Wieso führte Böll einen Kampf gegen die BILD-Zeitung?

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BILD-Zeitung und Springer-Verlag mit ihrer einseitigen und skandalisierenden Berichterstattung waren in Bölls Augen eine Gefahr für die bundesdeutsche Demokratie. Dann geriet er selbst ins Visier des Boulevard-Imperiums. 

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In der einseitigen und skandalisierenden Berichterstattung der BILD-Zeitung sowie der immensen Medienmacht des Springer-Verlags sah Heinrich Böll in den 1960er und 1970er Jahren eine Gefahr für die Informationsfreiheit und damit auch für die Demokratie. Er unterstützte diesbezüglich Proteste, angefangen von der Außerparlamentarischen Opposition bis hin zum Boykott-Aufruf der Gruppe 47, und forderte auf dem Höhepunkt der Studentenunruhen nach dem Mordanschlag auf Rudi Dutschke eine Untersuchung über die Verantwortung des Springer-Konzerns. 

Springer-Redakteure warfen Böll Terror-Unterstützung vor

In einer Erklärung, die neben 14 Professoren auch Heinrich Böll unterschrieb, hieß es: «Dieses Klima ist systematisch vorbereitet worden von einer Presse, die sich als Hüterin der Verfassung aufführt und vorgibt, im Namen der Ordnung und der Mehrheit zu sprechen, mit dieser Ordnung aber nichts Anderes meint als die Herrschaft über unmündige Massen und den Weg in einen neuen, autoritätsbestimmten Nationalismus.» Einige Redakteure des Springer-Verlags wiederum sahen in der Unterstützung der Proteste durch «linke Intellektuelle» ein Aufwiegeln der Jugend und machten sie für Gewaltaktionen der Demonstranten mitverantwortlich. Im Januar 1972 erschien im Spiegel der Artikel «Will Ulrike Gnade oder freies Geleit?», in dem Heinrich Böll den Springer-Verlag massiv angriff. 

Politiker von CDU/CSU als Trittbrettfahrer der diffamierenden Stimmungsmache 

Der Text war zum Teil provokant und angreifbar formuliert und löste eine monatelange Kampagne von Presseverlagen und CDU/CSU-Politikern gegen den Autor aus. Böll wurde diffamierend unterstellt, ein Sympathisant der Terroristen zu sein und Gewaltakte zu akzeptieren. Diese Erfahrung mit den Praktiken der BILD-Zeitung fand später ihren Niederschlag in «Die verlorene Ehre der Katharina Blum», eines von Bölls erfolgreichsten Büchern.

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