Die Jerusalem Talks

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Podium: Jerusalem Talks
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Podium v.l.n.r.: Judith Schulte-Loh (Moderation), Joschka Fischer, Faten Mukarker, Dan Meridor, Naomi Chazan, Lars Faaborg-Andersen

Am 02. Juni 2014 fand unter dem Titel "Beste Freunde? Israel-Deutschland-Europa" in der Cinematheque in Jerusalem die Auftaktveranstaltung der Diskussionsreihe „Die Jerusalem Talks“ statt. Joschka Fischer diskutierte mit Dan Meridor, Faten Mukarker, Lars Faaborg-Andersen und Naomi Chazan.

Die Moderation übernahm die erfahrene Radiojournalistin Judith Schulte-Loh, der Radiosender WDR5 strahlte die Veranstaltung als einstündiges Feature aus.

 

Warum gibt es keinen Frieden im Nahen Osten? Das war die Ausgangsfrage dieser Diskussionsrunde, die der frühere Außenminister Deutschlands, Joschka Fischer, im Gespräch mit dem ehemaligen Minister und Likud-Abgeordneten Dan Meridor, der palästinensischen Autorin Faten Mukarker, dem Leiter der EU-Delegation in Israel, Lars Faaborg-Andersen, und der Politologin und Politikerin Naomi Chazan erörterte. Der große Saal der Cinematheque in Jerusalem war fast bis zum letzten Platz besetzt.

Diese öffentlichen Gesprächsrunden sollen Themen aufgreifen, die das soziale, politische und kulturelle Leben beider Länder betreffen. Dadurch soll das gegenseitige Verständnis vertieft werden. Die Teilnehmer sind so ausgesucht, dass auch unterschiedliche Auffassungen im deutsch-israelischen Verhältnis deutlich werden. Durch die Radioübertragung des WDR hat die deutsche Öffentlichkeit die Möglichkeit, Akteure vor Ort unmittelbar zu hören und sich selbst ein Bild von den schwierigen Voraussetzungen für eine dauerhafte Lösung im Nahen Osten zu machen.

In seinem Eingangsstatement konstatierte Joschka Fischer, dass die Verhandlungen an einem Mangel an politischem Willen auf beiden Seiten gescheitert seien. Fischer sieht darin ein sich wiederholendes Grundmuster und einen Hinderungsgrund für eine dauerhafte Friedenslösung. Eine Strategie könne darin bestehen, den Prozess zu internationalisieren und die Lösung zu regionalisieren. Wie das im Einzelnen aussehen könnte, erläuterte er allerdings nicht.

Dass nur ein Vertrag dies gewährleisten kann, darüber waren sich alle Teilnehmer/innen auf dem Podium einig.

Alle Seiten sehen die derzeitige Lage als fatal an, weil selbst die USA aus einer Position der Stärke heraus keine Erfolge erzielen konnten und nun offensichtlich die Obama-Administration dazu tendiert, beide Seiten ihrem Schicksal zu überlassen.

Über die Bedingungen eines Friedensabkommens war man sich im Detail nicht einig. Frau Faten Mukarker, als palästinensische Stimme, wies immer wieder darauf hin, dass fundamentale Grundrechte für Palästinenser eine Voraussetzung für die Zwei-Staaten-Lösung sein müssten. Die zentrale Frage des Rückkehrrechts der Palästinenser in ihre ursprünglichen Wohngebiete im heutigen Israel sieht sie als eine grundsätzliche moralische Frage an, deren Realisierung sie allerdings nicht für wahrscheinlich hält. Die Mauer habe die Probleme zwischen beiden Seiten nur vertieft, da es keine Begegnungen zwischen Israelis und Palästinensern im Alltag mehr gebe. Die Traumata auf beiden Seiten vertieften sich.

Auch Naomi Chazan war der Meinung, dass in der derzeitigen Situation keine Seite in Sicherheit leben kann und sich die Lage nur verschlimmern wird. Das regionale Destabilisierungspotential und die Dynamik, die darin steckt, gefährden die gesamte Region. Was Sanktionen von außen angeht, so war sie sich mit dem EU-Botschafter Lars Faaborg-Andersen einig, dass Boykottmaßnahmen gegen Israel nicht angemessen seien. Allerdings betonte Faaborg-Andersen, dass er die EU-Richtlinien zur Kennzeichnung von Produkten jenseits der Grünen Grenze auch weiterhin befürwortete.

Diese Auftaktveranstaltung bestätigt, dass das Konzept überzeugen kann und ein publikumswirksamer Beitrag zum deutsch-israelischen Dialog darstellt. Die Reihe sollte mit unterschiedlichen Themen, die für beide Länder zentral sind, fortgesetzt werden.



Audio-Feature des WDR 5: Jerusalemer Gespräche: Beste Freunde? - Israel-Deutschland-Europa



 

„Über welches Land schreiben wir?“ Die zweiten Jerusalem Talks finden am Mittwoch, den 3. September 2014 in der Cinematheque in Jerusalem statt.

Diesmal steht die gegenseitige Medienberichterstattung im Mittelpunkt. „Über welches Land schreiben wir?“ Der Krieg im Gaza hat mit seinen Aufnahmen der Zerstörung die Macht der Bilder ins Bewusstsein gerückt. In der Diskussion wird danach gefragt, welchen Einfluss die Medien insgesamt auf die Wahrnehmung von Krieg haben, welche Vorstellung von Israel und Palästina durch die internationale Berichterstattung vermittelt wird und ob kritische Meinungsäußerungen in Israel durch den Krieg eingeschränkt wurden und ob dadurch die Demokratie gefährdet werde.

Es diskutieren:

Ralf Fücks, Vostand der Heinrich-Böll-Stiftung

Bettina Gaus, politische Korrespondentin der TAZ

Avraham Burg, ehemals Sprecher der Knesset und Vorstand der Jewish Agency for Israel

Gideon Levy, Koluminist der Tageszeitung Haaretz

David Witzthum, Kommentator der Televion News, Israel Broadcasting Authority

Moderation: Doris Simon vom Deutschlandfunk