7. Europäisches Geschichtsforum

Tagungsbericht

Das 7. Europäische Geschichtsforum am 14.-15. Mai in Berlin befasste sich mit den Ereignissen von 1968 in Osteuropa, wie auch mit deren Rezeption in den jeweiligen Ländern und ihre Darstellung heute. Die Konferenz ging vor allem der Frage nach, wie sich die nationalen Narrative zum Jahr 1968 gestalten.

7th European History ForumЕвропейский исторический форум.

Prager Frühling
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Prager Frühling

Walter Kaufmann von der Heinrich-Böll-Stiftung erinnerte in seiner Begrüßung am ersten Konferenztag daran, dass es in der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts zwar vor allem viele große Tragödien gegeben habe, dabei aber nicht vergessen werden sollte, dass zu diesem Jahrhundert auch das Jahr 1968 als markantes Symbol für gesellschaftliche Reformversuche gehöre.

Er hob hervor, dass die Ereignisse von 1968 in Westeuropa recht gut erforscht seien, allerdings sehr viel weniger bekannt sei, was in diesem Jahr eigentlich in den Ländern des Ostblocks geschah. Noch weniger sei über die Erinnerung in Osteuropa an den sowjetischen Einmarsch nach Prag bekannt, wie auch über die Reaktionen hierauf oder die Proteste in Jugoslawien und der DDR. Wenig untersucht sei auch, warum sich die historische Erinnerung so und nicht anders entwickelt hat. Dabei sei es erstrebenswert, das Jahr 1968 in einem internationalen Kontext aufzuarbeiten, jenseits der nationalen Narrative (auch wenn ein solcher Dialog derzeit offensichtlich schwierig zu führen sei).

Kaufmann äußerte die Hoffnung, dass man sich auf der Konferenz, zu der sich Forscher und Aktivisten aus Deutschland und vielen Ländern Osteuropas zusammenfanden, einer Lösung dieser Aufgabe zumindest nähern werde. Die Teilnehmer kamen u.a. aus Tschechien, Serbien, Ungarn, der Ukraine, Belarus und Russland. Walter Kaufmann widmete das diesjährige Europäische Geschichtsforum dem Gedenken an Arsenij Roginskij, den verstorbenen Vorstandsvorsitzenden der Gesellschaft Memorial International.

Die Epoche von 1968

Den einleitenden Vortrag hielt Irina Sherbakova von Memorial International. Sie schlug vor, nicht von dem einzelnen Jahr 1968 zu sprechen, sondern vielmehr von einer „Epoche von 1968“. In der Sowjetunion habe damals bei vielen die Befürchtung bestanden, dass das Regime den Entstalinisierungsprozess beenden und es wieder zu einem Angriff auf die sich vorsichtig andeutenden Freiheiten kommen könnte.

Viele junge Sowjetbürger hätten aufmerksam die Liberalisierung in der Tschechoslowakei und den Prager Frühling verfolgt und dabei auf einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ gehofft. Sie seien davon ausgegangen, dass die Reformen dort große Aussicht auf Erfolg haben, weil die politische Elite zu Veränderungen bereit war.

Irina Sherbakova illustrierte das anhand eigener Erlebnisse. Sie sei 1967 in Prag gewesen und erinnere sich an die Atmosphäre von Freiheit, die damals dort geherrscht habe. Am 21. August 1968 jedoch wurde im sowjetischen Fernsehen der Beginn der „brüderlichen Hilfe“ für das Volk der Tschechoslowakei verkündet. Es sei von der „internationalen Pflicht“ der sowjetischen Soldaten gesprochen worden, worauf alle Hoffnungen zerstoben. Irina Sherbakova erklärte, sie und ihr Bekanntenkreis hätten umgehend von der Demonstration von acht Personen vom 25. August auf Roten Platz in Moskau erfahren, die sofort gestoppt und mit Gefängnisstrafen geahndet wurde. Es sei die wichtige Botschaft gewesen, dass Protest im Prinzip möglich sei. Auch von den Studentenprotesten in Westeuropa habe man gewusst, weil in der UdSSR Transistorradios bereits weit verbreitet waren. Der Kampf der Studenten dort gegen die Autoritäten sei zwar auf Sympathie gestoßen, doch habe vieles auch abgeschreckt und an die negative sowjetische Erfahrung der Oktoberrevolution erinnert.

