiert“, erklärte Tani. Sie argumentierte, dass das Eintreten für einen Nichtanwendungsmechanismus die Länder in die Lage versetzen würde, bei der Bekämpfung der Klimakrise vor allem auf Vorsorge, Transparenz, demokratische Entscheidungsfindung und internationale Zusammenarbeit zu setzen.

Die Position Deutschlands

Auch Deutschland zeigte sich offen für die Diskussion über einen solchen Nichtnutzungsmechanismus oder eine entsprechende Vereinbarung. Die regierungsübergreifende Position des Landes zu solarem Geoengineering wurde von Philipe Maupai, dem stellvertretenden Leiter des Referats für Klima und Sicherheit im Auswärtigen Amt, vorgestellt.

Maupai betonte, wie wichtig es sei, in Regierungsdialogen über solares Geoengineering die bereits bestehenden internationale Regeln anzuerkennen, um sicherzustellen, dass jeder neue Regulierungsmechanismus mit diesen im Einklang ist. Insbesondere verwies er auf den 2010 verabschiedeten Beschluss X/33 der UN Biodiversitätskonvention, Absatz 8(w), der besagt, dass keine klimabezogenen Geoengineering-Aktivitäten, die sich auf die biologische Vielfalt auswirken, stattfinden sollten, es sei denn, bestimmte Kriterien sind erfüllt – wie z. B. wissenschaftlich fundierte, globale, transparente und wirksame Kontroll- und Regulierungsmechanismen und eine angemessene wissenschaftliche Grundlage, um solche Maßnahmen zu rechtfertigen. Maupai betonte, wie wichtig es sei, das Geoengineering-Moratorium der Biodiversitätskonvention als Grundlage für die Stärkung und Operationalisierung künftiger Governance-Mechanismen zu nutzen. „Wir [Deutschland] glauben, dass dieser Text die Gemeinsamkeiten widerspiegelt, die wir bereits haben“, stellte er fest, und dass eine solche „Nichtnutzungsbestimmung sicherstellt, dass diejenigen, die Entscheidungen über Solar Radiation Management treffen könnten, zweimal überlegen und vorsorglich handeln.“

Der Weg nach vorn

Die Diskussionen auf dem Wissenschafts-Gipfel während der 79. Generalversammlung der Vereinten Nationen zeigen die wachsende globale politische Unterstützung für ein Nichtnutzungsabkommen für solares Geoengineering. Die Positionen unterstreichen die Haltung einiger der am stärksten von der Klimakrise betroffenen Länder und Regionen, riskante technologische Eingriffe abzulehnen, und betonen die dringende Notwendigkeit echter Klimalösungen. Diese Entwicklungen stellen einen wichtigen Schritt dar, um sicherzustellen, dass die globale Reaktion auf die Klimakrise weiterhin auf den Grundsätzen der Gerechtigkeit, Vorsorge und des Multilateralismus beruht.

Tani forderte dazu auf, mit vereinten Kräften eine globale Mehrheit gegen solares Geoengineering zu erreichen, indem „nationale und regionale Verpflichtungen zur Schaffung eines Nichtnutzungsabkommens unter der Führung des Globalen Südens eingegangen werden, um zu zeigen, dass es keine Zustimmung für Experimente und den Einsatz gibt“.

In Zukunft wird besonders auf die starke Führungsrolle gleichgesinnter Länder zu schauen sein, die sich weltweit für den Verzicht auf solares Geoengineering einsetzen. Es ist klar, dass diese Bemühungen die Chance bieten, in Richtung eines globalen Konsenses gegen den Einsatz von solarem Geoengineering zu arbeiten.