Irina Sherbakova erinnerte sich daran, wie sie sich 1969 mit Studenten aus Westdeutschland getroffen und mit ihnen gestritten habe: Sie habe zu erklären versucht, dass man keine tatsächliche Revolution zulassen dürfe. Heute sei sie der Ansicht, dass die Proteste von 1968 in den westeuropäischen Ländern letztendlich zu schrittweisen Veränderungen geführt hätten, während solche Veränderungen in der UdSSR bis Ende der 1980er Jahre nicht einmal im Ansatz zu erkennen gewesen seien. Jetzt stehe die Gesellschaft in Russland vor den gleichen Problemen wie schon 1968.

1968 in osteuropäischen Ländern

Das erste Panel unter der Moderation von Nina Happe beschäftigte sich mit den Ereignissen 1968 in den osteuropäischen Ländern. Nina Happe unterstrich, dass es wichtig sei, die Schlüsselereignisse anzusprechen, da darüber im Westen recht wenig bekannt sei. Auf dem Podium saßen Milan Ristović (Serbien), Zofia Wóycicka (Polen/Deutschland), Ivan Kurilla (Russland) und Jakub Jareš (Tschechien).

Der Prager Frühling

Jareš berichtete von den politischen Hintergründen des Prager Frühlings. Er war der Ansicht, dass der Prager Frühling ein Phänomen darstellte, das von den Studentenprotesten in Westeuropa völlig getrennt war. Die Tschechen hätten zwar gewusst, dass die Menschen in Westeuropa mit kommunistischen Ideen sympathisierten (Jareš nannte das Beispiel Rudi Dutschke, seinen radikalen Marxismus und seine revolutionären Parolen), dass man sich aber in der ČSSR überhaupt nicht dafür interessiert habe, weil die Situation im eigenen Land und die eigene politische Agenda sehr viel aufmerksamer verfolgt wurde.

Heute sei in der Erinnerung der Tschechen das Phänomen des Prager Frühlings und dessen grausame Niederschlagung präsent, während Überlegungen über einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ nicht mehr aktuell seien.

68er-Proteste in Jugoslawien und Polen kamen überraschend

Auch Milan Ristović skizzierte die damalige politische Situation in Jugoslawien: Es sei in Belgrad, Zagreb und anderen Städten zu Studentenprotesten an den Universitäten gekommen und deutlich geworden, dass sich das jugoslawische System in einer tiefen Krise befindet. Dann habe Tito die Agenda der Proteste übernommen und den wirklichen, unabhängigen Protest unterdrückt. Interessant sei hierbei, dass die jugoslawischen Politiker perplex waren, dass sich überhaupt jemand an den Protesten beteiligte: Sie seien davon ausgegangen, dass die Studenten von 1968 die erste apolitische Generation in Jugoslawien darstellen.

Anschließend wurde die Frage diskutiert, ob es eine Verbindung zwischen den Studentenprotesten und nationalistischen Bewegungen gegeben hat. Die Ansichten hierzu waren geteilt: Zofia Wóycicka stellte die Ereignisse des Jahres 1968 in Polen dar, wo es zwei parallele und nicht miteinander verbundene Prozesse gegeben habe, nämlich die Studentenproteste und die antisemitische Kampagne. Wie auch in Jugoslawien sei das Regime in Polen davon ausgegangen, dass nun schon stabile Verhältnisse herrschen, und man sei deswegen auf die Proteste nicht vorbereitet gewesen.

Zofia Wóycicka berichtete, dass die Proteste als Reaktion auf das Verbot des Theaterstücks Totenfeier (poln.: Dziady) ausbrachen, das von der Regierung als antisowjetisch eingestuft wurde. Gleichzeitig hätten die Nationalkommunisten eine antisemitische Kampagne gestartet; Anlass sei hier der Sechstagekrieg in Israel gewesen. Allerdings sei antisemitische Rhetorik auch zur Bekämpfung der Studentenproteste eingesetzt worden.

Ein neuer Typus oppositioneller Betätigung in der UdSSR

Ivan Kirilla berichtete von den Ereignissen des Jahres 1968 in der UdSSR: Seiner Ansicht nach habe lediglich ein kleiner Teil der sowjetischen Gesellschaft alternative Nachrichten gehört (über eben jene Transistorradios, mit denen man Radio Liberty, die BBC usw. empfangen konnte). Der Großteil des sowjetischen Publikums habe nur die offizielle Version der Ereignisse gekannt. In der Ära von Glasnost und Perestroika seien dann folglich zwei Versionen der Ereignisse aufzuarbeiten gewesen („rechtswidrige Besetzung“ und „Bruderhilfe für das Volk der Tschechoslowakei“).

Kurilla unterstrich, dass die Bedeutung der Demonstration von 1968 und des offenen Briefes von Anatolij Jakobson über diesen Protest vor allem darin liege, dass sie einen für die UdSSR neuen Typus oppositioneller Betätigung dargestellt habe: Das eine wie das andere seien kein Appell an das Regime gewesen, sondern ein Appell „an die Weltgemeinschaft“, ein Einbinden der UdSSR in einen internationalen Kontext, eine Forderung nach Glasnost.

Warum 1968 und nicht früher oder später?

In der anschließenden Diskussion wurde unter anderem der Frage nachgegangen, ob es eine Erklärung gibt, warum sich dies alles ausgerechnet 1968 ereignete. Zofia Wóycicka meinte, die Veränderungen seien möglich geworden, weil bereits die erste poststalinsche Generation herangewachsen war. Milan Ristović war hingegen der Ansicht, dass es sich in Jugoslawien um die erste nichtagrarische Generation gehandelt habe, und die habe politische Ansprüche angemeldet.

Von der Klassen- zur Massengesellschaft

Das zweite Panel (Moderation: Natalija Dimić und Aleksandra Polivanova) war ein Gespräch mit Zeugen und Beteiligten der Ereignisse 1968, mit Ágnes Heller, (Budapest), Milan Horáček (Prag) und Burkhard Kleinert aus (Ost-)Berlin.

Ágnes Heller erklärte, 1968 hätten sich zwei bedeutsame und voneinander unabhängige Prozesse vollzogen, einerseits der Prager Frühling, der endgültig aufgezeigt habe, dass ein Dialog mit der UdSSR nicht möglich ist, und anderseits die Entwicklung der „neuen Linken“, die die Geschichte Westeuropas, der USA, Japans, Australiens und anderer Länder zumindest bis 1973 geprägt habe. Hellers Erinnerungen zufolge hätten in Ungarn nach 1956 Flaute und Depression geherrscht und 1968 sei dann – natürlich gespeist durch den Prager Frühling – Hoffnung aufgekommen. Diese Hoffnung sei dann im August, nach dem Einmarsch, verloren gegangen.

Auch der Traum der ungarischen Populisten von einem „dritten Weg“ zwischen Sozialismus und Kapitalismus sei zerstört worden. Ágnes Heller war seinerzeit linksgerichtete Philosophin, habe aber nicht die sowjetische Variante des Kommunismus unterstützt. In jenem Moment der Enttäuschung, als es schien, dass grundsätzlich nichts außer Kapitalismus und liberaler Demokratie möglich sei, da habe die „neue Linke“ ihr und ihrer Umgebung neue Hoffnung gegeben. Wichtigste Folge der Ereignisse von 1968 sei der Wandel von der Klassengesellschaft in jene „Massengesellschaft“ gewesen, in der wir heute leben, und in der Revolutionen nicht mehr möglich seien (Veränderungen aber durchaus), resümierte Heller.

Burkhard Kleinert erzählte, welche Proteste es in Ostberlin gegeben hat. Die Reaktion vieler junger Leute auf den Einmarsch in die Tschechoslowakei sei heftig gewesen: Er selbst habe sich am Druck von Samisdat-Flugblättern beteiligt (im Dezember 1969 wurden er und seine Freunde von der Stasi verhaftet). Darüber hinaus gründeten sie eine Untergrundbibliothek und unterhielten Kontakte zu protestierenden Studentengruppen aus Westberlin. Das sei, so Kleinert, ein Zeichen für das Ende des sozialistischen Systems gewesen.

Milan Horáček äußerte Zweifel, ob sich die tatsächlichen Erinnerungen an 1968 von späteren Interpretationen trennen ließen, und er stellte generell die Bedeutsamkeit jener Ereignisse in Frage: Sie hätten keine wesentlichen Siege oder Veränderungen mit sich gebracht. Alexandra Polivanova fragte die Podiumsteilnehmer, ob sie seinerzeit von den Protesten in der UdSSR (insbesondere von der Demonstration der acht auf dem Roten Platz) gewusst hätten. Die meisten sagten, sie hätten erst etwas später davon erfahren. Es habe für sie eh keine große Bedeutung gehabt, da sie überzeugt waren, dass acht Protestierende das sowjetische totalitäre System nicht würden ändern können.

René und Heinrich Böll im Prager Frühling

Am Abend folgte ein Gespräch mit René Böll, der sich im August 1968 gemeinsam mit seinem Vater Heinrich in Prag befand und Zeuge des sowjetischen Einmarsches wurde. Heinrich Böll schrieb in seinen Tagebüchern, dass ihn am stärksten der unbewaffnete Widerstand der Tschechen beeindruckt habe. René Böll erinnerte sich, dass er sich damals als junger Mensch der Gefahr gar nicht bewusst gewesen sei und überall, wo es nur ging, die sowjetischen Soldaten fotografiert habe; die Fotos habe er heute noch.

Einen historischen Narrativ schaffen

Am zweiten Tag des Forums fanden Workshops und Exkursionen für eingeladene Teilnehmer statt, für Historiker, Aktivisten, Museumsmitarbeiter... Walter Kaufmann hob in seiner Einführung hervor, dass es stets das Ziel des gemeinsam mit Memorial International veranstalteten Europäischen Geschichtsforums gewesen sei, ein historisches Narrativ zu schaffen, das in gewisser Konkurrenz zum offiziellen Narrativ steht, das der Staat vorzugeben sucht, das immer eng mit der Gegenwart verknüpft ist und das als Begründung für aktuelle Politik dienen soll.

In diesem Jahr wolle man der Frage nachgehen, wie sich das Interesse einer neuen Generation an 1968 gestaltet, und wie die Ereignisse kritisch aufgearbeitet werden. Der zweite Konferenztag werde sich den heutigen Interpretationen jener Zeit widmen. Die geplanten Exkursionen würden zwar nur in Berlin stattfinden, seien von den Veranstaltern aber als Denkanstoß gedacht, wie die Geschichte von 1968 in den Städten Osteuropas möglicherweise darzustellen wäre.

Die Teilnehmer wurden in Gruppen geteilt: Jede konnte eine der drei Workshops besuchen und an einer der vier Exkursionen teilnehmen. Am Abend wurden die Ergebnisse zusammengeführt.

Workshop 1 behandelte die Ereignisse 1968 in Jugoslawien und deren Bedeutung heute. Erörtert wurde der Generationenkonflikt (den es nach einhelliger Meinung in Jugoslawien nicht gegeben habe), die dynamische Entwicklung der Städte und der Wandel der Agrargesellschaft sowie die nationalistische Bewegung und deren Verbindung zu den Protesten. Betont wurde, dass das Thema 1968 in Jugoslawien aus Sicht der Gender- und Alltagsgeschichte noch nicht ausreichend erforscht ist.

Workshop 2 widmete sich der Frage, wie die Geschichte von 1968 in den Ländern Osteuropas erzählt wird. Ein Thema waren die historischen Narrative im heutigen Russland. Das offizielle historische Narrativ beziehe sich auf die Vergangenheit, doch auch der Versuch, eine alternative Geschichte zu etablieren, die Geschichte der Dissidenten- und Bürgerrechtsbewegung, beziehe sich auf die Vergangenheit. Daher komme es darauf an, sich bewusst zu machen, wozu und mit welchen Mitteln das unternommen wird. Die Teilnehmer der Demonstration vom 25. August 1968 auf dem Roten Platz und generell die Dissidenten sollten nicht mythologisiert werden (Walter Kaufmann ergänzte hierzu, dass die Teilnehmer an den linken Protesten in Westeuropa ebenfalls mythologisiert und zu Helden einer Popkultur gemacht wurden). Besser sei es, eine Geschichte darüber zu schreiben, wie die Bürgerrechtsbewegung und die Kultur öffentlichen friedlichen Protestes entstanden, eine Geschichte, die aus unterschiedlichen Perspektiven mit historiographischen Methoden zu betrachten wäre. Dabei müsse man verstehen, dass in den verschiedenen Ländern der ehemaligen Sowjetunion und den verschiedenen Teilen Russlands die Erinnerung an die Proteste von 1968 sehr unterschiedlich sein könne, eine kanonische Geschichte der „acht Demonstranten“ sei nicht für alle ein Schlüsselthema.

Workshop 3 befasste sich mit der Erinnerung an 1968 in den Warschauer-Pakt-Staaten und damit, woran man sich heute erinnert, insbesondere mit der Frage, ob sich das auf die damalige Aussicht auf einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ bezieht. Erörtert wurde auch, wie sich das Schicksal der Protagonisten der Proteste anschließend gestaltete. Auch in diesem Workshop war man der Ansicht, dass für die Menschen in Mittelosteuropa die Meldungen von dem Protest in Moskau auf dem Roten Platz keine besondere Bedeutung gehabt hätten: Auch wenn die UdSSR eine totalitäre Macht gewesen sei, die die Zukunft seiner Nachbarländer bedrohte, so habe es keine Hoffnung auf Veränderungen durch punktuelle Proteste gegeben, und niemand habe eine besondere Symbolkraft dabei wahrgenommen, dass die Demonstranten vom 25. August eben gerade in der Hauptstadt der UdSSR auf die Straße gingen, vor aller Augen. Viele Teilnehmer dieses Workshops waren der Ansicht, dass 1968 auf politischer Ebene fast nichts verändert habe, weil nur eine sehr kleine Gruppe Intellektueller den Protest unterstützt hätten. Andererseits seien die kulturellen Impulse als abgeleitete Folge von 1968 nicht zu leugnen.

Alle Workshops fanden als Foren statt, auf denen jeder Teilnehmer sich äußern und an der Diskussion beteiligen konnte.

Anschließend fanden vier Exkursionen statt. Eine Fahrradtour führte durch den Berliner Bezirk Charlottenburg und beinhaltete ein Gespräch mit einem Zeitzeugen der Ereignisse von 1968. Die zweite Exkursion führte ins Deutsche Historische Museum und dessen Ausstellungsteil zu den sechziger Jahren, wo die DDR und die BRD anfangs einzeln dargestellt werden, sich jedoch anschließend von oben ein Blick auf beide Ausstellungsteile und somit ein Gesamtbild ergibt. Die Ausstellung zeigt auf gelungene Weise den Alltag der Menschen, so dass man sich leicht in die Beteiligten hineinversetzen kann. Der Spaziergang durch Kreuzberg zeichnete die Entwicklung des Bezirks nach: Als die Sanierung des Bezirks begann, in dem die Gebäude nach dem Zweiten Weltkrieg in schlechtem Zustand waren, hätten sich die Bewohner zunächst gegen eine Modernisierung gewandt – die Protestkultur sei also erhalten geblieben. Die Exkursion per Bus zu Orten des Protestes in Ost- und Westberlin wurde von Ingo Juchler geleitet, Historiker an der Universität Potsdam und Autor eines Buches über das Jahr 1968 in der DDR.

Den Abschluss des Geschichtsforums bildete ein Empfang unter dem Motto 1968 mit Musik der sechziger und siebziger Jahre.